Perfektes Parfum macht unwiderstehlich

Bild: von tohamina auf Freepik

Es gibt tatsächlich ein Parfum, das alle Lebewesen unwiderstehlich macht. Ist das nicht wunderbar?

… Die Vöglechen zwitscherten, der gesamte Garten war ein saftiges Grün. Die Sonne brannte mit wundervollen 36 Grad – und in der Mitte dieses kleinen Paradieses schwebte eine viermal vier Meter große Schäfchenwolke vergnüglich und zufrieden umher. Martha hatte sie gefragt, ob sie nicht einen Nebenjob als Pavillon haben wolle. Zehn Kilogramm Zuckerwatte wechselten den Besitzer – und schon hatten die Schmetterlinge einen Schattenspender im Garten. Doch jetzt hatten sie alle Hände voll zu tun. In ihren weißen Forscherkitteln huschten sie hin und her. Sie hatten Stetoskope um den Hals, Schutzbrillen auf den Augen, Super-Sonder-Präventiv-Handschuhe an den Händchen. Sie waren Wissenschaftler, sie waren Helden! Und ihr Labor im Freien war perfekt: Hier blubberten einige mysteriöse Töpfe über Gasbrennern, pufften immer wieder Wolken in Regenbogenfarben auf, dort schossen bunte Flüssigkeiten durch meterlange Schläuche. Sie verliefen mal nach oben, mal nach unten, und einer schien gar kein Ende zu haben. Es roch nach Schokolade, nach Zuckerwatte und Gummibärchen. Die halbe Tierwelt schaute mit lechzenden Mündern am Gartenzaun dem Treiben hier zu. Und immer wieder wanderten die Blicke der Gaffer zu einem Punkt. Der rechte Tisch hatte eine Sonderfunktion: Dort standen fein säuberlich nebeneinander aufgereiht vier Reagenzgläser. Sonja, Martha, Darfo und Johnny stand darauf. Für jedes Märchenwesen eines. Marthas und Sonjas waren bereits mit rot und grün leuchtenden, dampfenden Extrakten gefüllt. Aus einer Destille tropfte es gerade durch ein Mini-Rohr in Darfos Reagenzglas hinein.

Forschen für das perfekte Parfum

„Nun ist Johnny dran!“ „Rüüüüülps“, machte er und warf die Zwei-Liter-Erdbeerinha-Flasche beseite. Zehn Liter hatte er nun drin, er schien gleich zu platzen. Fix zog er seine Chemiker-Schutzbrille aus, warf seinen weißen Forscherkittel beiseite – und wanderte in die pralle Sonne – im feinsten Adamskleid. Drei, zwei, eins – da schwitzte er auch schon alles aus. Die Sonne gab alles, es blubberte nur so auf seinen männlichen Männerflügeln, voller Muskulatur. Martha und Darfo hechteten mit kleinen Schwämmen hektisch zu Johnny, saugten jede einzelne Schweißperle auf. Sonja stand mit dem Klemmbrett daneben und machte mit ihren Wachsmalern enorm wichtige Forschernotizen. Kaum war ein Schwamm voll, pressten sie ihn in einem kleinen sterilen Eimer aus. Johnny schien in der Sonne bei 36 Grad nahezu zu schmelzen. Aber das hatten Martha, Darfo und Sonja bereits schon hinter sich. Als es so aussah, dass Johnny gleich kollabierte, hob Sonja bestimmend den Arm. Die Ein-Liter-Schweiß-Marke war erreicht! „Feeeeertig!“, rief sie jubelnd aus. Johnny stöhnte erleichtert auf, hüpfte unter die Schäfchenwolke und kippte sich erstmal Wasser in den Kopp. Sogleich machten sich Martha und Darfo ans Werk. Martha spannte den Sichtschutz aus weißen und bunten Bettlaken auf, niemand konnte auch nur ansatzweise erkennen, was die kleinen Wissenschaftsracker dort so machten. Dann knallte und quietschte es, es zischte und sprudelte, es blitzte und rumpelte – da kam an dem mittlerweile über Johnnys Reagenzglas hängendem Röhrchen die ersten Tropfen heraus. „Jipiiiiii!“, jubelten die Schmetterlinge. Es war geschafft! Und jetzt wanderten die Blicke zu den Zaungästen. Ganz aufgeregt schauten die Amseln, die Einhörner, die Eichhörnchen und einige Elfen drein. Bei den Hamstern und Elefanten kam hingegen leichte Nervosität auf. Sie waren von Natur aus zwar neugierig, aber Schisser ohnegleichen.

Wilde Tiere für die Parfum-Industrie

Die Auswahl der Forscher nach Probanden hatte begonnen. „Du!!“, rief Martha als Erste und zeigte mit dem Finger auf ein Meisen-Weibchen. „Piiiep!“, schrie sie vor Glück auf, flog direkt zu Martha hin. „Du!“ „Du!“ Du!“ Sonja, Darfo und Johnny hatten ebenfalls ihre Wahl getroffen. Ein Giraffenbulle wanderte mühelos aus dem Nachbargarten über den Zaun, ein Kaiserpinguin-Männchen presste sich durch die Pinguintür in der Wildrosenhecke. Und ein gelb-pinkes Holunder-Einhorn-Weibchen gehörte auch zu den Erwählten. Nervös standen sie nun auf dem wunderschönen Wildblumen-Schmetterlingsrasen, Bienen schossen summend gemeinsam mit blau leuchtenden Glühwürmchen um sie herum. Da bewegten sich die „Götter in Weiß“ mit ihren Reagenzgläsen in den Händchen auf sie zu, zuckte jeder eine Pipette, saugte ein, zwei Milliliter auf – und beträufelte sein Versuchskaninchen damit. Die Augen der Zaunzuschauer schienen fast aus den Köpfchen zu fallen, hier und da bekam die eine schon keine Luft mehr. Märchenwesen, war das spannend! Und es ging sofort los: Der Giraffe wurde es schwindelig, der Kaiserpinguin schien zu wachsen, das Meischen schrumpfte auf die Größe eines Flohs, das Einhorn des Einhorns fing auf einmal an, um den Körper zu wandern. Einmal komplett herum. „Oooooooh“, schrie das Publikum entsetzt auf. Aber Martha, Darfo, Sonja und Johnny standen jetzt mit schwarzen Sonnenbrillen vor ihnen gaaaaanz cool da. Sie rührten sich nicht, keine Bewegung, kein Mucks. Und drei, zwei, eins – „Pääääng“, machte es – und alles war wieder normal.

Pheromone im perfekten Parfum

Alles war wieder an seinem Platz, jeder hatte seine Ursprungsfarbe, jede hatte seine Normalgröße erreicht. „Und das war alles?“, rief jemand empört von hinter dem Zaun. Darfo kniff grimmig ein Äuglein zusammen Sofort meinte er, ein Eichhörnchen oben im Baum als Störenfried ausgemacht zu haben! Doch drei, zwei, eins – kam Bewegung ins Publikum: Sowohl die anwesenden Damen als auch die Herren jeder vor ihnen wartenden Probanden-Art fing intensiv an, die aufkommenden Gerüche durch die Nase zu saugen. Ganze Luftströme wanderten jetzt gen Schmetterlingshausabgrenzung. Und als wären die Düfte wie Seile, hangelten sich die Einatmer unbewusst, wie von Geisterhand geleitet, immer weiter an den Duft-Strängen entlang zu ihren Quellen. Da begriffen auch die Giraffe, die Meise, der Kaiserpinguin und das Holunder-Einhorn, was hier gerade passierte: Nach nur wenige Sekunden waren sie von Dutzenden Vertretern ihrer Art, immer des anderen Geschlechts, umzingelt! „Ooooooh“, leckten den Giraffenbullen schon vier, fünf Giraffen-Weibchen lüstern ab. Zig Meisen-Männchen rieben ihre Köpfe verliebt am Hals der Meisen-Dame. Der Kaiserpinguin selber war schon gar nicht mehr zu sehen, er war begraben unter Pinguin-Weibchen (sogar aller Art), im Himmel tauchten die Strahlen der ersten Landungstriebwerke der Holunder-Einhorn-Männchen-Raumschiffe auf. Vielleicht Hunderte, möglicherweise Tausende! Die NASA würde heute einiges zu dokumentieren haben! „Jipiiiii!“, klatschten die Schmetterlinge ab, eröffneten sie bereits im hinteren Gartenbereich ihren „Verkaufsstand“. „Märchenwesen-Pheromone“, stand es in bunten Lettern mit Wasserfarbe auf dem kleinen Plakat geschrieben. Ihre Probanden waren nun ihrem Schicksal überlassen, vor den Schmetterlingen warteten die „Kunden“ nun in Schlange. Bis auf die Straße, um den nächsten Häuserblock, nach draußen in die Vorstadt reichte sie. Ja, es hatte schon etwas Schönes, wenn man Märchenwesen war. „Ach ja“, grinsten nun alle Schmetterlinge Dich da zuhause an Deinem Monitor an. Pheromone gibt es nur bei Märchenwesen, bei den Menschen nicht. Solltest du Parfum mit Pheromonen kaufen wollen, ist es zwar ganz nett, aber nur Kokolores …

guckst du welt

 

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