Am Gartenteich der Schmetterlinge spielen nachmittags die Kleinen, abends treffen sich die Älteren zum romantischen Stelldichein.
… Mit Baströckchen und Sonnenbrillen hockten die Schmetterlinge Martha, Darfo, Sonja und Johnny auf ihren Liegenstühlen im Garten – und schauten einfach nur zu, wie es sich Enten, Schwäne, Delfine, Buckelwale und noch viiiiiiiele Lebewesen mehr in ihrem Gartenteich gut gehen ließen. Sie hatten zwar „keine Ahnung“ warum, aber Flora und Fauna in und um ihren Teich herum fühlte sich pudelwohl. Nessie verkaufte Popcorn und Zuckerwatte, auch gekühlte Drinks. Badespaß, Badespaß, Badespaß! Die Folge: Es wurde immer mehr. „Gelegentlich nehme ich Enten nen bis bisschen Kohle für die Nutzung des Teiches ab“, sagte Schmetterlingsmacho Johnny und schlürfte genüsslich an seinem Erdbeerinha. Darfo drehte sich um und schaute zur Hecke. „Ja, und auch heute wollen wieder viel mehr hierhin als reinpassen.“ Giraffen mit Schwimmflügelchen um Arme, Hals und Beine, Elefantenmamas mit nörgelnden Elefantenbabys (sie konnte es einfach nicht mehr abwarten, in den Teich zu springen), Seeadler mit Servietten um den Hals – alle standen sie schön brav in eine laaaagen Schlange vor dem Schmetterlingshaus, warteten darauf, eingelassen zu werden. „Ööööööh“, standen Martha und Sonja auf, zogen sich ihre Schaffnermützen an und gingen auf ihre Positionen. Sie hatten Schicht. Martha verscheuchte die Badegäste im Teich, die Stunde war rum, Sonja nahm den Lochklicker und kontrollierte am Eingang die kostenlosen Märchenweseneintrittskarten. Die nächsten hundert Badegäste waren dran. Über so viel Leben im Wasser würden sich auch aktuell die Bodenseebewohner freuen. Die gab es da anscheinend aber nicht. „Zu sauber soll er sein“, flüsterte Schmetterlingsmacho Johnny Darfo rüber. Ja, das hatte er auch schon gehört. Die Fische blieben aus – und damit auch alle anderen Tiere. Kläranlagen und eine gute Umweltpolitik hatten wohl dafür gesorgt, dass der Bodensee zwar rein war, er aber nicht genug Phosphat abbekam. Dadurch gab es zu wenig Pflanzen, dadurch wiederum weniger Fische. Und dadurch gab es von allem anderen auch weniger. „Aber was war denn, bevor der Mensch kam und mit Gülle und Dünger im Zulauf den See berreicherte?“ Gute Frage.
Badespaß mit Picknickkörben
Gab es vor 100 Jahren auch weniger Fische? War der Fischreichtum der jüngeren Vergangenheit nicht eher eine Folge der Überdüngung der Felder? Und war der Bodensee durch eine gute Umweltpolitik nicht wieder auf dem Weg zu seinem Ursprungszustand? „Wenn die Natur allein gelassen wird, dann regelt sich alles von selbst“, kicherte Schmetterling Darfo. Aus seiner Sicht gab es durch die Überdünung eine Überpopulation an Fischen im See, die zu einer einer Überpopulation von Fischern sorgte. Jetzt gingen die Fische zurück – übrig blieb die zu Hohe Anzahl von Fischern. Spaß hatten die nicht mehr. Anders als bei den Schmetterlingen: Der Badespaß hier war unschlagbar. Darfo schaute zu, wie die letzten Badegäste fluchend den Gartenteich verließen, nur um sich dann hinten wieder neue kostenlose Märchenweseneintrittskarten zu besorgen und sich dann wieder in die Reihe zu stellen. Gleichzeitig beobachteten sie, wie der Nachwuchs von Giraffe, Elefant und Co. an ihnen vorbeischoss und mit einem „Köpper“ in den Teich sprang, während es sich die Eltern mit Picknickkörben am Rand gemütlich machten. „Alter“, brüllte Johnny auf einmal laut auf. Er war jetzt der Bademeister. Die jungen Seeadler machten es sich auf den Bäumen bequem, ihnen lief bereits der Geifer aus den Schnäbeln. Sofort zuckten sie bei Johnnys Ruf auf. Mit Mittel- und Zeigfinger zeigte er erst auf seine Augen, dann auf sie. Ich hab euch im Auge, keinen Scheiß bauen, hier bei uns am Teich. Freundchen! Peinlich berührt flogen sie schnell einen Ast weiter. „Ich denke, es ist alles immer nur eine Frage des Yin und Yang. Ist die Natur im Gleichgewicht, haut alles hin.“ Und „Päng“ ballerte Johnny mit seiner Steinschleuder nach den Seeadlern. Einer hatte bereits den Großteil eines braunen Mittelhamsters im Mund. Schaute man nicht hin, war der Badespaß vorbei: Nur noch die Sonnenbrille des Mittelhamsters, sein Goldkettchen mit Dollarzeichen und sein Hawai-Käppi schauten raus. Der Stein traf den Seeadler am Hinterkopf, flugs spuckte er den Hamster wieder aus. Und drei, zwei, eins, bekam der Rowdy auch noch einen vom Buckelwal geballert. Überall musste es Aufpasser geben. Auch das gehörte zum natürlichen Gleichgewicht. „Auch Märchenwesen müssen sicherstellen, dass es nicht ins Ungleichgewicht rutscht. So wie es die Menschen unter sich auch machen müssen …
guckst du welt