Wolkenstadt: Wetter – Die letzten Fallen

…Eiter und Fäkalien, das Weiß der Wolken war nicht mehr zu erkennen. Je näher die Armee des Guten dem Schlummerwummerlandtal kam, desto abstoßender wurde die Umgebung. Der Sheriff-Stern-Träger blieb stehen. „Haaaalt!“, rief der Ameisen-Anführer. „HALT, HALt, HAlt, Halt …“, lief es wie ein Echo nach hinten in die Reihen. Schepper, Bumm, Boing. „Da gehen wir nicht lang“, flutschte es als erstes den Elfenmädchen aus den Mündern. Das Entsetzen war nicht nur in ihren Gesichtern zu erkennen, schockiert schauten die Diamantbären auf ihre funkelnden Pranken, Zeus und Poseidon gingen unterbewusst einen Schritt nach hinten. Die „glückliche“ Fee tat es den Elfenmädchen gleich. Die Schmetterlinge saßen zwar auf ihren Schäfchenwolken, aber diese hatten auch nicht sonderlich die Absicht, ihre schönen weißen Füße in dieser Brühe zu versauen. „Und nun?“, wollte Darfo wissen. Er war hin- und hergerissen. Um den Sommer zu retten, um ihnen und allen Lebewesen auf der Erde wieder ein qualitativ hochwertiges Dasein zu ermöglichen, mussten sie zum Schlummerwummerlandtal – und die verbliebene Wetterfee und die böse Hexe besiegen. Sie wussten, dass diese wahrscheinlich fiese Fallen, ärgerliche Abwehrmaßnahmen, getroffen hatten, wie es wahrscheinlich nur der Nordvietkong machen würde. Aber dies hier übertraf alle Erwartungen! Und das war erst der Anfang!! „Was werden sie noch für uns haben?“, schaute das eine Elfenmädchen ihre Schwester an. Erdhörnchen-Chef Schippa ging nach vorne zu Johnny. Der Sheriff-Stern-Träger war jetzt ganz in seinem Element. Unordnung und Chaos kannte er aus seinem Zimmerchen im Schmetterlingshaus. Gut, das war hier schon etwas mehr, ein wenig übler. Aber echte Jungs wussten, wie man die Ruhe bewahrte. Daraufhin trainierten echte Machos mit ihren Zimmern schließlich ein ganzes Leben hin (bis sie in den heiligen Bund der Arbeitsabnahme gingen). Schippa und die anderen Erdhörnchen Koschalski, Freako und Reivate sahen dies ähnlich. Okay, Reivate und Koschalski nicht, aber Freako. Das Lebenstraining in einer Wohnung voller Chaos zahlte sich jetzt aus. „Es ist niemals so schlimm, wie es aussieht“, sagten Johnny und Schippa fast zeitgleich, blickten dabei cooool geradeaus, abgehärtet bis unter die Kopfhaut. „Denkst du auch, was ich denke?“, wollte Schippa wissen. Ruhe. „Was?“, schaute Johnny ihn ahnungslos an. „Dass nichts so schlimm ist, wie es ist!“ „Ach du meinst, es ist niemals so schlimm, wie es aussieht?“ Jep, Jep, nickten sich die beiden „echten Männer“ an … und spuckten cool ein Stück altgekaute Zuckerwatte auf den Boden. Sie hatten es in ihren Mündern in den Wangen deponiert, um es auf lange Zeit zu genießen. Johnny öffnete in Cowboymanier, in seinem Sattel sitzend, kurz ein kleines Lederbeutelchen, riss zwei Stücke Zuckerwatte ab – und beide „Kerle“ stopften sie sich wieder in die Wangen. Sie waren Lonesome Riders, Freibeuter, sie waren Renegades. Die Sonne ging über den Wolken bald unter, am Ende dieses Wolkemgebirges konnten sie schon den pechschwarzen Dunst über dem Schlummerwummerlandtal sehen. Sie waren nicht mehr weit weg – und von diesen Fallen würden sie sich garantiert nicht aufhalten lassen. Dafür hatten sie zu viel erlebt, dafür stand viel zu viel auf dem Spiel. Schippa und Johnny schauten sich die Brühe vor ihnen an … und nickten. Mit einem Mal griff sich das Erdhörnchen eine Späher-Ameise. Ein Raunen des Schocks lief durch die Millionen Anwesenden, Johnny zog eine Fletsche mit Himmelsfreizeitparklogo aus seiner Satteltasche. Dann spannte er die Ameise ein – und schoss sie in hohem Bogen auf die Suppe aus Eiter und Fäkalien. „Verluste gibt es immer“, kniff Schippa ein Auge zu und beobachtete den Flug. Uuuuuund „Aaaaaaaaaah“, rief die Menge, „Plopp“ machte es kurz, die Ameise schlug in der abartigen Brühe etwas über einem Meter von ihnen entfernt auf, Eiterwellen liefen vom Einschlagspunkt in alle Richtungen … und eine Sekunde später tauchte ein Ameisenköpfchen auf, an das die dazugehörige Hand aufgeregt mit einem Finger tippte. „Sagt mal, habt ihr sie noch alle????“, schimpfte die Ameise und kam wild fluchend auf sie zugelaufen. Johnny und Schippa grinsten sich an, die Armee des Guten war ganz erstaunt. Die fragenden Blicke von Sonja, Martha, Darfo, des Ameisenanführers und des Diamantbärenchefs sowie allen anderen ruhten auf den beiden Zimmer-Chaos-Experten. Schulterzuckend blickte Schippa sie an … und zeigte mit seinem Daumen über seinen Rücken zu dem allüberragenden Turm hinter ihnen. „Als wenn der Big-Boss zulassen würde, dass es hier so eine Sauerei geben würde“, trat er Johnnys Schäfchenwolke zu dessen Überraschung in die Seite … sie machte den ersten Schritt in die Illusion, … dann den zweiten, den dritten … und von oben konnte er genau erkennen, wie das Weiß unter dem Illusionsnebel zum Vorschein kam. Schon folgten die anderen, zwar zaghaft und zaudernd, aber je mehr Gute den Morast betraten, desto heller wurde wieder der Boden. Ein Weißkeil im dunkelfarbenen Schlechten! Schritt für Schritt näherten sie sich ihrem Ziel, die junge Männer Zeus und Poseidon hatten derweilen zu den Elfenmädchen und der „glücklichen“ Fee aufgeschlossen, die Ameisenarmee feierte heimlich den todesmutigen Fletschen-Helden … bis auf einmal der Boden unter drei Diamantbären nachgab … und sie hinunter auf die Erde stürzten. Durch ein Fenster in der Größe eines 100-Zoll Flachbildfernsehers fielen sie schreiend, nach Hilfe rufend, mit allen Armen wedelnd auf die blaue Erde runter, so als wollte ihr Sturz sagen: Seht, das geschieht, wenn ihr euch dem Schlummerwummerlandtal nähert! „Aaaaaah“, schrien alle Anwesenden auf, die ersten Diamantbären ergriffen die Flucht. „Wir sind auch gleich weg“, kreischten die Elfenmädchen ganz panisch. Die Schmetterlinge Sonja, Martha, Darfo und Johnny schauten sich nun doch etwas ängstlich an. Martha griff an den Anti-Beutel an ihrem Hals … bis Poseidon und Zeus mit müdem Lächeln, ganz die alten Regenten-Profis, zu dem Loch in Bildschirmgröße gingen. „Glaubt niemals wirklich das, was euch in Quadraten präsentiert wird“, kicherten die alten jungen Männer. Beide standen nun am Rand des Fensters, hielten ihren Blitz und ihren Dreizack hinein – und siehe an, wie durch das Wasser eines Teiches drangen die Stäbe das Bild verzerrend nach unten … und drei Diamantbärenhände griffen nach den Stangen. Und eins, zwei, drei … waren die verloren Geglaubten aus der Trittfalle wieder nach oben geklettert. „Alte Kriegslist“, kicherten sie wieder und schlossen zum Sheriff-Stern-Träger auf. Die Diamantbären checkten sich ungläubig ab. Alles noch dran. Arme, Beine, Diamanten. Aber es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Über dem Schlummerwummertal schossen noch dunklere Wolken in den Himmel, der Horizont wurde von Blitzen erfüllt. „Los, los, los“, gingen die Erdhörnchen Schippa, Koschalski, Reivate und Freako nun vor, Johnny mühte sich, mit den „echten Männern“ gleichzuziehen. Sie gingen und hüpften, sie beobachteten und analysierten. Der Rand des Schlummerwummerlandtals war nicht mehr fern, nur noch wenige Meter … da schoss wie von Geisterhand ein leichter Nebel aus der Caldera vor ihnen in die Höhe, flog über den Köpfen der Armee des Guten hinweg, stieß hinunter … und durch die willensschwachen Körper einiger hindurch. Dann war der Nebel verschwunden. Alle schauten sich entgeistert an, bis sich die erste Stimme erhob. Giftig, zischend. „Der Ameisen-Chef steht auf kleine Jungs, mag Liebe mit Ameisenbären und isst am liebsten Katzen!“, fauchte auf einmal eine Ameise aus den hinteren Reihen. „Und ich habe gehört, die Diamantbären fressen den ganzen Marsch über heimlich Ameisen!!“, zischte nun die nächste Stimme. „Und ich habe gehört, die Schmetterlinge gehören zu der Hexe und der fiesen Fee, sie wollen uns alle mit in den Abgrund reißen!!!“ Während einige erschüttert aufschauten, ihre Aufgabe, ihr Ziel vergessend, gingen andere noch weiter und fingen an, die Gerüchte zu glauben. „Echt? Hab ichs gewusst!! Ich habs gewusst!!!“ Es waren kaum wenige Sekunden vergangen, da drehten sich die ersten Ameisenspeere gen Verbündete. „Was, was, was …“, stotterten die Schmetterlinge, die „glückliche“ Fee rang mit ihren Gefühlen. Tuschel, Tuschel, Tuschel, je länger sie warteten, desto mehr ließen sich alle von den Gerüchten anstecken, ja, gingen sogar teilweise untereinander auf sich los. Überall zwischen den Millionen Lebewesen gab es bereits kleine Knubbel, in denen sich Ameisen auf die Köppe hauten, sich rangelten und zankten. Sie waren baff, sprachlos – alle waren wie gelähmt … Bis wiederum zwei alte Hasen im jungen Gewand eingriffen, zur in Salzsäulenstarre stehenden Martha gingen … kurz zu ihrer Verwunderung ein Stück des Regenbogens in ihrem Beutel abbrachen, es zu feinstem Staub zerbröselten – natürlich selbst eine kleine Prise konsumierend – uuuuuund dann mit dem kräftigem Atem von Altgöttern über die ungeeinte Masse pusteten. Riesel, Riesel, Riesel, fielen die Regenbogenkörner auf die Streithähne herunter … und es dauerte wiederum nur wenige Sekunden, da schauten sich alle gegenseitig erstaunt an. Hier wurde behutsam eine Faust aus der Magengrube eines anderen gezogen, dort nahm jemand vooooorsichtig den Finger aus dem Auge seines ehemaligen Feindes. Und wieder konnten Zeus und Poseidon nur mitleidig mit die Köpfe schütteln. „Sie nutzen die letzten möglichen Zaubersprüche, die ihnen verbleiben“, sagten die jungen Männer mit Stimmen, in denen jahrtausendalte Weisheiten mitschwangen. Doch dann grinsten sie auf. Martha packte an ihren Beutel, die aufgehende Sonne ließ Johnnys Sheriff-Stern jetzt glänzen. „Das Gute daran: Wir sind jetzt da“, sagten Poseidon und Zeus, gingen an Johnny vorbei. Nach wenigen Schritten legten sie sich an den dunklen Rand des Schlummerwummerlandtals … und schauten runter in den Krater … eines in den Wolken eingelassenen Vulkans! Und dort sahen sie ……

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Diese Geschichte ist eine Vorgeschichte des Buches “Die Schmetterlinge und der verschwundene Sommer”. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Märchen-Abenteuer in der goldenen Himmelstadt wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!

 

Ein Märchen in der goldenen Himmelsstadt ist "Die Schmetterlinge und der verlorene Sommer".

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