Nordsee-Fantasy: Das Geisterschiff

Geister sollte man fürchten – vor allem, wenn sie ein Geisterschiff haben.

… „Hoho“, rief der Ausguck fröhlich jubelnd runter zur Mannschaft der „Weißen Libelle“. „Hohoho“, fingen bereits einige der Crew-Mitglieder an, heiter nach oben zurückzuwinken. „Öööööh“, verdrehte Captain Wild Wild Sonja ihre Äuglein. „Ich glaube, das kriegen wir nicht mehr in die rein“, sagte sie an Lieutenant Darfo gewandt. Beide gönnten sich eine Stunde auf dem Liegestuhl. Denn: Auch Offiziere durften mal entspannen. Das Kommando hatte aktuell Pinki, das pinke Einhorn mit Dollar-Ghettokette um den Hals. Sie hatten die Fährte aufgenommen.

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Diese Geschichte ist Teil des Buches „Die Weiße Libelle“. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Piraten-Abenteuer in der Nordsee wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!

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Das „Geisterschiff“, das Tausende Pottwale hatte umbringen wollen, war anscheinend in ihrer Nähe. Immer mehr Treibgut war in der Nordsee. Eine Spur, der sie nun folgen konnten. Doch es war klare Sicht, kein Nebel, kein gar nichts stand ihnen im Weg  – Wild Wild Sonja und Darfo konnten für eine Stunde entspannen. Das hatten sie beschlossen, das stand ihnen auch einmal zu. „Könnte ich noch einen Erdbeerinha bekommen?“, fragte die Baronesse de beau lieblich. Wie viele Sonnenstunden sie sich als „Offizierin“ schon auf der „Weißen Libelle“ gegönnt hatte, war gar nicht mehr nachzuvollziehen. Sie hatte ihren eigenen Pagen – Pinki. Und auch die anderen Offiziere an Bord entdeckten langsam, das „Page Pinki“ auch hier und da mal anders eingesetzt werden konnte. Lediglich Rudermann Blackbeard Johnny hatte noch nicht die Absicht, die immens verantwortungsvolle Aufgabe am Ruder der „Weißen Libelle“ abzugeben. Das war Ehrensache. Besser: Schmetterlingsmachosache. Aber was nicht war, konnte noch werden. Und alle nutzen gerade die ruhigen Stunden, während die „Weiße Libelle“ die Verfolgung des „Geisterschiffs“ aufgenommen hatte.

Helgoland oder Geisterschiff?

Und sie nutzten die freie Zeit: Die Anführerin der Atlantinerinnen hatte ihre 30.000 Damen zur Mini-Heißluftballon-Pflege verdonnert. Die Elfen spielten gerade ein straff durchorganisiertes Beachvolleyball-Turnier, Weihnachtswichtel, Einhörner, Mini-Elefanten und Osterhasen nahmen an einem Malwettbewerb teil. Und auch Big Old Joe ging den Tag gemächlich an. Der größte Riesen-Buckelwal der Welt war abgetaucht, schwamm unter Wasser in einigen Seemeilen Abstand zur „Weißen Libelle“. Sein Sonar hatte alles unter Kontrolle – jetzt waren sie auch unter Wasser sicher. „Das ist eigentlich eine sehr perfekte Ausgangslage“, kicherte Captain Wild Wild Sonja auf ihrem Liegestuhl, als sie auf einmal den großen Wasser-Luft-Strahl sah, den Big Old Joe in einiger Entfernung mitten in der Nordsee in die Himmel schoss. Mann, war der hoch. So sicher zu sein, hatte schon was. „Ja“, grinste Lieutenant Darfo neben ihr und knabberte genüsslich eine Zuckerwatte, während er sich die heiße Sommersonne ins Gesicht ballern ließ. Brutzel, Brutzel und Knirsch, Knirsch, Knirsch. „Hoho“, jubelte es jetzt wieder von oben. „Hohoho“, jubelte plötzlich die gesamte Märchenwesen-Mannschaft zurück.  „Captain?“, fragte eine Stimme auf einmal neben Wild Wild Sonja. „Dürfte ich sie bitten, ihren Dienst wieder aufzunehmen?“ Pinki stand hinter den Sonnenliegen der Offiziere und tippelte etwas nervös auf ihren vier Beinen hin und her. „Musst du auf Toilette?“ „Nein“, schüttelte Pinki den Kopf. „Da ist etwas, das sollten sie sich ansehen!“ Sofort wurde auf Lieutenant Darfo hellwach. Martha drehte sich einfach nur zur Seite weg. Das hatte nichts mit ihr zu tun, sie konnte sich weiter ihren Beauty-Verpflichtungen widmen. Wild Wild Sonja und Lieutenant Darfo standen auf, wanderten am schlafenden Bundesmarine-Offizier Mo Hendrichs vorbei und erklommen die Treppen hoch zum Ruderstand. Blackbeard Johnny nickte ihnen ganz alter Pirat einfach nur zu und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er wusste Bescheid. „Sehen sie die mehr oder weniger gerade Linie, die Spur, der wir folgen?“, zeigte Pinki geradeaus auf die offene Nordsee. Ja, es war gut zu sehen. In unregelmäßigen Abständen tauchte das Treibgut auf. „Bis jetzt führte es genau Richtung Helgoland“, erklärte Einhorn Pinki. Ja, sie sahen es. Und die Veränderung auch: Die Trümmerteile machten nun eine Kurve und führten wieder von Helgoland weg. „Es scheint, dass das Geisterschiff seinen Kurs geändert hat!“ Wild Wild Sonja und Darfo blickten sich an. Und nun? Es arbeitete in den beiden Offiziersköpfchen. Ihre Hauptmission erledigen oder das Geisterschiff verfolgen? „Wir wissen ja noch nicht einmal, wie weit es weg ist?“ „Hohoho“, machte diesmal nicht die Crew, sondern der Ausguck. Das war anders, das war nicht fröhlich. Wild Wild Sonja und Lieutenant Darfo rannten zum Fernglas. „Oh“, staunte sie nicht schlecht. Die Entscheidung war zum Glück gerade gefallen. Sie konnten genau erkennen, wie Möwen um etwas zu kreisen schienen. Um etwas, dass klar und deutlich von einer schwarzen Wolke eingehüllt war. Da donnerte und blitzte es drinnen. Wie eine fahrende Gewitterwolke auf der Nordsee. Und jetzt konnten sie sogar erkennen, wie immer wieder Gegenstände von Bord geworfen worden. War das gerade ein Kleiderschrank. Drei, zwei, eins: „Alle Mann in Gefechtsposition!“, brüllte Darfo sofort los.

Dem Geisterschiff ganz nah

Das saß! Ruckizucki kam Bewegung an Deck. Elfen spielten schneller ihre letzten Partien zu Ende, Einhörner klacksten schnell die letzten Tropfen Farbe auf ihre Leinwände. Jetzt war es halt abstrakte Kunst. Da konnte man einfach alles machen – und jeder hatte die Chance, es zu interpretieren! Kaum waren einige Minuten vergangen, da wirkte das Deck nicht mehr ganz wie ein Kreuzfahrtschiff, hier und da wurde aber immer noch gekegelt. Aber der Großteil war mittlerweile auf Gefechtsstation. Wirklich! Na gut, sie waren gerade halt nicht mit was anderem beschäftigt. Sie waren schlichtweg neugierig, was jetzt als nächstes kommen – und ob es sich dabei wieder um eine Abenteuereinlage handeln würde. Doch dann erkannten die ersten Elfen, dass da wirklich etwas auf sie zukam!! Wolkenriese JayJay blies nur noch halbe Kraft, trotzdem war deutlich zu erkennen, dass sie sich dem „Geisterschiff“ oder was auch immer da vor ihnen war, näherten! Hörten sie da bereits unheimliche Seemannsmusik aus den 30er-Jahren. Schallplattenmusik? Und hatte die Schallplatte hier und da einen Sprung? „Ja, ich höre auch was“, sagte die Anführerin der Atlantinerinnen jetzt neben Captain Wild Wild Sonja stehend. Ihre Soldatinnen waren die Einzigen, bei denen man sagen konnte, dass sie wirklich in voller Kampferbereitschaft standen. Neben den großen Segeln mit goldenem Einhorn der „Weißen Libelle“ flogen bereits die ersten Mini-Heißluftballons in die Höhe. Sicher war sicher. Wild Wild Sonjas Blick schweifte einmal kurz auf die See neben dem Märchenwesen-Piratenschiffs: Big Old Joe war untergetaucht! Nichts mehr zu sehen von dem größten Riesen-Buckelwal der Erde!! Gut so, dachte sie sich. Der Sonnenschein über der Nordsee war immer noch ungebrochen schön. Ein Kontrast zu der vor ihnen fahrenden Gewitterwolke. „Die ist nicht echt“, sagte Wolkenexperte JayJay mit gekonntem Blick. Ja, das stimmte. Überall zuckten aus ihr Blitze heraus. Hatte sie da gerade eine Möwe gegrillt? War das vielleicht ihr Abwehrmechanismus? Auf einmal fingen alle Elfen an, fröhlich zu kreischen. „Jipiiiiiiii!!“ Sie hatten sie als Erste gesehen!! Erschrocken drehten sich Wild Wild Sonja und Lieutenant Darfo um. Der Blick der Elfen und der anderen Märchenwesen war nach hinten gerichtet. Und da war es schon zu spät: Die gigantische Flosse von Big Old Joe schlug wenige Meter hinter der „Weißen Libelle“ ins Wasser, unter dem Märchenwesen-Piratenschiff entstand sie – eine rund 30 Meter hohe Nordsee-Welle!!! „Huaaaa“, hielten sich alle mit einem Mal dort fest, wo sie konnten! Die „Weiße Libelle“ wurde so erfasst, dass sie automatisch nach ganz oben auf die Welle gespült wurde … und sie in einem Affenzahn auf das Piratenschiff zusurfte. „Jipiiiiiii“, jubelten die Elfen, rissen die Arme nach oben und quietschten vor Freude. Wie bei einer Wildwasserfahrt auf der Kirmes. „Jipiiiiiiii!“ Rudermann Johnny hatte hingegen viel zu tun. Er musste dafür sorgen, dass sie nicht zur Schlagseite bekamen. Und sie hatten vielleicht einen Geschwindigkeit drauf, Schmetterling, ooooh, Schmetterling. Innerhalb von einer Minute würden sie bei dem Geistschiff sein, in 30 Sekunden, in 20, in 10 … und mit einem Mal, wie von außen kontrolliert, ebbte die Welle ab … und spülte die „Weiße Libelle“ sanft in die Gewitterwolke hinein.

 

Leseprobe
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Ein Mittelsegel brennt

Es wurde dunkel, stockfinster. Grelle Lichtzuckungen, Donner … und das Blitzlichtgewitter der Elfen erfüllten auf unheimliche Art und Weise Raum und Zeit. Niemand wusste, war es Tag oder Nacht? Alles wirkte so stumpf und geruchslos. Richtig gruselig war es in diesem Moment. Aber dann tauchte wieder deutlich hörbar die Musik des Schiffes vor ihnen auf. Ja, sie konnten alle fühlen, dass die „Weiße Libelle“ sich dem Geisterschiff näherte. „Päng“, machte es mit eine Mal, ein riesiger Blitz – und eines der Mittelsegel stand vollends in Brand. „Feuer! Feuer! Feuer!“ Es kam Hektik auf. Die Elfen steckten ihre Kameras weg, bildeten eine Eimer-Kette mit all den anderen Märchenwesen an Bord. Das Piratenschiff trieb immer näher an das Geisterschiff heran. Jetzt waren auch schon die ersten Konturen zu erkennen. Doch ein Großteil der Crew bekam das nicht mit. Sie versuchten, das Segel zu löschen. „Hohoho“, brüllten beide Ausgucke nun herunter. Das Zeichen, dass sie kurz davor waren … Kniiiiiiiiiiiiiirsch, rammte die „Weiße Libelle“ das Geisterschiff schräg, wurde an seiner Seite entlang gedrückt. Captain Wild Wild Sonja fuchtelte mit den Armen wild hin und her. „Ähm“, konnte sie nur zuschauen. Die Atlantinerinnen machten sich bereit, das Geisterschiff zu entern. „Ja, das wollte ich auch gerade sagen!“ Das Feuer an Bord der „Weißen Libelle“ war gerade gelöscht, da schmissen sich die ersten Elfen in ihre geheimen Ninja-Kostüme, andere packten schnell noch für diesen Anlass ihren Piraten-Dress aus. Das Märchenwesenschiff lag nun Schiff an Schiff. Die Enterhaken schossen bereits durch die Luft – die Atlantinerinnen wussten, wie sie es machen sollten. Klack, Klack, Klack, landeten sie an der Reling … sie waren fest. „Los, los, los“, schrien sie. „Ähm … das wollte ich auch gerade sagen“, schaute Captain Wild Wild Sonja verdutzt drein. Auch die Elfen waren nun fertig. Es donnerte und blitzte, aber anscheinend waren sie zu nahe dran, als dass sie getroffen werden konnten. „Los, los … Stoooooopp!“, rief auf einmal die Kommandeurin. Da waren sie, die Geister!! Als würde sie ein heller Mondscheinschleier umgeben!!! Sie schauten herunter, auf das, was da zu ihnen hoch wollte! Es waren einst Menschen gewesen, so viel konnte jeder erkennen. War da auch ein Geisteräffchen bei? Irgendwas sprang dort von der einen Geisterschulter zur anderen! Aber egal. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatten sich alle wieder gefasst. „Los, los, los!!!“, brüllten nun wieder alle. Sie kletterten mit den Degen im Mund nach oben, zu Tausenden. Auch die Elfen sprangen jetzt an die Strickleitern. Und was machten die Geister? Sie schauten einfach nur zu! „Los, los, los!!!“ Die ersten Atlantinerinnen erreichten das Schiff … dann sprangen sie wutentbrannt an Bord!! „Huaaaaaaaaaa“, schlugen sie wild auf die Geister mit ihren Schwertern und Säbeln ein … aber sie stachen einfach nur in Luft! Während die Ersten noch verblüfft da standen und sich wunderten, dass es keine Gegenwehr gab, erreichten immer mehr Märchenwesen das Schiff. Jetzt sprangen auch Lieutenant Darfo und Captain Wild Wild Sonja samt Super-Pirat Blackbeard Johnny an Bord … und blieben stehen. Dort waren rund 50 Geister, die sich interessiert anschauten, was sie machen. „He?“ Als die Angreifer ihre Offensive verblüfft einstellten, drehten sich die Geister um … und gingen ihrer Arbeit nach. Und wie sie aussahen. So gar nicht wie gruselige Piratengeister. „Uuuuuuuf“, wuchtete sich in diesem Moment dank sechs Mini-Heißluftballons auch Mo Hendrichs an Bord des Geisterschiffes. Ohne die Zugkraft der Atlantinerinnen hätte er es niemals geschafft.

Seid ihr auch alle an Bord?

Die Strickleiter war einfach zu hart für ihn. Sanft setzten ihn die leuchtenden Ballons ab … und er rutschte erstmal auf der eigenen Schweißlache aus. Platsch. „Aua“, jammerte er und hatte dabei sogar noch sichtlich Schwierigkeiten, sich aufzurichten. Als er es geschafft hatte, orientierte er sich, sah die in ihrem Angriff stockenden Märchenwesen, dann die Geister … und schrie dann auf. „Uaaaa … Das ist die Lübeck! Die Fregatte Lübeck!! Habt ihr das nicht erkannt???“ Müde drehte sich Wild Wild Sonja und Darfo um. „Sehen wir so aus, als könnten wir lesen?“ Ach ja. Stimmt. Mo Hendrichs zeigte zwar noch auf die Aufschriften, dann wanderte sein Blick ungläubig auf die Geister. Das waren die Kadetten der Bundesmarine! Und was machten sie? Einige von ihnen hatten wieder angefangen, das Deck zu schrubben, andere kamen gerade aus dem Schiffsinneren und warfen mit immenser Kraft einen Schreibtisch und einen Stuhl in sehr hohem Bogen über Bord. Mo Hendrichs staunte. Zwei Elfen stachen gerade zum Beweis durch einen Geist hindurch. „Seht ihr? Tot!“ Mo Hendrichs traute seinen Augen nicht. „Was, was ist mit ihnen passiert?“ Während die Offiziere der „Weißen LIbelle zusammenstanden, machten sich Kommandotrupps der Atlantinnerinnen auf den Weg, sich auf dem Schiff zu verteilen. Johnny, Darfo und Sonja zuckten mit den Schultern. „Keine Ahnung, ist unser erstes Geisterschiff.“ Mo ging zu einem Geist hin. „Hallo, kannst du mich hören?“ Der Geist pinselte gerade ein Kanonenrohr. Aber er reagierte nicht. Für ihn war Mo nicht existent. „Hmmmm“, grübelten die Schmetterlinge. „Wir sollten vielleicht einmal zur Brücke gehen?“ „Ja, das kö ….“ Mit einem Mal brach die Musik ab. Keine Blitze, kein Donner, nur noch Dunkelheit. „Seid ihr auch alle an Bord?“, züngelte nun eine bittersüße Stimme. Unheimlich, mysteriös. Alle schauten sich um. Sie sprach weiter: „Jaaa, ihr seid alle an Bord!“ Die Stimme schien sich zu freuen. „Dann habe ich mein Ziel erreicht, ihr seid hier … und jetzt gehört ihr mir!!!“ Ruhe. Pause. Stille. Alle schauten sich fragend an, dann wanderten ihre Blicke zur Brücke. Schockschwerenot! Dort war was!!! „Schnell, dahin!“, befahl Sonja, wollte ihren Fuß heben … aber es ging nicht!! He? Sie war wie festgeklebt!! „Mist“, fluchte sie übel und versuchte, ihr anderes Bein zu heben. Aber es ließ sich ebenfalls nicht bewegen!!! Panik ergriff bereits den ein oder anderen Elfen. Überall an Deck versuchten die Märchenwesen, ihre Füße zu heben – aber sie waren gefangen. Das war eine Falle! „Das ist eine Falle!!!“ „Uaaaaaah“, brach jetzt vollständig die Panik aus. Überall versuchten sie, sich zu bewegen … aber es ging nicht!!! „Hilfe!“, kam es von rechts. „Hilfe! HIlfe!“, kam es von links. Dann setzte theatralische Musik ein. Taataataaaa. Taataataaaa. Taataataaaataaa. Das verstärkte nur noch, dass die meisten Märchenwesen ausrasteten. „Hilfe! Hilfe!!“ Darfo, Sonja und Johnny rissen an ihren Beinen, es schmerzte enorm, aber ihre Füße wollten einfach nicht in die Höhe! Als wären sie alle mit dem festesten Sekundenkleber der Welt an die Fregatte Lübeck geklebt worden!! Es kam aber noch schlimmer: Mit einem Mal leuchtete überalle an Bord des Geisterschiffes ein roter Countdown auf: 00.01.00. 00.00.59.

Böse Krake, böse

00.00.58.  „Oh, Mist“, seufzte Johnny. Er hatte seinen Sheriff-Stern nicht mehr. Wenn ihm hier einer hätte helfen können, dann sein Stern. Aber der war bereits verbraucht worden. „Da!!!“, quietschten jetzt einige Elfen voller Panik und zeigten auf die Brücke. „Päng“, zerbarsten die Scheiben … und eine widerliche Krake kletterte heraus. Zur Hälfte war ihr Körper draußen, mit den anderen Tentakeln lenkte sie das Schiff. An ihr tropfte abstoßender Schleim herunter. Sie grinste teuflisch: „Ich kann hier gleich verschwinden … und werde dann dafür belohnt, dass ich die Weiße Libelle samt der legendären Wild Wild Sonja, dem unverwüstlichen Lieutenant Darfo und dem härtesten Piraten von allen, Blackbeard Johnny, vernichtete habe!“, rieb sie sich die Hände. 00.00.28. „Ihr seid dann die Einzigen gewesen, die die Nordsee hätten retten können!!“, zischte sie angewidert. „Außer euch gibt es keinen Gegner auf den Weltmeeren, der IHR hätte gefährlich werden können!!!“ Die ekelige Krake sabberte beim Sprechen, fühlte sich so sicher, sie plapperte einfach weiter drauf los. Aber nur wenige hörten ihr noch zu. Ein Großteil der Elfen waren bereits ohnmächtig, die Soldatinnen von Atlantina waren mit ihrer eigenen Befreiung durchgehend beschäftigt. „Sie hatte wirklich Sorge, ihre könntet ihre Pläne durchkreuzen, ja, sie vielleicht sogar zerstören. Aber ich … „, hob die Krake zwei Tentakel, mit denen sie außerhalb der Brücke hing siegesicher in die Luft. „… Ich habe euch zur Strecke gebracht!!! Muhahahahahah!!!“, lachte sie noch finster. 00.00.06. „Arrivederci!!“, rief sie, wollte gerade lospringen, überall murmelten Einhörner, Osterhasen, Elfen ihre letzten Gebete, sicher, sich würden nun sterben … da passierte das Unfassbare!!! 00.00.02. Es knallte in einer Stärke, dass die Fregatte Lübeck wie verrückt schwankte, der Himmel über ihnen brach mit einem Mal auf … und der schönste Regenbogen, den die Welt je gesehen hatte, schoss aus weißen Wolken in einem hohen Bogen vom Himmel nach unten, … traf die böse Krake genau auf ihrem Kopf, rammte sie in die Bordwand der Brücke hinein. Quetsch! Und sofort ergoss sich die Farbe des Regenbogens auf und über das ganze Schiff. Magisch. Einfach magisch!! „Buuuuuuuuum“, machte es … und der Countdown war vorbei. 00.00.01. Er war stehen geblieben! In letzter Sekunde!! „Uuuuuf!!!“, atmeten alle tief aus. Sie sahen, wie die bunten Farben sich über alle Bereiche der Lübeck verteilten. Wie ein riesiger Topf Farbe, der über dem Schiff ausgeschüttet worden war. Kaum hatte die Regenbogenfarbe den Grund erreicht, auf dem ein Märchenwesen stand, konnte es mit einem Mal wieder seine Beine bewegen. „Jipiiiiiii!!“, riefen die ersten Elfen aus. Zum einen, dass sie wieder frei waren, zum anderen, weil sie noch am Leben waren! „Jipiiiiiiii!!“, fingen sie auch schon an zu tanzen. „Jipiiiiiii!!“ Johnny, Sonja und Darfo waren Sekunden später ebenfalls frei, ihr Blick ging nach oben zum Regenbogen! Und dann geschah es: „Au! Autsch! Aua!“, purzelte da irgendwas den Bogen des Regenbogens herunter. Aber erst krachte etwas Metallisches aus dem Himmel an Deck der Lübeck. Klimper, Klimper, Klimper. „Aui! Autsch! Aaahaaautsch!“, plumpste da eindeutig eine Person herunter. Sie kam immer näher. Sie schlug auf dem Regenbogen auf, sprang ein wenig nach vorne in die Luft, nur um dann noch tiefer zu fallen. Sehr unkoordiniert. „Aaaaaauuuuuuu“, krachte derjenige auf einmal mitten auf die Lübeck, überschlug sich noch ein paar Mal, rollte dann noch einige Meter … und blieb dann stöhnend, ächzend liegen. Ein alter Mann mit weißen Haaren … und er war splitterfasernackt! „Ööööööööh“, jammerte er auf. Die Elfen, Einhörner, Osterhasen und Mini-Elefanten interessierte das nicht. Sie tanzten weiter im Kreis, feierten ihr Überleben. „Kinners!“, richtete er sich jetzt mühevoll auf … und blickte Sonja, Johnny und Darfo an. Die standen nur mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen da. „Habt ihr meinen Dreizack gesehen?“ Neptun, der Gott der Meere …

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Liebe Leser, diese Geschichten wurden „live“ in diesen Blog geschrieben und einmal direkt im Anschluss Korrektur gelesen. Ihr mögt mögliche Fehler daher entschuldigen. Vielleicht gebt Ihr aber bitte bei der Sichtung eines Fehlers (inhaltlich oder von der Rechtschreibung her) einen Hinweis in Form eines Kommentars? Und: Hieraus wird wie immer ein Büchlein entstehen. Ein richtiges Korrektorat und Lektorat werden noch folgen. Die Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny sowie alle anderen Märchenwesen danken Euch!!!


 

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