Es gibt viele Geschichten über die Mondlandung – und eine wahre.
Nachdem der Astronaut im Ruhestand seiner kleinen Enkelin das Ende der Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatte, schloss er das Buch, schob ihr die Decke bis an den Hals und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Und du warst wirklich der erste Mensch auf dem Mond?“, hakte das Mädchen nach. Jeden Abend stellte sie ihm diese Frage, jeden Abend bekam sie dieselbe Antwort. Doch heute schaute sie dabei auf ihre blau leuchtende Nachttischlampe … und dann wieder zurück. Das sah der alte Mann … und schluckte. Heute Abend antwortete er nicht sofort. „Warst du wirklich der erste Mensch auf dem Mond?“ Opa schaute seine Kleine an. Die Mondlandung. Seine Mondlandung. NIE hatte er irgendeinem Menschen auf der Erde die wahre Geschichte erzählt. Warum hakte sie nach? Susanna zog ihr kleines Händchen unter der Decke hervor und berührte jetzt mit der Fingerspitze das funkelnde Blau. Opa nahm ebenfalls seine Hand, spreitze nur den Zeigefinger ab … und führte sie leicht an das Zeichen. Dann blickte er sein Mädchen an. „Sie waren da …, oder?“, fragte der alte Mann und schaute an die Decke.
Die Mondlandung bewegt das Herz
Susanna schluckte kurz, dann lief ihr die pure Lebensfreude über das Gesicht. Jaaaaa, sie waren hier gewesen!!!! „Wer von ihnen denn?“ Jetzt konnte der Opa sehen, wie seine Enkelin überlegte. SIE hatten eigentlich nicht gesagt, dass sie, wenn es einer schon wusste, es nicht erzählen durfte. Eigentlich, so schätze die Fünfjährige, würden sie sich sogar freuen. Ja, sie konnte es ihm sagen. „Darfo, Sonja und Johnny waren hier“, lächelte sie ihren Opa an und vermittelte ihm, sie verstehe, warum er sie all die Jahre angelogen hatte. „Bald brauchst du nicht mehr lügen“, erklärte sie ihrem Großvater, streichelte seine Hand, dann seine Wange. „Es geht wieder los, und sie sagen, die Menschen würden dich nochmal brauchen, wegen all deiner Erfahrung.“ Dem Mann standen die Tränen in den Augen. Nicht nur, dass er seine Enkelin liebte – nein, … jetzt teilten sie mehr als nur das eigene Blut: Sie teilten ein Geheimnis, eines, das bald gar keins mehr sein würde. Es war, als würde ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern fallen. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine. „Aber heute Abend dürfen wir noch gemütlich schlafen“, flüsterte Susanna jetzt, richtete sich auf, beugte sich nach vorne, umarmte und drückte ihren Opa. Ihre Füßchen fummelten freudig in der Bettedecke rum. Das Zittern des vibrierenden Gewissens verschmolz ihre Herzen. Sie beide waren eins – One …