Die magische Seekarte der „Weißen Libelle“ – unbezahlbar und einfach wunderschön.

… „Hoho“, musste sich der Ausguck die Mütze festhalten. Mit einem Affenzahn brauste die „Weiße Libelle“ über die Nordsee. So schnell, dass sie nur noch die zwei mittleren Hauptsegel gehisst hatten. Blackbeard Johnny hatte sich beschwert, dass er gar nicht mehr irgendwelchen Hindernissen hätte ausweichen können. Wow, waren sie schnell. Und das alles hatten sie nur „JayJay“ zu verdanken.

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Diese Geschichte ist Teil des Buches „Die Weiße Libelle“. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Piraten-Abenteuer in der Nordsee wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!

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Der kleine Wolkenriese im Ausbildungsstatus hatte jetzt schob ein beträchtliches Lungenvermögen. Irgendwann, in ferner Zukunft, würde er in der geheimen Wolkenstadt mit in den Dienst für den Jetstream auf der Erde aufgenommen werden. Sein Vater hatte ihn in Absprache mit Petrus und Frau Holle (Sie waren dort oben die Chefs, bis auf natürlich den Big Boss) auf die Erde zu dem regenbogenfarbenen Märchenschiff auf der Nordsee geschickt. Und sie hatten nun eine Geschwindigkeit drauf, die konnte sich sehen lassen. „Hoho“, rief der Ausguck herunter – und niemand wusste gerade ganz so genau, hatte er jetzt etwas gesehen oder wollte er damit nur sagen, sie sollten ein wenig langsamer machen?

Fitness-Urlaub, der es in sich hat

„Hoho“, sagte nun auch Wild Wild Sonja und blickte zur Baronesse de beau herüber. Sie hatte ihre Sonnenscheinstunden auf dem Vorderdeck unterbrechen müssen. Wild Wild Sonja und Lieutenant Darfo hatten Martha zum Ruderstand bestellt. Bei der Geschwindigkeit musste sie die magische Seekarte lesen, nicht, dass sie noch auf ein Hinderniss oder gar in eine falsche Richtung fahren würden. „Immer geradeaus, immer geradeaus“, sagte Martha nur lässig. Für diesen Job hatte sie sich extra in ein grünes Spitzenkleid geworfen, eine Rothaar-Perücke rundete ihren Auftritt als Edeldame ab. „Wenn das so weitergeht“, merkte Lieutenant Darfo an, „müssen die Elfen bald mal eine Pause machen!“ Wild Wild Sonjas Blick ging nach unten. „Puuuh“, wischte sie sich bei dem Anblick schon selber den Schweiß von der Stirn. Die Elfen sahen ganz schön fertig aus. Einige konnten sichtlich nicht mehr. Einen Kreis mit „JayJay“ als Mittelpunkt bildend, der auf einem hölzernen Liegestuhlthron lag und genüsslich mit den Händen hinter dem Kopf und den Füßen auf einem Bänkchen liegend nach oben in die Segel pustete, lagen sie schlaff herum. Rudermann Blackbeard Johnny hatte die Geschwindigkeit nicht immer so gut einschätzen können und sie mal Segel hissen, mal wieder einholen lassen. Ein- oder zweimal in einer Stunde ging ja, aber gleich fast 100 Mal in drei Stunden? „Hoho“, runzelte Lieutenant Darfo jetzt selbsteinsichtig die Stirn. Er hatte ihnen das anfangs noch als all inclusive Fitnessprogramm ihrer Wellness-Kreuzfahrt verklickern können. Also dem Teil der Elfen, der immer noch dachtet, er wäre auf einem Urlaubstrip in der Karibik. Aber das war anscheinend doch ein Ticken zu hart gewesen, dämmerte es ihm. „Wir müssen auf jeden Fall noch ein wenig disziplinierter werden“, schaute Blackbeard Johnny hinter dem Ruder die Elfen an. Mo Hendrichs, der Offizier der Fregatte Augsburg, blickte hingegen respektvoll drein. „Nicht schlecht, was ihr so mit den jungen Rekruten anstellt.“ Die Bundesmarine war da nicht so hart. Johnny schaute verzückt auf. „Jaja“, gab er direkt an. „Wer auf der Weißen Libelle Dienst schieben will, der muss schon einiges aushalten.“

Seekarte richtig gelesen?

Wild Wild Sonja verdrehte mal wieder nur die Augen. Angeben konnte man in jeder Situation. Zu jeder Zeit. In jedem Moment – auch wenn es nicht der richtige war. „Hoho“, kam es jetzt gleich von zwei Ausguckskörben. Doch nun konnten sie erkennen, dass es kein Ausruf aufgrund der hohen Geschwindigkeit war, sondern dort zeigten definitiv zwei Finger nach vorne. Wild Wild Sonja hob ihre Hand gegen die Sonne und versuchte etwas zu erkennen. Gut, dort war zweifelsfrei Land in Sicht. Aber was es war, konnte sie nicht direkt ausmachen. Und sie wunderte sich. „Sind wir denn jetzt schon vor Helgoland?“, fragte sie Martha. Die Baronesse de beau war hinter der riesigen Karte verschwunden. „Ja, eigentlich nicht“, konnte nun jeder hören. Sie kratzte sich hörbar die Stirn. Trotzdem fiel die große Seekarte nicht zu Boden. Wie sie das gerade geschafft hatte, würde wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. „Eigentlich müssten wir uns gerade einem Wasserstrudel nähern. Und eigentlich müssten wir in ungefähr einer Viertelstunde anfangen, ihn zu umfahren. Dass da jetzt Land kommt, verwundert mich selber gerade ein wenig.“ Wild Wild Sonja wanderte zu ihr hinter die magische Seekarte. Neben Martha stand direkt der große Kompass, daneben stand Einhorn Pinki mit riesiger Dollar-Goldkette um den Hals. Klimper, Klimper. Pinki half ihr dabei, den Kurs, den sie bereits gefahren waren, mit einem roten Stift einzuzeichnen. Hatte es den Strich der letzten fünf Seemeilen markiert, musste es sich wieder brav hinter den großen Kompass stellen. Martha war die Nebenjob-Navigatorin. Ihre Hauptaufgabe war es eigentlich, die Schiffsschönheit darzustellen. Und den Job liebte sie: Auf dem Vorderdeck im Bikini liegen und sich sonnen, sonnen, sonnen. Aber sie hatte ja auch unbedingt Offizierin sein wollen. Ihr war der Kartenjob zugeteilt worden. Und den machte sie bis jetzt ganz gut, wie sie selber fand. Und wie es sich für einen echten Offizier gehörte, brauchte sie einen Sklaven, der ihr zur Seite stand. Pinki, das pinke Einhorn mit Dollarzeichen-Goldkette, hatte es schon die ganze Zeit in den Kufen gejuckt – es wollte sich bei diesem Abenteuer mehr mit einbringen. Martha hatte die Gunst der Stunde erkannt und Pinki bei sich eingestellt.

„Da hast du dich vertan, Schatz“

Wild Wild Sonja stand nun neben beiden und staunte ein wenig. „Hoho“, kratzte sie sich am Kopf. Das sah hier auf der magischen Seekarte alles anders aus als es vor ihnen war. „Das Fernrohr, bitte“, winkte sie ihren eigenen „Pagen“  heran, ohne von der Seekarte wegzuschauen. Mo Hendrichs kam mit dem Fernglas und hielt ihr ein Glas vor den Kopf. „Hmmmm“, grübelte sie. Das sah alles andere als nach Helgoland aus. Und auf der magischen Seekarte waren sie laut der eingezeichneten Route von Pinki noch viel zu weit weg. Sie konnten noch gar nicht da sein. Und sie hätten noch viel zu viele Gefahren passieren müssen. Aber … aber … sah das nicht nach Büsum aus? „Öhm“, blickte Wild Wild Sonja die Baronesse de beau in ihrer Rothaar-Perücke an. „Bist du dir sicher, dass wir auch wirklich Richtung Helgoland unterwegs sind?“ Martha schaute fast schon grimmig drein. „Natürlich“, zeigte sie auf den Kompass. „Immer dem Ding nach!“ Wild Wild Sonja schaute auf die Karte, dann auf den Kompass, dann auf die Silhoutte, die sie vor sich sah. Sie waren tatsächlich dem Kompass nachgefahren, aber trotzdem konnte sie durch das Fernglas die Konturen von Büsum ausmachen. Lieutenant Darfo stellte sich jetzt neben Bundesmarine-Offizier Mo Hendrichs und blickte mit auf die Karte. Dann ging er schnell zum Fernglas und schaute ebenfalls durch. „Doch“, sagte er eher leise und schaute leicht beschämt Martha an. „Da hast du dich vertan, Schatz …“ „Kann gar nicht sein“, sagte sie leicht erzürnt und blickte jetzt auch durch das Fernsichtgerät. Martha bekam einen knallroten Kopf.

 

Leseprobe
2,99 

„Weiße Libelle“ auf Irrfahrt?

„Öhm …“ „Ich, ich, ich glaube, ich könnte da ein wenig für Aufklärung sorgen“, meldete sich jetzt Mo Hendrichs. Er hatte die Marine-Universität besucht. Drei, zwei, eins – sofort schauten ihn alle vier Schmetterlinge samt Einhorn Pinki grimmig an. „Das ist hier eine Märchenwesen-Angelegenheit, Menschen dürfen hier nicht mitmachen“, zischte Wild Wild Sonja sofort. „Öhm“, meldete sich nun Martha recht beschämt. „Vielleicht wäre es nicht ganz so verkehrt, wenn er uns ein wenig bei der Auflösung helfen könnte?“ Martha sah ein, dass sie eine Irrfahrt hinter sich hatten. Denn das, was sie da vor sich an Land sehen konnten, war tatsächlich Büsum. „Hmmm“, grummelte Wild Wild Sonja. Pinki hatte den Kurs korrekt, und davon ging sie aus, eingetragen. Martha hatte ebenfalls korrekt gehandelt. Davon musste sie eigentlich ausgehen. Sollte sie einfach ausgehen. Konnte sie einfach … konnte sie? „Hmmm“, grummelte sie immer noch. Sie waren hier alle Märchenwesen. Eigentlich waren Märchenwesen unfehlbar, aber in der Statistik zeigte sich dann doch hier und da, eigentlich ziemlich oft, dass Märchenwesen auch ordentliche Schusselchen sein konnten. „Vielleicht kannst du doch helfen“, erhellte sich Wild Wild Sonjas Miene jetzt ein wenig … mit ein wenig Schamesröte auf den Wangen. Sie sollte vielleicht nicht immer so hitzig sein. Gut, hier handelte es sich um Menschen. Da durfte man immer hitzig sein. Aber in dieser Situation konnte es vielleicht dann doch hilfreicher sein. „Was wäre denn deine Einschätzung der Lage?“

Die goldene Ghetto-Kette

Mo Hendrichs zeigte auf den Kompass. „Seht ihr, er zeigt gen Westen, obwohl das Osten ist.“ He??? Martha, Darfo, Sonja, Johnny und Pinki schauten in den Himmel, glichen den Wolkenstand mit der Tageszeit ab, dann sogen sie die Luft ein, feuchteten die Finger an, hielten sie in die Luft – und knabberten jeder schnell eine Zuckerwatte. Schmetterlinge und Einhörner erkannten sofort an dem Geschmack einer Zuckerwatte, wo sie auf der Erde waren ­ – und wo Nord, Süd, Ost und West waren. Und: „Ohohohoooooo“, blickten sie alle mit einem Mal auf. Mo Hendrichs hatte recht!! Der Kompass zeigte tatsächlich die falsche Richtung an. Und die Nadel bewegte sich auch jetzt noch immer wieder minimal. Immer dann, wenn sich Pinki ein wenig bewegte. „Moment mal!“, ging Wild Wild Sonja auf Pinki zu. Dann nahm sie das Einhorn so richtig unter die Lupe. „Ein Stück nach rechts“, befahl Wild Wild Sonja – und die Kompassnadel bewegte sich nach Nord. „Ein Stück nach links!“ Und die Kompassnadel drehte sich ein wenig nach Süd. Fast zeitgleich starrten jetzt alle die große Goldkette an der Brust von Pinki an. Drei, zwei, eins – liefen Pinki die Schweißperlen von der Stirn. „Was glotzt ihr mich denn alle so an?“ Lieutenant Darfo legte los. „Wo hast du deine zentnerschwere Ghetto-Kette her?“ Pinki packte sich mit einem Mal schockiert an ihr Dollar-Zeichen. „Wiesoooo?“ „Wo hast du das her, das Ding“, schaltete sich jetzt auch Blackbeard Johnny mit ein. „Aus St. Peter-Ording, von einem Souvenir-Kobold!“ Martha, Darfo und Johnny schauten sich geschockt an, Wild Wild Sonja verdrehte ein weiteres Mal an Bord der „Weißen Libelle“ die Augen. Johnny fragte direkt: „Von Fitzgerladdlokotus III. von Ichlegdichübelreinstedt, Edelmann der Nordsee, mit der Lizenz zum stürmischen Kobold-Handel?“ „Oh“, blickte jetzt Pinki verzückt auf. Sie kannten den sympathischen und absolut vertrauenswürdig dreinblickenden Händler aus St. Peter-Ording. „Ja, von Fitzi! Wisst ihr, er hat mir nachher sogar noch das ‚Du‘ angeboten. Er arbeitet an einem geheimen Märchenwesentouristenstrand, direkt am Wasser gelegen!“

Der größte Abzocker an der Nordsee

„Öhhhh“, stöhnten alle 300 bis 400 Besatzungsmitglieder jetzt auf. Im Verlaufe des Gesprächs war die gesamte Mannschaft zum Ruderstand geschlichen. Wie eine still zuhörende Weintraube quetschten sie sich an sie ran. Jeder wollte, so gut wie es ging, alles mitbekommen. Pinki drehte sich um – und schaute mit einem Mal in die hunderte Gesichter, nur wenige Meter von sich entfernt. „Öhhh“, stöhnten alle sofort noch einmal im Chor los. Sogar die Möwen hockten über ihnen auf den Segeln und hörten zu. Irgendwo in der Menge waren auch die anderen Märchenwesen von Bord. Dort schauten ein paar Osterhasenohren heraus, dort erkannte man den Schwanz eines Lindwurms. „Öhhhhh“, machte wieder das komplette Schiff. „Von welchem Planeten kommst du denn???“, verdrehte Wild Wild Sonja die Augen. „Fitzgerladdlokotus III. von Ichlegdichübelreinstedt, Edelmann der Nordsee, mit der Lizenz zum stürmischen Kobold-Handel – ist der größte Abzocker an der Nordsee!“ „Den kenn sogar ich“, meldete sich Mo Hendrichs jetzt unbewusst. Alle blickten ihn an. „Also, als Seemannsgarn, in Kneipen abends, da erzählen die Matrosen von ihm“, hob er unschuldig die Hände, ging aber lieber mal einen Schritt zurück. Wild Wild Sonja griff sich das „goldene“ Dollar-Zeichen – und hielt es direkt an den Kompass an. Pinki knallte mit dem Kopf fast auf das Glas. Der Zeiger schwenkte direkt zum Dollar-Zeichen um. „Eisen, nichts als Eisen. Billiger Ramsch, den du dir da hast andrehen lassen.“ „Öööööh“, stöhnte nun die gesamte Mannschaft wieder auf. „Und das ist Büsum da hinten“, zeigte Wild Wild Sonja nun Richtung Land. „Und wir haben ein Problem“, meldete nun Lieutenant Darf gemeinsam mit Blackbeard Johnny. Sie hockten zusammen am Fernglas und schauten Richtung Küste. Alle 400 Märchenwesen an Bord, auch Mo Hendrichs, richteten ihre Köpfe gen Hafen vor ihnen. „Das da hinten ist Büsum – aber Büsum brennt …

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Liebe Leser, diese Geschichten wurden „live“ in diesen Blog geschrieben und einmal direkt im Anschluss Korrektur gelesen. Ihr mögt mögliche Fehler daher entschuldigen. Vielleicht gebt Ihr aber bitte bei der Sichtung eines Fehlers (inhaltlich oder von der Rechtschreibung her) einen Hinweis in Form eines Kommentars? Und: Hieraus wird wie immer ein Büchlein entstehen. Ein richtiges Korrektorat und Lektorat werden noch folgen. Die Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny sowie alle anderen Märchenwesen danken Euch!!!


 

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