Genialität und Wahnsinn

Kreative Menschen haben oft eine psychische Erkrankung. Das ist jetzt in einer Studie bewiesen worden.

… Schmetterlingsmädchen Martha hockte auf dem Boden, hatte die Arme um den Kopf verschränkt – und heulte wie ein Schlosshund. Weltuntergang. Schockschwerenot! Und Ahnungslosigkeit – bei Schmetterlingsmacho Johnny. “Und das nur, weil ich sie gelobt habe?” Johnny wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Die Kleine hatte das Wohnzimmer neu gestrichen. Sie hatte ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Und was sie erschaffen hatte, war wirklich einfach nur wundervoll. Sie hatte so viele Landschaften und Ozeane übereinander gemalt, dass sie sich zu einem magischen Wunderwerk verbunden hatten. Denn: Egal, wo man ihm Wohnzimmer stand, der Betrachter sah immer ein anderes Bild. Er blickte auf die Weiten der Sahara, bewegte er sich nur einen Zentimeter zur Seite, sah er an exakt derselben Stelle eine Unterwasserwelt. In 3D. Er war mitten drin. 360 verschiedene Einstellungen hatte sie verwirklicht. Wow. “Das ist Zauberei”, hatte Johnny zutiefst berührt gehaucht. Nur schlecht, dass Martha rein zufällig ein Gespräch von Sonja und Darfo mitbekommen hatte. “Genialität und Wahnsinn liegen dicht beieinander – was der Volksmund sagt, bestätigt nun eine neue Studie: Zwischen hoher Kreativität und psychischen Erkrankungen gibt es einen genetischen Zusammenhang, sagen sie, die Zweibeiner, die Wissenschaftler unter ihnen.” Und da waren Johnnys ernst gemeinte Lobeshymnen wie Öl in das Feuer. Der Zusammenbruch folgt nur Sekunden nach der Lobpudelei. “Ach, komm”, hockte er sich jetzt neben sie und hielt ihr einen Erdbeerinha unter die Nase. Ihre Augen waren so tränenverschmiert, ihr Schluchzen so jämmerlich, dass er kaum hören konnten, wie sie stotterte: “Ich bin nicht psychisch krank!” “Nein, nein”, streichelte er ihr die Schulter. “Das trifft doch nur auf Menschen zu … und nicht auf Märchenwesen!” “Ehrlich?”, blickte sie zögerlich auf. “Ja, ehrlich. Schmetterlingsehrenwort!” Es dauerte noch ein, zwei Sekunden, dann erhob sie sich – und beide bewegten sich mit einem Mal auf schneebdeckten Spitzen des Himalaya-Gebirges, dann an traumhaften karibischen Stränden, dann im südamerikanischen Urwald, dann in einer Sonnenuntergangs-Atmosphäre auf der Chinesischen Mauer – und an noch vielen, vielen wundervollen Orten auf der Erde mehr. Wo? Einfach die Augen schließen und losgehen …

guckst du welt

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