Weihnachtsgeschichten: Der unheimliche Weihnachtsgeist

…Sanft erleuchteten die Sterne den Nachthimmel über dem Nordpol. Schnee rieselte leise und bedeckte die bereits schlafenden Tannenbäume. Bei den Elfen gingen die Lichter aus, und schon längst konnten sie Santa im Duett mit Frau Weihnacht schnarchen hören. SCHNARCHschnarchSCHNARCHschnarch. Ruhe kehrte ein, in der geheimen Geheimstadt des Weihnachtsmannes. Darfo krabbelte die Leiter ganz nach oben des Viererhochbettes, Sonja kuschelte sich mit den Füßchen ganz unten in die Decke, und Johnny legte Martha noch schnell eine Knallerbse unters Kopfkissen, die noch einmal am Fenster auf die Friedenslandschaft schaute. „Hach“, seufzte sie verträumt und tappelte dann Richtung Bett. Wirklich viel hatten sie heute erledigt. Unzählige Geschenke hergestellt und verpackt, die Rentiere für den großen Tag trainiert und lecker Zuckerwatte als Abendbrot gefuttert. Ein wahrhaft erfolgreicher Tag. Gerade wollte das Schmetterlingsmädchen ins Bettchen krabbeln, da fiel Darfo noch schnell etwas ein. „Hast du auch den Dehipommessator der magischen Weihnachtsschokolade ausgestellt? Ich finds immer blöd, wenn die dann an der Decke schwebt und wir die erstmal runterfuttern müssen. Danach bin ich immer so satt, dass ich keine Lust mehr hab.“ „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte Martha wissen, während sie das erste Füßchen auf die Leiter stellte. „Na, hörst du nicht, wie er schnattert?“ Sofort stellten alle Schmetterlinge das Atmen ein. LauschLauschLausch. Nanu, schoss es der Rasselbande durch den Kopf. Tatsächlich! „Aber“, kniff Johnny die Äuglein misstrauisch zusammen. „Das ist nicht die Maschine!“ „Nicht die Maschine?“, sprang Martha wieder auf den Boden und rannte zum Fenster. Drei, zwei, eins, standen Darfo, Johnny und Sonja neben ihr und nahmen die geheime Geheimstadt unter die Lupe. SchepperSchepperSchepper, machte es auf einmal, so, als hätte jemand einen Eimer umgetreten – im Dunkeln, versteht sich. „Die Diebe sind hier!“, zuckte Sonja als erstes zusammen. Schockschwerenot, lief ihnen ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. Hilfe!!! Darfo und Martha rannten schon die Wendeltreppe hoch, als Johnny Sonja etwas durch die Fensterscheibe zeigte. „Siehste! Was Weißes! Da huscht was Weißes durch die Nacht!“ Eilig rannten Martha und Darfo wieder herunter und drückten sich die Näschen an dem Glas platt. „Wo, wo, wo?“ „Da!“, zeigte Darfo. Und tatsächlich. Jetzt konnten es alle sehen. „Es…es…es…es könnte ein Weihnachtsgeist sein, der die Geschenke verwünschen will!“ Schockiert schauten Sonja und Johnny drein, krempelten sie sich die Schlafanzüge nach oben und ballten kleine Fäustchen. „Dem werden wir es zeigen!“, flitzten sie zu ihren Stiefeln und zogen sie sich im Nu an. Unsicher, aber neugierig, hüpften Martha und Darfo hinterher, und alle warfen sich ihre schweren Wintermäntel über. „Sollten…sollten wir nicht lieber dem Weihnachtsmann bescheid sagen? Ich mein, sicher ist sicher!“ „Pfff“, winkte Johnny ab. „Mit Geistern kenne ich mich aus!“ „Stimmt“, kicherte Sonja, ging aber auf seinen letzten Kampf nicht näher ein. „Pfff“, grummelte er und schwuppsdiwupps marschierte die Gruppe todesmutig durch die Türe ins Freie. Kaum knirschten ihre Stiefel im Schnee, da verstummten die Geräusche. Leicht fiel Licht von der Nachtbeleuchtung der Weihnachtsmannschneeballschlachtburg auf die kleine Straße vor ihnen. Sofort hielten sie an und verharrten im Schritt. Keine vier Sekunden später schepperte es wieder. Aha, der Geist war noch da! KnirschKnirschKnirsch, wanderte die Gruppe weiter und direkt verstummte der Krach des Eindringlings wieder. Stehen bleiben. Kurze Pause, dann gings weiter. Und BoingBoingBoing konnten die Schmetterlinge nun hören. „Ein Geist, der auf unserem Trampolinstab durch die Gegend hüpft?“ „Der will so lange springen, bis er kaputt ist!“, fuchste Johnny sofort und rannte los. Das Ziel konnte nur das Elfen-Weihnachtsmann-und-Weihnachtsmannhelfer-Haus sein. Nur dort lagerten sie die Spielsachen für den Eigengebrauch. Vor der Türe angekommen, pressten sich die Schmetterlinge wie die Mitglieder eine Super-Sonder-ultra-coolen-Spezialeinheit mit den Rücken an die Wand. Darfo fuchtelte mit den Fingern in stummer Zeichensprache in der Luft herum. „Du willste nem Tannebaum den Tango beibringen?“, schaute Johnny ihn verdattert an. „Tsss“, schüttelte er verneinend das Köpfchen. Flugs streckte und senkte er wieder seine Finger. „Ein Schaumbad mit einem Waschbären und dabei das Alphabet pupsen?“ „Ööööh“, stöhnte er aus. „Wir gehen rein, in: Drei, zwei, eins!“, drehte er sich um und trat mit dem Fuß gegen die Tür. „Autsch“, fiel er sofort nach hinten in den Schnee. Platsch. Die Türe war zu. Martha ging hin und drückte die Türklinke runter.

 

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„Geht doch auch so!“, kicherte sie leise. Darfo schüttelte sich einmal durch und gesellte sich wieder zu ihnen. Zu ihrem Glück wussten sie, dass der Geist oder die Geistin hier nicht mehr rauskommen würde. Das war der einzige Eingang. Und da hörten sie schon wieder Geräusche. PlatschPlaschSchnatterSchnatterSchnatter. Empört blickte Martha drein. Da malte jemand mit den Wasserfarben! Wütend, jede Angst vergessend, rannte sie zu den Lichtschaltern und klackklack…war alles hell. Und da staunten die Schmetterlinge nicht schlecht. Zwei erwachsene Gänse mit drei Gänsekindern standen über unzähligen Blättern Papier und kritzelten und krickelten etwas hin. Durch das Licht erschreckten sie sich, und Frau Gans eilte mit den Kindern vor Angst zitternd hinter ihren Mann. Zwei der Gänsekinder fingen an, zu weinen. „Ach, du meine Güte“, flutschte es Sonja aus dem Mündchen. Marthas Wut verdampfte sogleich, stand sie den Tränen selber bereits nahe. Darfo schaute sich um…und ging mit erhobenen Armen auf sie zu. „Wir…wir…wir kommen in Frieden!“ Aber die Gänse wichen verängstigt vor ihm zurück, bis die Kinder an der Wand ankamen. Unruhe machte sich bei der Gänsefamilie breit: Sie waren gefangen – wieder. Und er hatte ihnen geschworen, dass sie niemals wieder in einem Käfig sein müssten! All seinen Mut zusammenreißend, war er kampfbereit. Wenn er sterben müsste, dann würde er mit seinem Tod vielleicht die Kinder retten!… Als Sonja und Martha vor den Papieren ankamen… und aufjuchzten. „Komm her, kommt her! Das…das….das müsst ihr sehen!“ Leicht entspannten sich die Gänse, als Darfo und Johnny wieder zurückgingen und zu den Mädels eilten. Und da staunten sie nicht schlecht. Die Gänse hatten gemalt. Jetzt konnten es die Jungs auch genau sehen. Die Gänse hatten sich selbst gemalt, wie sie aus einem Käfig flüchteten. Daneben ein geschmückter Tannenbaum und eine Menschenfamilie, die mit Messer und Gabel am festlich dekorierten Tisch saß. Nur der Vater war nicht bei Kind und Frau, hatte er in der Hand eine blutige Axt, und war er hinter den flüchtenden Gänsen her – die Flucht vor dem Tod! Auf einem weiteren Blatt daneben irrte die Gänsefamilie einsam und frierend durch den Schnee, suchten sie ein richtiges Zuhause. Ab hier schienen die Schmetterlinge die Malerei unterbrochen zu haben. „Das…das…das ist ein Asylantrag!“, hauchte Sonja aus. Verblüfft blickte die Rasselbande die Gänsefamilie an, die nun vorsichtig wieder nach vorne kam. Frau Gans blickte hoffnungsvoll zu Martha. Ein Blick, der Eisberge schmelzen ließ…und das Herzchen von Schmetterlingsmädchen zu flüssiger Butter verwandelte. Mit offenen Armen rannte sie auf Frau Gans zu und umarmte die glückliche Mutter. „Natürlich könnt ihr bleiben!“, juchzte sie und wurde jäh unterbrochen. „Ho-Ho-Ho“, stand der Weihnachtsmann, umgeben von einer Elfenwacheinheit, in der Türe. „Ich glaube, ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden!“ Ein Schock ging durch die Anwesenden…als eine Hand aus der Menge dem Weihnachtsmann einen Klapps auf den Hinterkopf gab. Autsch. „Jetzt ist keine Zeit für solche Spielereien“, schimpfte Frau Weihnacht und drängelte sich durch. „Natürlich könnt ihr bleiben! Für immer, wenn ihr wollt!“, ging sie starken Schrittes auf sie zu. „Aber nichts ist umsonst! Helfen! Ihr müsst helfen, Weihnachten vorzubereiten!“ Gar kein Problem, drückten die jubelnden Augen von Frau Gans aus. Die Kinder interessierte das schon nicht mehr, spielten sie bereits mit Feuerflügel Phoenix und den drei blauleuchtenden Glühwürmchen Fangen. Da grinste Herr Gans auf. Ein Wort war ein Wort – sie waren hier schließlich nicht bei den Menschen. Sofort nahm er seine Flügelspitzen in den Mund und pfiff zweimal laut los. PfiffPfiff, war das Signal. Erstaunt drehten sich alle Anwesenden um und schauten zwischen die Tannenbäume. Und da kamen sie: Unzählige Gänsefamilien rannten glücklich schnatternd in die geheime Geheimstadt am Nordpol und umarmten erst den Weihnachtsmann, dann Frau Weihnacht. Danach die Elfen und die Schmetterlinge. Überall kullerten Tränchen, überall sprangen die Herzchen. Sie waren gerettet! Als letztes kam die Gänsefamilie dran. Pures Glück, ganz ohne Magie. Tja… Weihnachten wäre nicht Weihnachten, wenn es nicht das Fest der Liebe wäre. Nicht? …

Diese Geschichte wurde direkt in diesen Blog geschrieben, unkorregiert und pur. Damals gab es jeden Tag eine. Aufbereitet, korrigiert und lektoriert entstand später im Frühling/Sommer ein Büchlein daraus.

 

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