Die Schmetterlinge Darfo, Sonja und Johnny kletterten mit Rucksäcken und Farbtöpfchen über den Zaun von Schloss Bellevue. Hier residierte der Bundespräsident, der aus ihrer Sicht schon mindestens genauso alt war wie das Haus. Zeit für eine Generalüberholung! Schnell packte die schnelle Eingreiftruppe die Pinsel aus und strich den kompletten Palast blau an. Einzig dem Mittelblock der Türe gaben sie ein anderes Erscheinungsbild. Hier wählten die kleinen Racker einen dunkleren Ton und kreierten damit eine EINS, schrieben aber für Schusselchen noch ein dickes ONE daran. Flugs flogen sie in den Innenbereich und verharrten. Uiuiuiui, dachten sich die drei Schmetterlinge und luden ihre Rucksäcke ab. „Haben wir denn dafür auch genug?“, wollte Darfo wissen. „Wir haben schon den Bundestag komplett mit blauen Glühbirnen ausgestattet, da wird das hier ein Kinderspiel für uns werden“, gab es von Schmetterlingsmacho Johnny zurück. Ach ja, da hatte er ja Recht … und schon schraubten und drehten die Schmetterlinge los – bis Frank Holzkohle im Bademantel mit der Zeitung als Bettlektüre unterm Arm um die Ecke geschlürft kam. Entsetzt blieb er stehen. Die Schmetterlinge rührten sich keinen Zentimeter. Weiter atmen, weiter atmen. Schockschwerenot!! Niemand wusste jetzt, was er machen sollte. Weder der Präsident der Bundesrepublik Deutschland noch die Schmetterlinge. Noch nie hatte der oberste Mann des Landes magische Märchenwesen gesehen!
Schloss Bellevue in blauen Glanz
Und: Die Kanzerlin hatte einmal versucht, ihm etwas über die Ritter der blauen Rose plus die Schmetterlinge zu erzählen – aber er hatte ihr nicht geglaubt!!! Auch das jetzt konnte er nicht glauben: Seine Augen spielten ihm nur einen Streich, schüttelte er den Kopf, rieb sich die Augen. Stress, dachte er nur. Kann jedem mal passieren. Nur in der Öffentlichkeit wäre das schlecht!! Doch auch durch das Augenreiben gingen sie nicht weg. Sie standen immer noch vor ihm! Besser: Hier machten sie gerade was in seinem Haus!! Sollten Märchen wahr werden? War die Zeit gekommen? Seine Großmutter hatte ihm als kleinen Bub die Sagen und Abenteuer der Ritter der Blauen Rose erzählt. Von Samis, dem Befreier des Universums. Von Schlachten und Schwertern – und sie hatte ihm von den Schmetterlingen berichtet. Holzkohle wurde nervös, zitterte fast … und die Schmetterlinge? „Äääääähm“, räusperte sich Johnny als Erster. „Also wenn wir hier stehen bleiben, dann könnten sie auch mal eben nen Butler rufen! Meine Kehle ist schon ganz trocken“, polterte Johnny frei raus. Mehr fiel ihm nicht ein. Sonja und Darfo zitterten sofort. Schwachmat! Die Schmetterlinge mussten schlucken. Der Bundespräsident musste schlucken. Aber in ihm ging etwas Faszinierendes vor, es fielihm wie Schuppen von den Augen: Es war wahr! Alles war wahr! Und das jetzt hier bei ihm! Verdammt, schoss es durch seinen Kopf. Wie war noch der Code? Der, den seine Großmutter ihm genannt hatte? Der diesen wunderbaren Wesen zeigte, dass er Freund und nicht Feind war. Darfo, Sonja und Johnny machten sich bereits bereit, ihn zu überwältigen. Spannung lag in der Luft. Da schoss es ihm wieder durch den Kopf, wie ein Blitz schlug es bei ihm ein. Mit weit offenen Augen hauchte er: „O … N … E.“ Er betete, dass es das richtige Wort war, er wollte sie nicht verscheuchen. „Puuuuuuuuh“, stöhnten die Schmetterlinge aus und schauten sofort verzückt drein. „Na, dann pack mal mit an“, kicherten sich mit einem Mal – und drückten ihm einen Eimer Farbe und einige blaue Glühbirnen in die Hand …