Wolkenstadt: Wetter – Mondstaubtau

…Auf und ab, auf und ab, wackelten die Schmetterlinge auf ihren Schäfchenwolken umher. Der Wind pfiff leise, die Sonne war bereits aufgegangen. Ein nächster Tag, ein nächstes Abenteuer – hofften sie zumindest. Die Elite-Detektiv-Truppe hatte dank der Schlafwandler-Teenager die Spur wieder aufnehmen können. Das Ozon lag deutlich in der Luft. Schnupper, Schnupper, Schnupper. „Immer mir hinterher“, jubelte Johnny. Das Sonnenlicht fiel auf seinen Sheriff-Stern und umgab ihn mit einem Nimbus. Dass sie jetzt „Fans“ hier oben in der Himmelsstadt hatten, hatte ihm einen Selbstherrlichkeitsschub verliehen, den Märchenfiguren bis dato in der Art und Weise selten gesehen hatten. „Oh, Gott“, verdrehte Sonja die Äuglein. Marthas Regenbogenstrahlen schossen immer wieder aus ihrem Anti-Beutel und brachten sie zum Kichern. Darfo war mit der „glücklichen“ Fee in ein intensives Gespräch vertieft. Es ging um die Frage, sollte Zuckerwatte lieber roh oder doch lieber mit einer Erdbeerhonigschicht ummantelt gegessen werden. Faktoren wie „die Schwerkraft ist über den Wolken ja eine andere als unten auf der Erde, das spielt definitiv eine Rolle“ und „ist es im Sommer nicht ratsamer, noch eine Schicht Vanilleeis um die Zuckerwatte zu gießen“ waren nicht von der Hand zu weisende Argumente. Die Glühwürmchen hatten es sich derweilen hinter Darfo im Fell seiner Schäfchenwolke gemütlich gemacht … und pennten. Schnarch, Schnarch, Schnarch. Doch nicht lange. „Stopp!“, rief auf einmal eine sehr tiefe Stimme, die nah, aber auch fern zu sein schien. Sie war groß und mächtig, zweifelsohne. Alle bremsten abrupt ab. „Stopp! Und keinen Schritt weiter!!“ Darfo schaute zur Seite, dann nach oben. Gott? Auch die Fee hatte keine Erklärung. Sonjas fragenden Blick wehrte sie mit einem verneinenden Kopfschütteln ab. Wirklich, ich hab auch keine Ahnung! „Solltet ihr noch einen Schritt weitergehen, dann spielt ihr mit eurer Existenz!“ Martha wurde die Sache nicht mehr geheuer und das Schmetterlingsmädchen führte ihre Schäfchenwolke schon zu Darfo näher ran. Nur Johnny wollte nicht klein beigeben. Wusste er oder sie, oder was auch immer das war, denn nicht, dass sie die berühmten Schmetterlinge waren, auf der Suche nach den Übeltätern des verlorenen Sommers? Martha fürchtete in dem Moment um ihren Anti-Beutel, um das wundervolle Stück Regenbogen. Sollten sie nicht vielleicht Jetstream rufen, damit er sie von hier wegpusten konnte? „Wer dieses Reich betreten will …“, sagte die tiefe, brummelnde, überstarke Stimme, die keinen Zweifel an ihrer gottgleichen Macht ließ, wenn er es nicht sogar selber war, „… der muss mir drei Fragen …“, in dem Augenblick stürzte die Stimme ab, als hätte sie ein Regler umgestellt, und sie wurde total hoch wie nach dem Einatmen von Helium, „…Aua, aua, aua, spinnst du?“ Erst in dem Moment schaute die Gruppe nach unten … und sah eine Gruppe Ameisen. Frau Ameise hämmerte auf den Sprecher mit dem magischen Megafon ein. „Du sollst nicht immer Reisende belästigen, wir haben hier selbst genug Probleme!“ Johnny, der so gut wie nichts sehen konnte, die Sonnenspiegelung auf seinem frisch polierten Sheriff-Stern ließ das einfach nicht zu, beugte sich noch weiter nach vorne … und plumpste glatt aus dem Sattel. „Plopp“, lag er auf der Wolkendecke. „Seltsame Art abzusteigen, aber wenns funktioniert“, kratzte sich die Chef-Ameise nun am Kopf, eine kleine Beule entstand. „Können wir euch helfen?“, ging Sonja ganz Diplomatin auf sie zu. Die Ameisen wichen sofort einen Schritt zurück. „Stopp! Sonst pinkel ich dich an“, streckte die Chef-Ameise ihren Hintern. Das sorgte dafür, dass sie stehen blieb. Tat verdammt weh, so Ameisensäure. „Wir kommen in friedlicher Absicht und verfolgen die Wetterfeen und die Hexe.“ Sonjas Worte lösten etwas aus – und die Ameisenfrauen fingen sofort an zu weinen. „Unsere Babys“, jammerte die Kolonie. Darfo und Martha waren schon auf die Knie gegangen und konnten nun sehen, was dort passiert war. Irgendwer hatte tief in den unterirdischen Bau der Ameisen gegriffen – und alle Eier geklaut. „Hach, herrjemine“, sagte Martha geschockt. Sie konnte mit den Ameisen-Muttis direkt mitfühlen. „Wer hat euch das denn angetan?“ Die Chef-Ameise positionierte sich so, dass sie ihn alle zwangsläufig anschauen mussten. „Das war ein Wolkenbär, den drei Frauen auf uns gehetzt haben“, sagte der Anführer nun grimmig. „Drei Frauen?“ „Ja, zwei waren wie Schwestern, eine war hässlich wie die Nacht!“ Sonja schaute Johnny an. Der schloss bei dem Gedanken an die attraktiven Wetterfeen die Äuglein, und fing an zu schnurren. Schnurr, Schnurr, Schnurr. „Wo ist der Bär?“ Die Frage beantwortete sich fast von selbst: Er kam bereits auf sie zu, knurrend, mit Hunger im Magen. Als wäre das der Einsatzbefehl für die „glückliche“ Fee gewesen, sprang sie schon hüpfend auf ihn zu. Er war nicht so groß wie ein Braunbär, sondern ging ihr bis zur Hüfte. Aus seinem Maul hingen zwei Zungen heraus, die wie wild umherwedelten. Sein Fell bestand aus reinen Diamanten. „Quaaak“, griff sie sich in ihre Rocktasche, warf den Mehrweg-Frosch vor ihn hin und rief: „Stoppelilöchen, wenn dir dein Leben lieb ist!“ Der Bär hielt inne, blickte den Frosch an … und ging einfach weiter. Überrascht schaute die Fee auf – und „Plopp“ wurde aus dem Frosch ein wunderschöner Prinz. „Igitigitigitigit“, hüpfte dieser beim Anblick des Bärs verängstigt in die Arme der Fee. Die verdrehte genervt die Augen – und „Plopp“ verwandelte er sich in ein Känguru. Es hüpfte sofort aus ihren Armen … und stellte sich trittbereit vor den Bär. Der Diamantbefellte hielt tatsächlich an. Misstrauisch beäugte er seinen Feind. War das überhaupt ein würdiger Gegner für ihn? „Lahasst mihich duhuhurch“, hechelte der funkelnde Bär. Darfo schaute Johnny an. Hihihi, der hatte nen Sprachfehler. „Ihihich muhuhuss dihihi Eiheher hohoholen!“ Das Känguru holte gerade schon aus, da gab die Fee ihm ein Zeichen, es sollte damit warten. Es konnte später immer noch den Bären runter von den Wolken auf die Erde schießen. Da stimmte was nicht. „Warum?“, hakte sie nach. Irgendwas verriet ihr, dass er dies nicht ganz freiwillig machte. „Sind Doppelzungenbären nicht eher darauf spezialisiert, Mondstaubtau morgens von den Wolkenfeldern zu schlecken, um dann den ganzen Tag zu pennen?“ Darfo und Johnny schaute sich verzückt an. „Wow“, hauchte Johnny. Was für ein Leben. Süßen Tau schlecken … und dann 24 Stunden pennen. Der Bär holte einmal mit einer Pranke aus und schlug sich selbst gegen den Hinterkopf. „Autsch“, kams nun flüssiger hervor. Das half immer. „Ich, wir, meine Frau und ich …“, sagte er, da sahen die Schmetterlinge, die Ameisen und die Fee, wie im Hintergrund eine diamantene Doppelzungebärin mit Tränen in den Augen stand und hoffte, alles würde wieder gut werden. „Sie haben unsere beiden Kleinen entführt“, sagte der Bär nun ohne Umschweife. Die Fee schaute das Känguru an – und „Plopp“ war es ein Frosch. Sie ging nach vorne und steckte ihn wieder ein. „Quaaak.“ „Waren das die Wetterfeen und die Hexe?“ Immer mehr Diamantbären tauchten hinter den Wolken auf und standen nun auf einem Wolkenhügel. In den Augen der meisten Mütter konnten sie sehen, dass ihr Nachwuchs verschwunden war. „Ja, wir wissen nicht, was sie mit ihnen vorhaben. Aber sie sagten, wenn wir nicht Millionen von Ameiseneiern einsammeln, dann töten sie sie!“ „Diese Schweine“, fluchte Darfo und ballte ein Fäustchen. „Was wollen sie mit den Eiern machen?“, fragte Sonja … die Antwort war im Gesicht der „glücklichen“ Fee abzulesen. Sie war blass wie eine Eiswolke. „Sie … sie … sie brauchen so etwas nur für Zaubertränke“, hauchte sie. Die Fee wusste nicht, welche Mixtur ihre Cousinen mit der Hexe brauen wollten, aber eine gute war das nicht. Niemand stellte mit Babys, mit Lebewesen, Zaubertränke her, mit denen er Gutes tun wollte. Nein, dies waren die Zutaten für schlechte Zaubertränke. „Habt ihr schon geliefert?“ Die Spannung in der Ameisenko
lonie war jetzt auf einem Höhepunkt. War ihr Nachwuchs schon getötet worden? Der Diamantbär blickte die Fee, dann die Ameisen an. „Nein, wir haben sie erst gesammelt. Anschließend sollten wir sie ihnen übergeben!“ Darfo, Sonja, Martha, Johnny und der Fee fielen die Kinnladen nach unten!!! Das bedeutete, das bedeutete … „Ihr habt ein Treffen mit ihnen vereinbart?“ „Ja, sie wollen wiederkommen!“ Schockschwerenot, sie hatten die Chance, den Bestien direkt gegenüberzutreten. Schnell drehte sich Sonja zu den Ameisen-Muttis um. „Ihr werdet eure Kleinen wieder in den Armen halten können…“, sagte sie. In dem Moment blinkte Johnnys Sheriff-Stern auf magische Art und Weise einmal besonders auf. Dann wandte sich Sonja den Diamantbärinnen zu, „…und ihr auch. Doch nun müsst ihr uns vertrauen ……

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Diese Geschichte ist eine Vorgeschichte des Buches “Die Schmetterlinge und der verschwundene Sommer”. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Märchen-Abenteuer in der goldenen Himmelstadt wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!

 

Ein Märchen in der goldenen Himmelsstadt ist "Die Schmetterlinge und der verlorene Sommer".

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