Eigentlich spazierten die Schmetterlinge Lukas und Darfo mit den Füßchen im Wasser nur am Rheinufer von Langst-Kierst entlang, um sich für eine Beachparty die örtlichen Gegebenheiten anzuschauen, als sie eine unerwartete Überraschung erlebten.
… „Hier kommt die Milchbar hin, hier die Tangoecke. Dort der Bauchtanzwettbewerb, und hier die Lagerfeuer für die Poetryslams“, erklärte Lukas noch, der das Kommando übernommen hatte, und brachte Sekretär Darfo damit fast zur Verzweiflung. Die Wellen machten sie immer wieder bis zu den Knien nass. Lukas hatte jetzt schon sooooo viel erzählt, dass er sich das unmöglich merken konnte. Manchmal, dachte sich Darfo, bin ich mir nicht sicher, ob er mich für einen Mensch hält. Als wenn Lukas seine Gedanken lesen könnte, schaute er ihn an. „DU bist nur ein Schmetterling, ich weiß. Und dein Ritter ist noch nicht mal von der Erde. Aber eine Party hast Du doch schon mal organisiert, oder?“ Darfo nickte beschämt. Stimmte aber eigentlich gar nicht. Konnte er nur nicht sagen. Wie peinlich. Er hatte noch nie „so ein großes Ding“ durchgezogen. Glück, dass in dem Moment die vierpfotige Überraschung auftauchte: Mischlingshund Cassie sprang durch die hohen Gräser der Wiesen, und eh sich die beiden versehen hatten, stand sie schon da, erwartungsvoll in der Haltung, königlich im Gang, und legte ihren Kopf fragend zur Seite. Spielen? Lukas und Darfos Gesichtchen hellten sich sofort auf. Na klaro!!!! Sie kannten die goldenfarbene Prinzessin. Sie war nicht ganz ein halbes Jahr alt. „Ist das nicht? Ist das nicht?“, stammelte Darfo. Lukas strahlte. „Ja, das ist sie. Hallo Cassie!!!“ Cassie hatte die beiden Schusselchen schon gleich erkannt und hüpfte vor Freude auf und ab. Dabei trat sie unabsichtlich mit einer Pfote ins Wasser und schreckte leicht zurück. DAS, bemerkten die Schmetterlinge sofort. Darfo blickte Lukas fragend an, der sich sofort an Cassie wandte. „Du hast doch nicht etwa Angst vor dem Wasser, oder?“ Als hätte Cassie den Satz verstanden, wich sie vor der nächsten kleinen Welle, die sich ihnen näherte, einen Schritt zurück, senkte ihren Kopf beschämt und knurrte das Wassermonster an. Fieses Ding. Mit einem fast sichtbaren „Ping“ und herrlichem Entzücken witterten die beiden Schmetterlinge unvorstellbare Möglichkeiten, das Leben, das hier spürbar in der Luft lag. Ihre Chance, ihre Tagesaufgabe: Bademeister und Schwimmlehrer!! Hier hatten sie defenitiv die einmalige Gelegenheit, in die Charakterbildung eines Lebewesens ernsthaft mit einzugreifen. HURRA!! „Du kannst noch nicht schwimmen? Stimmts?“, stellte Lukas eher fest, als das er fragte. Und wieder hatte es den Anschein, als könne sie Cassie verstehen. Sie nickte mit dem Kopf einmal auf und ab, und schaute sehnsüchtig zu den anderen Hunden, die ins Wasser rein und raus sprangen – und ihre sichtliche Freude hatten. Dann blickte Cassie direkt auf die Gischt, dann zu den Schmetterlingen. „Das ist doch gar kein Problem. Das haben wir im nu behoben. Und schwimmen können Hunde von Geburt an. Wirst schon sehen“, sagte Lukas, krabbelte ihr an der rechten Vorderpfote hoch und setzte sich in ihren Nacken wie auf ein Pferd. Dann griff er nach dem Hundehalsband, der Leine – ein Hundecowboy. Darfo schwebte derweilen nach vorne, vor das Gesicht von Cassie – der Lotse. „Soooo“, erklärte Darfo nun mit ernster Miene. „Das wird jetzt total einfach, wenn du dich konzentrierst.“ Darin war er ein Weltmeister. „Also, Lukas ist jetzt auf deinem Rücken, damit dir nichts passiert. Ich bin vor dir. Hast du das verstanden?“ Cassie nickte einmal. Alles klar. Dann kann es ja losgehen. „So, du schaust jetzt immer zu mir in meine Augen und gehst dabei Schritt für Schritt nach vorne. Es kann ein wenig kühl an deinen Füßchen werden, aber das ist bei dem Wetter doch nur angenehm, stimmts?“ Cassie machte einen Schritt, und konzentrierte sich voll auf den Schmetterling vor ihr. Huii, war das schön feucht am Fuß. Dann noch einen und noch einen. Cassie nickte dem Schmetterling zu. Stimmt! Das war wirklich angenehm…und einfacher als sie gedacht hatte. Gut, dass sie so tolle Freunde hatte. Dann machte sie wieder einen Schritt… und noch einen. Darfo und Lukas quaselten jetzt die ganze Zeit auf sie ein, dass Cassie schon fast Ohrensausen bekam: über die Ungerechtigkeit von Bienen und Hummeln, über eingeschränkte Freiheiten von einjährigen Menschenkindern. Was hatte sich der liebe Gott den dabei gedacht? Wo blieb denn da das Selbsbestimmungsrecht?…und so weiter…….solange, bis sie unbemerkt bis zum Hals im Wasser stand!!! Und das wiederum fiel ihr nur auf, weil Lukas und Darfo mit einem Mal aufhörten zu reden… und sie mit dem fröhlichsten Lächeln angrinsten, das kleine Schmetterlingjungs an den Sommertag legen können. Kaum hatte sie das kapiert, da paddelte und spritze sie vor Freude herum…Sie konnte schwimmen!!! Schaut alle her. Ich kann schwimmen. Hier, ich, Cassie, und ich kann schwimmen. Ist das nicht toll??? Juhuuu…. wieder solange, bis Darfo die zündene Idee kam…der Partyknaller pur…das würde heute Abend niemand mehr toppen können. „Und jetzt spielen wir ‚Hol den Schmetterling‘, eine neuartige Form des Fangenspiels zwischen Hund und Schmetterling“. Darfo flog vorne weg und Cassie hüpfte hinter dem Schmetterling hinterher. „Jiiiihaaaaa“, schrie Lukas das Rheinufer zusammen, während sie ihn durch die Fluten riss. „Du hast jetzt mehr als nur das Seepferdchen!!! Suuuuupeer!!!“ Er war jetzt ein Rodeo-Hundereiter, ein Wellenreiter im Hundehaar!! DAS war der beste Partyknaller, den die Schmetterlinge den anderen heute anbieten konnten…..“Jiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiihaaaaaaaa“, schrie er noch, als Cassie bereits ihre erste „Tauchstunde“ nahm und den Schmetterling mit unter Wasser riss … BlubbBlubb
gedichteblogger
2. Juli 2009 - 17:32 ·mein gott … irgendwie fasinierend … aber auch krass.
etwas schwer zu lesen; doch die idee hat was.