… „Verflixt und zugeschweißt, wo sind sie hin“, fluchte Schmetterlingsmacho Johnny leise. Die vier Schmetterlinge waren den Übeltätern des schlechten Wetters auf der Spur, nur der Ozongeruch zeugte noch davon, wo die beiden Wetterfeen und die Hexe hin verschwunden waren. Schnupper, schnupper, schnupper, sogen Martha, Darfo und Sonja bereits die Luft ein. „Hier entlang“, rannte Schmetterlingsmädchen Martha vor. Und schwuppsdiwupps, klebten ihre Freunde direkt hinter ihr. Sie flogen mal hier um die Ecke, mal dort hinein. In einem Raum sahen sie sogar die neuesten Wolkenkreationen, die wahrscheinlich noch in diesem Sommer eingeführt werden sollten: Wolken mit Löchern drin, damit die Sonne durch, gleichzeitig aber auch Schatten gespendet werden konnte. Und die natürlich weiß waren – Regen ausgeschlossen. „Moment“, zwickte Johnny Sonja ins Flügelchen. „Das war vor einigen Wochen mein Vorschlag“, sagte er recht stolz. Sonja drehte sich kurz um, blickte die Lochwolken an, dann tippte sie sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. Piepvögelchen deluxe. „Du hast nen Knall!“ Zog sie ihn schnell mit sich, um wieder zu Martha und Darfo aufzuschließen. Sie flatterten bereits eine Wolkentreppe in die zweite Etage hoch. Dort waren eher Büros. Die Wetterzentrale von Petrus in der Wolkenstadt war halt recht groß. Hier oben wurde die Schreibarbeit erledigt. Und wer dachte, dass die Menschen auf der Erde schon das Maximum an Bürokratie erlebten, der hatte die Rechnung ohne den Wirt, besser, den Himmel gemacht. Hier musste jede kleinste Schneeflocke abgezeichnet werden. Von dem Bestellungsaufwand erst einmal abgesehen. Und am Ende? Am Ende landete sie in Frau Holles Kissen – und sie schüttelte sie mal mir nichts, dir nichts auf die Erde runter, mit einer Leichtigkeit, die schon so manch einen Flockenbesteller in den Wahnsinn getrieben hatte. „In diesem Winter hatte sie aber reichlich von den Dingern“, witterte Darfo schon den ersten Ansatz einer Verschwörung. Sein Näschen fing wie ein Indikator an zu glühen, so nah glaubte er sich der Quelle des Ozons – und somit den Wetterfeen und der Hexe. Schnupper, Schnupper, Schnupper. Aber als sie oben bei den ersten Wolkentüren der kleinen, tuffigen Kämmerchen ankamen, … waren diese leer. Niemand da! „Kein Wunder“, raunte Sonja. Wie konnte Darfo nur davon ausgehen, dass hier im Sommer Schneeflockenorganisatoren waren? Die hatten doch ebenfalls Urlaub und mussten erst zum Herbst hin wieder anfangen zu arbeiten. „Tsss“, schüttelte sie das Köpfchen. Als wenn man vergessen könnte, dass es Märchenfiguren gab, die ein besseres Leben hatten als Menschenlehrer. „Tssss.“ Als sich Sonja jedoch umdrehte, waren ihre Freunde verschwunden. „Darfo? Martha? Johnny?“ Sonja flog schnell in den nächsten Raum … und verdrehte sofort die Augen. Knirsch, Knirsch, Knirsch, hockten ihr Freunde da. Sie knabberten genüsslich Zuckerwatte. „Hmmmpfff“, schüttelte sie ihr Köpfchen. Sie konnte erkennen, woher die Zuckerwatte stammte: von den Schmetterlingen, das war ihre eigene, von den geheimen Geheimzuckerwatteplantagen auf der Erde. Gigatonnenweise hatten die vier Freunde das süße Lebenselixier im vergangenen Herbst als „lebenserhellende Freundschaftszuführung, als Motivation für weiße Weihnachten“ – andere Märchenfiguren nannten dies auch schlichtweg „Bestechung“ – nach hier oben geschafft. Genützt hatte es nichts, Schneeflockenbesteller waren anscheinend unbestechlich. Sie hatten es zwar angenommen, aber weiße Weihnachten waren das ja wohl nicht unbedingt gewesen … was Sonja sofort weiter zu der Frage führte: Wer war dann für den langen, fiesen Winter verantwortlich? Knirsch, Knirsch, Knirsch, schauten die drei Knusperfreunde sie derweilen mit einem Lächeln an. „Los, los, los“, scheuchte Sonja sie weiter. Martha, Darfo und Johnny hörten anfangs nur widerwillig auf. Die Stärkung tat ja soooo gut – aber was musste, das musste. Das MUSSTE! Dingdong, schaltete sich der kleine Schalter in den Köpfchen wieder um. Auf Verfolgung, auf Bestrafung, auf Vergeeeeltung. Sie wischten sich wie Cowboys die Mündchen ab und riefen sich den Hass auf den langen Winter wieder in den Kopf. „Lasst uns sie finden“, fauchte Martha schon los. Ja, so ist mein Mädchen, grinste Sonja. Uuuund ziiiiisch, waren sie wieder den Wetterfeen und der Hexe auf der Spur …
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Diese Geschichte ist eine Vorgeschichte des Buches “Die Schmetterlinge und der verschwundene Sommer”. Hier im Blog entstanden, hat sie im Buch noch einmal eine fantastische Verwandlung erlebt! Nur noch rund 60 Prozent von dem, was hier steht, findet sich in dem Märchen-Abenteuer in der goldenen Himmelstadt wieder. Also einfach kaufen, lesen und begeistert sein!