Wolkenstadt: Wetter – Spielmannsleute

…Zuckerwatteflocken tanzten für Sekunden um sie herum, dazu schossen bunte Regenbogenstrahlen wie durch eine Disco-Kugel reflektiert umher. Der goldene Sheriff-Stern glänzte an der Brust seines Cowboy-Hut-Trägers. Gelegentlich hielt eine der Schäfchenwolken an, um schnell zu wolken, ab und zu kam ein „Quaaaaak“ aus einer Rocktasche der einzigen Fußgängerin. Die Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny hatten ihren Weg im Umwolkenland der Himmelsstadt mit der „glücklichen“ Fee fortgesetzt – immer auf der Spur nach dem „verschwundenen Sommer“. Der Ozongeruch verriet: Sie waren den Attentätern auf der Spur. „Wenn wir sie kriegen, was machen wir dann eigentlich mit ihnen?“ Sonjas Augen funkelten grimmig … uuuund „Plop“ – rumpelte es wild brüllend in ihrem Rucksack auf dem Rücken. Es war ein Gezerre und ein Fauchen, das die Schmetterlingskriegerin fast von ihrer Schäfchenwolke riss. Martha schaute dank der Regenbogenbogenstrahlen, die immer wieder aus ihrem Anti-Beutel schossen, der mittlerweile um ihren Hals baumelte, lächelnd an. Angst hatte sie keine – sie wollte ja selber Rache für den verkorksten Frühling. Sonja dachte schnell um – uuuund „Plop“ – war das Monster auf ihrem Rücken wieder verschwunden. “Quaaak.” Doch kaum hatten sie die nächste Wolkenbiegung erreicht, da mussten sie anhalten. Stau! Fast endlos schien die Schlange von Wolkenhändlern zu sein, die ihre Waren auf Karren von kräftigen Wolken ziehen ließen. Ihr Ziel: Mitten auf dem nach links und rechts schier endlosen (freien) Gelände war ein großes Bogentor, durch das alle durchwollten. „He?“, schaute Johnny die „glückliche“ Fee an. Sie kannte sich hier oben wesentlich besser aus. Sie stammte ja schließlich von hier. Doch es schien nicht, als ob sie wüsste, was denn nun schon wieder hier oben im Himmel los war. „Momentelchen“, trällerte sie verzückt … und hüpfte fast tanzend an den Schmetterlingen vorbei. Darfo stieg derweilen ab und kramte eine frische Zuckerwatte aus seinem Rucksack. Knirsch, Knirsch, Knirsch – Brotzeit. Nach geschätzten 1536 Stunden, was allerdings auch nur wenige Minuten sein konnten, kehrte die Fee zurück. „Und?“, wollten die nun auf den Wolken im Schneidersitz hockenden Schmetterlinge wissen. Knirsch, Knirsch, Knirsch. „Sie scannen jeden Passanten durch, es heißt, es sei ein Attentat auf Petrus’ Wetterzentrale geplant!“ Darfo zuckte mit den Schultern. Das überraschte jetzt nicht. Einmal böse, immer böse. Und dafür waren sie ja da. Sie waren eine Elite-Detektiv-Truppe, deren Fähigkeiten niemand kannte. Noch nicht mal sie selbst. Und das war ja gerade das Gefährliche! Grrrr. „Das Problem ist nur, da hängen an dem Scannertor Steckbriefe.“ Steckbriefe? „Ach, ich dachte, wir wären die Einzigen, die wissen, hinter wem wir her sind?“ Im Gesicht der Fee tauchten Sorgenfalten auf, die sie sofort mit gekünsteltem Glücksgekicher versuchte zu vertuschen. Aber was sie zu berichten hatte, war alles andere als beruhigend. Die Warteschlange bewegte sich vorwärts, die Schmetterlinge packten schnell ihre Schäfchenwolken an den Zügeln und führten sie ein paar Schritte vor. „Also …“, fuhr die Fee fort, „… auf den Zetteln …“, sie sah, dass bereits an beiden Seiten der Warteschlange Himmelsbewohner auf sie zukamen, die jedem einen Flyer in die Hand drückten. „Auf den Zetteln …“ Jetzt sahen auch Martha, Darfo, Sonja und Johnny die Verteiler, sie waren schon fast da, jetzt waren sie es, drückten ihnen einen Flyer in die Hand und gingen weiter. Die Schmetterlinge schauten sich die Handzettel an – und rissen die Äuglein auf. „Also, die Gesuchten haben Flügel, stammen von der Erde … und knabbern gerne Zuckerwatte!“, sagte die Fee zum Entsetzen der Retter. Johnny war allerdings nicht sonderlich schockiert, sondern schaute stolz drein. Die hatten ja vielleicht mal seinen Oberkörper muskulös gestaltet, dem Zeichner wollte er unbedingt mal ein Lob aussprechen. Und wie schön der Sheriff-Stern an seiner Brust leuchtete. Toll, einfach toll. Und schon ging es in der Schlange weiter. Das Bogentor, der Zuckerwatte-Scanner, mitten in der Pampa rückte immer näher. Bei Schmetterlingskriegerin Sonja und Schmetterlingsmädchen Martha liefen hingegen schon die Ideen durch den Kopf. Sie schauten sich nun die Himmelsbewohner vor und hinter ihnen genauer an. Es waren gar nicht alles Wolkenhändler. Da waren auch ganz normale Reisende. Ein verliebtes Katzenpärchen mit Stiefeln, ein Bär mit Honigtopf und einem kichernden Ferkel an seiner Seite und ein Warzenschwein, das sich auf dem Rücken vor Langeweile wälzte. Dem Erdmännchen daneben schien es unendlich peinlich zu sein. Und da war eine Truppe von Spielmannsleuten, die es hier im Himmel schon zu einiger Berühmtheit gebracht hatten. Zeus, Poseidon, Hermes, Apoll, Aphrodite, Artemis und Dionysos waren in eine eifrige Diskussion vertieft. „Es steht und fällt mit dem Marketing“, beschwerte sich einer von ihnen. Sie hatten vor tausenden Jahren einen Höhepunkt ihrer Glamours erreicht, nun schienen sie auf dem tiefsten Tiefpunkt zu sein. Und das war auch sichtbar. Um ihre Finanzen war es offensichtlich nicht mehr gut bestellt. Der große Blitz in der Hand des einen sah ramponiert aus und war schon mehrfach schlecht geklebt, die Liftings der Frauen hatten ihren Geist aufgegeben. Sie alle trugen heruntergekommene, geflickte Lendenschurze oder einst erotische Kleidchen. Die Sandalen von dem, den sie Hermes nannten, sahen eher aus wie gerupfte Hühnchen. Jetzt sah auch Darfo, was Martha und Sonja in Augenschein nahmen. „Und ich sage euch, wenn wir dieses #Neuland betreten, wird sich uns wieder eine ganz andere Welt eröffnen!“ Sie waren verzweifelt, das merkte jeder Schmetterling … und „Pling“ hatten Martha, Sonja und Darfo die Idee. Die „glückliche“ Fee träumte gerade, Johnny schnurrte bereits. Die Schlange bewegte sich weiter. Die Schmetterlinge mussten handeln, jetzt oder nie. „Tschuldigung“, ging Darfo einen Schritt nach vorne und zupfte am Rock des einen Spielmanns. Die Mitglieder der armseligen Truppe drehten sich fast zeitgleich um. Sie mochten es gar nicht, wenn man sie störte. „Es ist uns nicht unaufgefallen geblieben, dass ihr nach einer Möglichkeit sucht, wie ihr wieder Berühmtheit erlangen könnt!“ Martha konnte sehen, wie die Flyer der Truppe zerknüddelt am Wegesrand auf den Wolken lagen. Solch Mitteilungen waren einfach unter ihrer Würde, darum sollten sich andere kümmern. „Und wie?“, wollte der mit dem kaputten Blitz wissen. Was konnten Schmetterlinge ihnen schon beibringen?? „Wir haben intensive Kontakte zur Erde und wissen daher, dass Flügel wie unsere im Moment sehr, aber wirklich seeeeehr angesagt sind!“ Zeus, Poseidon, Hermes, Apoll, Aphrodite, Artemis und Dionysos schauten sich mit funkelnden Augen an. Es konnte kein Zufall sein, dass sie solch einen Tipp bekamen. Einst hatte das Schicksal ihnen, genauso schnell wie jetzt, die Geschicke der Welt in die Hände gespielt. „Und tadaaaaaa …“, blickten Sonja, Martha und Darfo die Fee an, „… wir haben zuuuuufälligerweise eine Ausstatterin dabei, die die exklusivsten Designer-Flügel in Schmetterlingsform zaubern kann.“ Die „glückliche“ Fee schaute überrascht drein – und „Pling“, dann verstand sie. „Jajaja!“, nickte sie überschwänglich, mit einem sagenhaften Grinsen. Das Bogentor mit Scannerfunktion rückte immer näher. „Und ihr würdet uns damit ausstatten, einfach so, weil ihr nett seid?“ Jetzt kam Martha ins Spiel. Mit dem zuckersüßesten, lieblichsten Schmetterlingsmädchenlächeln, das Herzen schmelzen ließ, schaute sie die Truppe an. „Ooooooh“, kams von der Spielmannstruppe. Beinahe schelmische Blicke machten die Runde. Das waren vier Idioten und eine bekloppte Fee, die wirklich nur Gutes auf der Welt machen wollten. Perfekt! „Dann immer her damit!“, gings jetzt recht schnell. Und „Pling, Pling, Pling“ hatten Zeus, Poseidon, Hermes, Apoll, Aphrodite, Artemis und Dionysos wunderschöne, vielleicht die schönsten Flügel auf den Rücken, die Nicht-Schmetterlinge je getragen ha
tten. Sogar Hermes Sandalen wirkten nun wie neu. In Top-Qualität, versteht sich. „Da werden nicht nur die Menschen drauf abfahren wie Hulle“, grinste Darfo die Spielmannsleute an, gab ihnen einen dicken Daumen und kniff ein Äuglein zu. „Und was noch, also, was wirklich, wirklich, wirklich total in ist, ist der Geruch von Zuckerwatte“, wanderte Schmetterlingsmädchen Martha bereits um sie herum. Jedem drückte sie eine Stange in die Hand, bis ihre eigenen Rucksäcke leer waren. Die Stimmung der Spielmannsleute hellte sich mit einem Mal auf – bis Zeus sie grimmig anschaute. „Aber so lange wir nun in eurer Nähe sind“, sagte er verächtlich dank seiner neuen Macht, „werdet ihr eure Flügel unter Umhängen verstecken!“ Das war ein Befehl!! Darfo kramte wie ein höriger Sklave bereits in seinen Rucksäcken rum. Mist, die hatte er zuhause vergessen. Die „glückliche“ Fee sah dies … und „Pling, Pling, Pling“ waren die Schmetterlinge in großen Bleimänteln mit Bleikaputzen verschwunden. Und das kam genau pünktlich. Jetzt waren die Spielmannsleute dran, das Bogentor zu passieren … und „TatütattaTatütatatta“ sprangen zahlreiche Sirenen an, rote Lampen blinkten an allen Ecken und Enden. Dann ging alles schnell: Zeus, Poseidon, Hermes, Apoll, Aphrodite, Artemis und Dionysos wurden unter kräftigem Protest abgeführt, … die grinsenden Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny wanderten mühelos unter dem Scanner hindurch. Ihre Abenteuerreise konnte weitergehen ……

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Diese Geschichte ist eine Vorgeschichte des Buches “Die Schmetterlinge und der verschwundene Sommer”. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Märchen-Abenteuer in der goldenen Himmelstadt wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!

 

Ein Märchen in der goldenen Himmelsstadt ist "Die Schmetterlinge und der verlorene Sommer".

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