Das Bee-Team – Das Erwachen

Es begab sich aber zu einer Zeit, da lebten Tiere und Menschen friedlich zusammen. Paradiese voller Hasen, Rehe, Bären, Igel und Füchse, voller Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Vögel. Voll Gezwitscher, voll Gesumme und Gebrumme. Wunderschön lagen diese Kinderstuben der Natur direkt neben Siedlungen von Menschen, gingen ineinander über, respektierten sich ¬– in absoluter Harmonie. Doch dann veränderten sich die Menschen: Sie entfernten ihre Blumen aus den Gärten, einige tauschten sie gegen Steine und Beton ein. Sie verbauten vorher wunderschöne Grünflächen mit Häusern, immer mehr und mehr. Es kam aber noch viel schlimmer: Landwirte sprühten, um mehr zu ernten, Gift auf die Felder, beackerten die letzten freien Stellen, nahmen damit auch den letzten Lebensraum. Die Menschen fällten Bäume, fuhren mit zu vielen Autos, bauten zu viele Fabriken und sorgten so für steigende Temperaturen – und damit für Dürren und Waldbrände weltweit. Und so erging es auch dem Tumbawunda-Tal. Lest hier die magische Geschichte, wie sich die Tiere wehrten – und sie die Geschicke der Erde mit einem Mal veränderten. Und sie waren nicht allein.

Denn so hat es sich zugetragen, keine Frage …


Diese Geschichte ist eine Leseprobe aus dem fantastischen Buch „Das Bee-Team“. Sollte sie dir gefallen, würden sich die Schmetterlinge und die Bienen freuen, wenn du sie mit deinem Kauf unterstützt.


Das Bee-Team – Das Erwachen

Der warme Wind bewegte sich wie ein honigsüßes Streicheln der Seele über die Halme. Der frische Duft des Frühlings wehte in jeden Winkel des Feldes. Während der eine seine Energien langersehnt verlor, wuchsen eben diese bei jemandem anderen: Überall wich der Winter, er hatte den Kampf verloren, überall besiegte das Leben die todbringende Kälte im Tumbawunda-Tal. Endlich! Frühling! Das Grün drückte sich durch das Braun. Überraschenderweise hatte es bereits im Februar zwar schon einen kurztägigen Sommeranlauf mit bis zu 30 Grad gegeben, aber so schnell das gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Das Wetter spielte im Winter verrückt. Was für Zeiten. Doch jetzt schienen die kleinen weißen Wolken verzückt mit dem Blau des Himmels zu spielen. Die Temperaturen waren nachts bereits konstant über zehn Grad. Tagsüber ging es teilweise schon recht hoch. Und auch hier kündigte sich bereits die zweite Hitzewelle des Jahres an. Aber alle wussten: Zurück in den Winter ging es jetzt nicht mehr. Hier raschelte es, dort wackelte es. Feldhasen zippelten mit den Schwänzchen, Igel schüttelten das Laub aus ihren Stacheln. Ob Marienkäfer, kleine Feuerwanze oder Grashüpfer ­– nun würden wieder die wahren Herren die Kontrolle über Wiesen und Felder übernehmen: die Wildtiere. Und die Insekten: die Wildbienen, die Hummeln, die Schmetterlinge und alles andere, was da kreuchte und fleuchte. Ein Gefühl erklomm jedes Lebewesen, als könne man den Lavendel schon riechen, die Erdbeeren bereits schmecken, Kirschen, Äpfel und Pflaumen lecker an den Ästen baumeln sehen. Herrlich, einfach herrlich. Und schon geschah die Magie der Natur auf diesem aus dem Winterschlaf erwachenden Feld: Zum ersten Mal in diesem Jahr brachen die Sonnenstrahlen auf das Bienennest des Volkes von Königin Majesta, die 723ste, herein. An einer fast 1000 Jahre alten Linde hing er königlich: Ein goldener Palast, mit goldenen Wänden, goldenen Fußböden, einfach alles schien hier aus Gold zu sein. Kein Wunder: Sie waren der größte Wildbienenstamm an diesem Feld. Herrlich, einfach herrlich. Sie reckte und streckte sich, schrubbte sich den Sandmännchenstaub aus den Augen. Müüüüde gähnte sie, merkte aber, dass das Schlafen ein Ende hatte. Majesta wackelte noch einmal mit dem Hintern, schüttelte ihre Beine durch, dann blickte sie auf das Nachttischchen neben ihrem Himmelbett. Da war sie: ihre güldene Krone. Sie schwang ihren Hintern aus dem Bett, griff ihren funkelnden Stolz … und zack … war sie schon auf ihrem Kopf. »Dann wollen wir mal den Frühling willkommen heißen«, grinste sie sich im Spiegel selbst an und zwinkerte sich zu. Sie stand vor ihrem Spiegelbild und schaute, dass ihre schwarz-gelben Ringe auch alle an der richtigen Stelle waren. »Jawoll.« Da klopfte es bereits an der Türe. Majesta salutierte mit einem breiten Grinsen vor sich selbst, dann ging sie kraftvollen Schrittes zur Türe. Aber: Es klopfte immer heftiger.

 

Leseprobe
11,90 

»Ja, ja, nur kein Stress, ich bin wach«, raunte sie. Sie wusste, das konnte nur Lavendula sein, ihre fleißigste Dienerin und Beraterin. Sie war wahrscheinlich schon so ungeduldig, sie konnte das Beginnen des Treibens ihres Bienenvolkes gar nicht mehr abwarten. Klopf, Klopf, Klopf. Was hatte die denn? Lavendula hatte ja noch nie so einen Krach gemacht! Majesta war gleich bei der Türe. War alles in Ordnung? Mit einem gezielten Griff öffnete sie … und schaute nicht in das Gesicht ihrer treuen Dienerin Lavendula, … sondern in die panischen Augen der dicken Bertha, ihrer ranghöchste Generalin. Eigentlich eine Wuchtbrumme, niemand wollte sich mit ihr und ihrem Stachel anlegen. Fast 30 Orden klebten an ihrer Brust. Darunter der eiserne Dorn, die höchste Ehrung, die eine Soldatin erhalten konnte. Wow. Ja, es hieß sogar, sie habe einen Seeadler im Flug bezwungen und sogar einem Bären das Fürchten gelehrt. Sie hatte ihn ganz allein verprügelt, als er sich über ihren Honig hermachen wollte. Das war nicht nur irgendeine erfundene Geschichte: Als die Verstärkung eintraf, floh der Bär vor aller Augen! Aber jetzt war diese starke Biene kreidebleich. Gleich einem Geist, der vor ihr stand. Die dicke Bertha nahm all ihre Kraft zusammen, öffnete den Mund, … aber es kam kein einziges Wort heraus. Sie, sie war sprachlos. Völlig verängstigt. Majesta erkannte den Schock. Jetzt hatte sie auch einen. »Was, was ist los?«, zitterte mit einem Mal Königin Majesta, als würde ihr Körper wissen, dass das, was jetzt kam, alles andere als eine gute Nachricht werden würde. Die dicke Bertha setzte noch einmal an, holte tief Luft, hielt sich schwach am Türrahmen fest, … dann entkam ihr die apokalyptische Nachricht: »Tot, fast alle sind tot, meine Königin!« Von rund 30.000 Bienen, die mit ihnen in den Winter gegangen waren, lebten gerade einmal nur noch wenige hundert. Und auch sie waren schwach, sehr schwach. Ihnen war die Nahrung ausgegangen! Sie hatten im vergangenen Jahr nicht genug Pollen und Nektar sammeln können. Der Bauer hatte nur im Frühjahr etwas angebaut, das sie nutzen konnten. Und die Menschen in der an das Feld angrenzenden Siedlung hatten entweder gar keine Blumen im Garten gehabt oder solche, die zwar schön aussahen, aber keinen Pollen und Nektar als Nahrung lieferten. Einige hatten sogar das Grün entfernt und Steine an seine Stelle gesetzt: Vorgärten aus tödlichem Stein waren in Mode gekommen! Königin Majesta und ihr Beraterstab hatten zwar vor dem Winter gewusst, dass in den Vorratslagern wenig war – aber sie hatten gedacht, sie würden es schaffen. Mehr hatten sie einfach nicht bekommen.  Was hätten sie auch machen sollen? Majesta wurde es schwindelig, sie wusste nicht mehr, wo oben und unten, wo rechts und links war. Vor ihr schien ein Abgrund und sie schien tief hineinzufallen. Alles vor ihr war verschwommen. Der Großteil des Volkes von Königin Majesta, die 723ste, der wildlebenden Honigbienen aus dem Tumbawunda-Tal  … war über den Winter gestorben. Doch es kam noch schlimmer: »Eure Hoheit, das …, das …, das ist aber noch nicht alles.« Nicht alles? Majesta hörte die Stimme der dicken Bertha wie in weiter Entfernung hallen. Nur langsam drangen die Worte an sie heran. Nicht alles? Was konnte denn noch kommen? »Vor unseren Toren warten die Abgesandten anderer Wildbienenarten … und bitten um Einlass … oder um Pollen, Nektar und Wasser …

Sie schaute in unzählige Augen, sie sahen alle matt aus. Schlecht. Ausgehungert und ausgelaugt. Mauer-, Holz- und Sandbienen, Baum-, Erd- und Steinhummeln standen in der ersten Reihe. Dahinter waren noch viel, viel mehr Vertreter der verschiedensten Wildbienen- und Hummelarten. Am Rande des Feldes, hier an der alten Linde im Tumbawunda-Tal herrschte Not! Große Not! Hungersnot! Dürre! Durst! Königin Majesta fühlte sich machtlos. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Denn: Ihre Verwandten brauchten Hilfe, aber sie konnte ihnen nicht helfen. »Ich …«, setzte sie an, verstummte aber wieder sofort. Die Abgesandten der Wildbienen standen schwach vor ihr auf Krücken oder stützten sich gegenseitig. Einige von ihnen zitterten und husteten, andere konnten schon gar nicht mehr fliegen. Ein Wunder, dass sie überhaupt den Winter überlebt hatten, schoss es Majesta durch den Kopf. Aber sie hatte ja selber genug Probleme. Nein, das war untertrieben. Königin Majesta schossen die Tränen in die Augen. Das war nicht mehr ihre Welt. Vielleicht war sie ja nur in einem Traum, einem schlechtem, einem Albtraum … und sie würde gleich erwachen? Drei, zwei, eins … sie trat sich selber auf den Fuß, … aber nichts passierte. Der Duft des Frühlings lag in der Luft – doch vor ihr standen ihre Verwandten … und litten Hunger und Durst. Was sollte sie machen? Sie war die mächtigste Königin des größten Wildbienenvolkes hier am Feld gewesen, aber das war … Geschichte. Die Not war da: »Majesta, gebt uns Pollen und Nektar!«, hauchte eine schwache Biene ihr zu. Eine Bitte, in größter Not. Das Leid in den Augen war unverkennbar. Der Blick, dieser Blick. Majesta spürte, wie die dicke Bertha sich neben sie stellte, ihr mit ihrem wuchtigen Körper Halt gab. »Ja, gebt uns wenigstens Honig! Und Wasser! Ihr habt doch so viel!«, rief jetzt eine Stimme krächzend von hinten. Und wieder, die nächste: »Ja, gebt uns Honig, ihr seid das größte Volk hier am Felde!« Hoffnungsvolle Blicke kamen ihr entgegen. Sie musste doch Honig haben, sie musste einfach! Königin Majesta wurde langsam nervös. Es tat ihr in der Seele weh. Sie war durch ihren goldenen Palast gegangen – und hatte es mit eigenen Augen sehen müssen. Ihr Herz hatte geblutet. Denn: Ihre Gänge waren leer gewesen. Überall hätten Tausende ihrer Bienenkinder langsam aus dem Schlaf erwachen, das Leben in diesen wundervollen Königinnensitz hauchen sollen. Aber nahezu nichts war passiert. Nur hier und da schleppten sich einige Arbeiterinnen, wenige Dienerinnen und Soldatinnen durch die Gänge. Für sie hatte die letzte Nahrung gereicht. Sie waren es auch gewesen, die ihre Geschwister gefunden hatten – tot. Über den Winter verhungert. Und sie, Majesta, hatte es selbst gesehen: Ihre Vorratskammern waren leer.

»Ich …«, hob Majesta die Hand. »Wir …«, sagte sie, doch dann fiel ein Schatten auf alle Anwesenden, hier in luftiger Höhe, an der Linde, vor dem goldenen Eingangsportal des goldenen Palastes. Der Schatten wurde immer größer, immer breiter. Vögel! »Rette sich wer kann!«, riefen die ersten Bienen, Majesta winkte bereits alle zu sich in den Palast herein, hier konnten sie Schutz finden, … da versperrte die dicke Bertha ihnen den Weg! Soldatinnen gesellten sich zu ihr, bildeten eine Barriere! Sie ließen niemanden durch! Was? Was?? Verrat!! Sie würden alle verloren sein, das Mittagessen der geflügelten Räuber! Verrat! Aber: »Eure Hoheit, fürchtet euch nicht!«, kam es mit einer milden, sanften Stimme vor ihr. Die Stimme der dicken Bertha klang so ruhig, so sicher, so vertrauensbildend. Die Wildbienen konnten nicht anders … und blieben überrascht stehen. Und da sahen sie es: Die Vögel griffen nicht an, … sie setzen sich in die Zweige, hielten einigen Abstand. Majesta war sprachlos, konnte es nicht glauben: Sie blickte in die verängstigen Augen von Rotkehlchen, Meisen, Amseln, Zaunkönig, Grünfink, Spatz, ja, die ganze Vogelschar. Sie verstand nicht. Was? »Keine Angst«, streichelte die dicke Bertha ihr die Schulter. Immer mehr und mehr Vögel landeten im Baum der alten Linde. Und waren da auch ein paar blau leuchtende Glühwürmchen dabei? Es dauerte keine Minute, da war kein Platz mehr in den Ästen der alten Linde frei. Hier war alles aus dem Tumbawunda-Tal, was fliegen konnte. »Was, was hat das zu bedeuten?«, schaute Königin Majesta ihre oberste Generalin, die dicke Bertha an. Die lächelte nur mit einer Weisheit, wie sie nur wenige haben. »Schaut bitte auch nach unten«, riet sie ihr und zeigte mit dem Finger dorthin. Die Morgensonne arbeitete sich am Himmel weiter empor. Hinten am Rand des Feldes konnten aufmerksame Beobachter einen kleinen und einen etwas größeren Punkt, die sich bewegten, in einem Garten sehen. Durch eine weiße Schäfchenwolke brachen sich die Sonnenstrahlen so, als würden sie wie ein Spotlight auf die sich bewegenden Punkte in diesem Garten des Hauses am Rand des Feldes zeigen. Ja, es war geradezu so, als würden die Sonnenstrahlen auf magische Art und Weise zwei Pfeile bilden, … die dort in den Garten zeigten. Majestas Blick klebte wie gebannt am Horizont. »Nach unten, meine Königin«, berührte sie Generalin Bertha jetzt sanft und riss sie aus ihrer Starre. Majesta folgte der Bitte … und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dort hatten sich alle Wildtiere des Feldes versammelt: unzählige Hasen- und Kaninchenpaare, Rebhühner, Feldhamster, Mäuschen, Grashüpfer, Igel, Rehe, Frösche und noch viele, viele mehr. Und war das da ein Panda? Majesta rieb sich die Augen. Als der Panda sie sah, winkte er fröhlich, kratzte sich mit einem Mal fragend den Kopf … und fiel dann zur Seite, um ein kleines Nickerchen zu machen …

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