Meeresspiegelanstieg mit Arche überleben

Glücklich ist, wer in Zukunft eine luxuriöse Arche hat.

„Immer nur ein Paar pro Art“, winkte Schaffner Pinki die Passagiere an Bord. Lindwürmer, Elfen, Kobolde, Enduranische Zwei-Rüssel-Elefanten, apollonische Mini-Eichhörnchen, Zwerge, Nessie vom Loch Ness, normale Nashörner und Flamingos, dazu auf der Erde lebende Außerirdische wie beispielsweise ein pelziger Katzenliebhaber, der gerade 30 Jahre alt geworden war, sowie alle Tierarten der Welt und noch viele, viele Märchenwesen mehr wollten unbedingt bei dieser Besichtigung teilnehmen. Das Einhorn vom Piratenschiff „Die Weiße Libelle“ hatte mit seinem Ticket-Klicker oben an Bord ordentlich viel zu tun. Denn: Die Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny hatten vielleicht die schönste und größte Arche der Welt gebaut. Mit allem, was das Herz begehrt: Mit Swimming-Pools, mit dutzenden Kino-Sälen, mit unzählbar vielen Restaurants, mit Fußball-Plätzen und Wanderrouten, mit mehreren Dschungeln und Riffen, mit Raumschiff-Plattformen und mit und, und, und. Alles topmodern, im edelsten Design, hochgradig umweltfreundlich, klimaneutral.

Arche mit Massage-Abteilung

„Wie sieht es denn mit Massagen aus?“, erkundigte sich ein Giraffen-Paar aus Afrika. Logisch bei der Länge, dass der Hals da auch mal öfters durchgeknetet werden musste. „Haben wir alles an Bord“, kicherte Einhorn Pinki und zeigte auf drei Weihnachtselfen, die mit knallrotem Kopf zurückwinkten. Die Crew der „Weißen Libelle“ war vollständig als Personal auf der neuen Arche eingestellt worden. Sie wussten zwar nicht genau, wann es losging, aber lange würde es nicht mehr dauern. Das war klar. Denn die Neuigkeiten, die jetzt bei den menschlichen Zweibeinern durch die Medien huschten, sorgten für einen enormen Andrang von Märchenwesen, Tieren und den auf der Erde lebenden Außerirdischen. Die Nachricht war: Der Meeresspiegel steigt immer schneller. Viel schneller als die Menschen gedacht hatten. Bis zum Jahr 2100 soll das Wasser auf der Erde um mindestens 65 Zentimeter ansteigen. Mindestens. Das war noch eine vorsichtige Schätzung. Und aus Sicht von unsterblichen Märchenwesen war die Zeitspanne von lediglich noch 80 Jahren ein Wimpernschlag. Viele von ihnen hatten für Menschen unsichtbare Luxus-Villen überall auf der ganzen Welt. Von der Karibik bis hin zu Büsum, Helgoland und Sylt in der Nordsee. Sie liebten das Wasser. Und jetzt stieg dies immer weiter an. Seit 1993 im weltweiten Durchschnitt um etwa drei Millimeter pro Jahr, jetzt allerdings um zehn Millimeter pro Jahr.

Meeresspiegel steigt immer schneller

Es könnte aber noch schneller gehen: Für ihre aktuelle Schätzung hatten die Forscher die Zahlen der letzten 25 Jahre genommen und diese dann für die Zukunft fortgeführt. Allerdings seien auf der Erde Veränderungen im Gange, die die Geschwindigkeit noch weiter beschleunigen würden. Und dann wären die Luxus-Villen der Märchenwesen natürlich viel früher futsch. Momentan herrschte in der Schlange vor der Arche noch Entspannung. Dies war ja nur ein Vorbesichtigungstermin. Und sie war groß, die neue Arche der Märchenwesen: Gut ein, zwei Kilometer lang, vier, fünf Kilometer breit und gut zwei, drei Kilometer hoch. So genau konnte das niemand sagen. Sie befand sich ja schließlich dauerhaft im Ausbau. Kaum war sie fertig, hatte das nächste Märchenwesen schon den nächsten Wunsch, den nächsten Vorschlag, was noch fehlte – und schon arbeiteten die Bautrupps weiter. So wusste Pinki beispielsweise noch gar nicht, dass mittlerweile alle Tiere der Welt auf die Arche durften, das war gerade erst vor fünf Minuten beschlossen worden. Nun brauchte es mehr Raum. Aber sie hatten ja noch was Zeit. Nicht viel, aber es würde schon reichen. Daher konnte Einhorn Pinki gerade auch einmal einen leckeren Erdbeerinha schlürfen, mit Strohhalm und Mini-Schirm, versteht sich. Entspannt lehnte sich das Einhorn an die Reling. Bis: Auf einmal Darfo mit zwei Menschen vor Pinki stand. Das Einhorn riss die Augen auf: „Ihr kommt hier nicht rein!“, fuhr das Einhorn sofort die Hufe aus. Darfo wollte gerade mit ihnen die Landungsbrücke hochkommend an Bord. Pinki versperrte ihnen wie eine Schranke den Weg. Der Strohhalm fiel fast aus dem Glas. „He?“, schaute Darfo das Einhorn überrascht, leicht verlegen an. Die Menschen begannen zu zittern. „Hast du sie nicht alle!“, zeigte Einhorn-Schaffner Pinki mit knallrotem Kopf auf die beiden Menschen. Empört drehten sich jetzt alle andere Märchenwesen und auf der Erde wohnende Außerirdische um. Tausende Augen waren auf sie gerichtet. Darfo blickte noch immer fragend: Warum? Pinkis Antwort war einfach: „Holzwürmer kommen nicht an Bord! …

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