Das Bee-Team – Die Versammlung

Der Tag neigte sich dem Ende, die Sonne ging langsam hinter dem Feldrand unter. Die drei Feldhasen saßen in der Mitte. Um sie herum: Alles was in Wald und Wiese kreuchte und fleuchte, was summte und flog, was brummte und zischte. Das ganze Tierreich vom Tumbawunda-Tal hatte sich um die drei Langohren hier an der alten Linde, unter dem goldenen Palast, im vertrockneten Gras versammelt. Zahlenmäßig waren die Wildbienen aber am meisten hier vertreten. Und das war … leider nicht viel. Generell schienen es noch weniger zu sein, als noch vor einiger Zeit. Und die Anwesenden sahen nicht gut aus: Sie hatten lichtes Fell und waren dünn, einige waren schmutzig, sahen aus wie Vagabunden, andere konnten sich vor Kraftlosigkeit kaum noch auf den Beinen halten. Die Feldhasen konnten kaum hüpfen, die Amseln und Meisen kaum fliegen, die Hummeln kaum noch summen. Einige husteten, andere zitterten. Hier saßen sogar Jäger und Gejagte friedlich nebeneinander. Niemand hier ging auf den anderen los, wie es in »guten« Zeiten eigentlich der Fall war. Sie waren einfach zu schwach, die Not war viel zu groß – sie mussten zusammenhalten. Am deutlichsten aber war es bei den verschiedenen Wildbienenarten zu sehen, … sie stützten sich gegenseitig. Einige weinten, andere schluchzten. Bei ihnen waren noch nicht mal mehr alle in der Lage, Flüge zur Nahrungssuche anzutreten. Königin Majesta, die 723ste, hatte daher verfügt, dass der wenige Honig ihres stolzen Volkes mit den anderen Wildbienen und Hummeln geteilt wurde. Aber: Es war nur noch so wenig Honig vorhanden, er musste rationiert werden. Das bedeutete: Am meisten Honig erhielten die Wildbienen, die auf Nahrungssuche gingen. Nur wenn sie genügend Kraft hatten, konnten sie Pollen und Nektar sammeln. Sie mussten ausfliegen, um die Chance aufrechtzuerhalten, Nahrung für alle zu finden. Es machte leider Sinn, das sahen alle ein. Das bedeutete aber auch zwangsweise: Andere erhielten noch weniger von dem wenigen, was noch da war, … doch was war auf einmal das? Bei dieser Zusammenkunft machten kleine Honigtropfen die Runde?! Sie konnten sich mit einem Mal unerwartet stärken! Die Antwort hatte einen roten Kopf: Brownie, die Braunbärdame des Tales, hatte ihren letzten Honigtopf mitgebracht. Sie hatte ihn noch vom Winterschlaf übrig. Eigentlich wollten die Wildbienen jetzt sauer sein. Denn: Woher sie wohl den Honig hatte?! Aber das war jetzt egal. Für eine Diskussion waren sie alle zu schwach. Das Glücksgefühl, sich mit leckerem Honig stärken zu können, überwiegte. Jede Wildbiene, jede Hummel schlug sich den Bauch voll.


Diese Geschichte ist eine Leseprobe aus dem fantastischen Buch „Das Bee-Team“. Sollte sie dir gefallen, würden sich die Schmetterlinge und die Bienen freuen, wenn du sie mit deinem Kauf unterstützt.


»Und ihr habt das genau gehört?« Königin Majesta stand vor den drei Feldhasen und kratzte sich am Kopf. »Diese beiden Menschenkinder haben also wirklich ‚Bee-Team‘ gesagt?« Die vor Aufregung hüpfenden Langohren legten ihre Pfoten auf die Brust. »Ja, das haben sie wirklich gesagt! Wir schwören!« »Habe ich noch nie was von gehört«, zuckte der Fuchs in der dritten Reihe mit den Schultern. Die beiden Wildentendamen neben ihm auch nicht. Sie schnatterten noch schnell leise was miteinander, dann schauten sie wieder nach vorne. Von oben aus den Ästen gab es ernste Blicke. Amseln, Meisen, Rotkehlchen, aber auch Habichte, Bussarde und Adler schauten grimmig nach unten. Man, gingen die ihnen auf den Keks: Wildenten, … die hatten immer was zu schnattern. Jetzt schauten auch die Wildgänse nach oben. Aber jeder wusste: Wildgänse standen den Wildenten beim »Klönschnack« in nichts nach – die hatten auch immer was zu tratschen wie alte Waschweiber! Das reichte dem Weißkopfadler: Er schwenkte einen Flügel Richtung seines Kopfes, formte mit zwei Federn an der Flügelspitze zwei Finger, zeigte mit ihnen auf seine Augen. Dann formte er grimmig einen Zeigefinger gen Enten und Gänse. Klappe halten, klar? Ich hab‘ euch im Auge! »Schluck«, konnten alle Anwesenden hören. Wildgänse und -enten zogen alle ein klein wenig ihre Hälse ein. Wir sagen ja schon nichts mehr! »Hat hier schon irgendwer einmal was von dem Bee-Team gehört?«, fragte Wildbienenkönigin Majesta nun in die versammelte Runde. Es schien, dass ihre güldene Krone nicht mehr ganz so glänzte wie noch vor einem Jahr. Es dauerte ein wenig, aber dann schüttelten die meisten Anwesenden die Köpfe. Nein, noch nie gehört. Weder den Braun- und Schwarzbären, den Igeln, den Fasanen, den Nattern, den Waschbären, den Heuschrecken, noch irgendeinem anderen Anwesenden war der Name ein Begriff. »Dass die Hummeln es nicht wissen, war mir klar«, flüsterte heimlich eine Biene. Die meisten Wildbienen hielten die Hummeln für nicht so helle. Die waren ja nahezu mit jeder Blume zufrieden, Wildbienen waren da schließlich viel wählerischer. Püh. »Niemand, … ist hier niemand, der schon einmal etwas von dem Bee-Team gehört hat?« Königin Majesta blickte die drei Feldhasen, dann verzweifelt die dicke Bertha an. Die überlegte und überlegte, dann schien sie eine Idee zu haben. Bingo! Schnell ging die Generalin auf und ab, ihre Blicke wanderten suchend durch die Reihen der Bodenhocker. Vorbei an den Rehen, an den Wildschweinen und Dachsen, an den blauen Holzbienen, vorbei an den Lurchen, an den verschiedensten Fröschen. Da musste sie doch irgendwo sein!? »Ist Methusala noch nicht da?«, rief sie auf einmal. Methusala? Jeder kannte sie: Methusala war die älteste Bewohnerin unter den Tieren im Tumbawunda-Tal. »Doch klar, die ist hier!«, riefen die Wasserflöhe mit quickender Stimme. Toll. Die waren so klein, niemand wusste jetzt gerade, von wo die Stimme kam. Generalin Bertha aktivierte ihre Flügel und erhob sich mit klimpernden Orden in die Lüfte. Sofort machten es alle Wildbienen ihr nach, … und mit einem Mal erfüllte ein leichtes Summen den Versammlungsort. Alle quälte die Frage: Wo war Methusala?

 

Leseprobe
11,90 

Ihre Blicke hatten eine Richtung: Im hinteren Bereich, linke Ecke, hatten sich die Fluss- und Teichbewohner des Tumbawunda-Tals versammelt. Das war nicht weit weg von dem kleinen Bach. Er war zu einem Rinnsal vertrocknet, aber immerhin konnten die meisten sich dort eben einmal schnell mit Wasser beträufeln. Und siehe da: Ja, Methusala war da! Die mindestens hundert Jahre alte europäische Sumpfschildkröte hatte sich ebenfalls hier unter der Linde im vertrockneten Gras eingefunden … und schlief. »Schnarch, Schnarch., Schnarch«, konnten es aber nur die vernehmen, die nahe genug an ihrem Panzer waren. Die dicke Bertha brachte ihren fülligen Leib in Bewegung, schnappte sich ein kleines Ästchen, flog an sie heran … und klopfte auf ihren Panzer. Aber nichts geschah. »Schnach, Schnarch, Schnarch«, machte es immer noch. Jetzt landete Königin Majesta neben Methusala. Sie hielt sich die Krone bei der Landung und verdrängte Bubbles und Blobber, zwei recht junge europäische Sumpfschildkröten. Alle vermuteten, dass es mindestens Ur-Ur-Enkel von Methusala waren, wenn nicht sogar ihre Ur-Ur-Ur-Enkel. Sicher war sich da aber niemand. Schildkröten legten schließlich ihre Eier einfach ab und verdrückten sich dann. Aber verwandt auf jeden Fall. Jetzt nahm sich Königin Majesta den Stock von Generalin Bertha … und klopfte kräftig auf dem Panzer rum. »Plong, Plong, Plong.« Bubbles und Blobber kicherten. Mittlerweile hatte sich um die schlafende Methusala eine Traube gebildet. Jedes Tier, jedes Insekt wollte wissen, ob sie das »Bee-Team« kannte. »Plong, Plong, Plong.« Jetzt hatte Königin Majesta den Stock sogar schon in beiden Händen und hämmerte auf ihrem Panzer rum. Aber nichts passierte, … außer: »Schnarch, Schnarch, Schnarch.« Grrrr. Schnell schnappte sich Generalin Bertha auch noch einen Stock … und es dauerte nur wenige Sekunden, da hallte es im Akkord: »Plong-Plong, Plong-Plong, Plong-Plong.« Und endlich geschah es: Langsam, sehr langsam fuhren ihre Beine vorne und hinten heraus, … und noch viel langsamer schob sich ein sehr, sehr alter Schildkrötenkopf nach vorne: »Hat jemand geläutet?«, krächzte die alte Sumpfschildkröte. Sie hatte ihre Augen noch auf Halbmast, musste sich erst einmal orientieren. Auf welchem Planeten war sie nochmal? Ach ja, die Erde. Gut. Welches Jahrhundert? Hmm, 21stes? Könnte sein. Welches Jahr, welcher Wochentag? »Ach komm«, murmelte Methusala zu sich selbst, so weit wollte sie gar nicht gehen. Sie gähnte erst einmal kräftig, dann rieb sie sich gemütlich die Äuglein. Als sie sie dann richtig offen hatte, staunte sie allerdings nicht schlecht. Denn: In all den Jahrzehnten hatte sie noch nie so viele Augenpaare auf sich gerichtet gesehen. Sie schaute überrascht nach links, dann nach rechts. »Ähmm«, blickte sie nun Königin Majesta und Generalin Bertha vom größten Wildbienenvolk hier im Tumbawunda-Tal an. Die beiden hatten immer noch ihre Stöcke in der Hand. »Ähm«, schaute Methusala zu ihnen … runter. »Ja, bitte?« Königin Majesta drehte sich gerade zu ihrer stolzen Generalin um, da schrie schon irgendwer aus den Ästen über ihnen: »Kennst du das Bee-Team??« Methusala hob langsam ihren Kopf. Oweia, da war ja auf den Ästen kein Blatt mehr frei! Auf einmal rieselte eine Feder sanft nach unten. Methusala krächzte nach oben: »Was hast du gesagt?« Die Sumpfschildkröten-Oma war nicht mehr die Jüngste, das wusste hier jeder. Und daher logisch: Ihre Ohren machten nicht mehr so mit wie früher. War auch gar nicht mal so schlecht, wie sie fand: Sie musste sich nicht immer den ganzen Stuss von den jungen Dingern anhören. Man, konnten die Schildkröten-Weibchen über andere Schildkröten-Weibchen lästern. So war sie früher nie gewesen. Hach, die guten alten Zeiten, fing sie nun an, in Erinnerungen zu schwelgen. Doch nicht lange: »Kennst du das Bee-Team??«, brüllte jetzt einer der Waschbären aus der hinteren Reihe, er hatte beide Pfoten zu einem Trichter vor seinem Mund geformt. Methusala wackelte mit ihrem Panzer, um sich damit ein wenig wacher zu machen. Was hatte der junge Mann da hinten gerufen? Hatte sie das gerade richtig gehört? Als würde der Groschen langsam fallen, … öffneten sich ihre Augen in Zeitlupe immer mehr und mehr, ja, sie riss sie förmlich auf … bis sie strahlten! Ihre Augen funkelten wie der Nachthimmel! Und mit einem Mal strotzte sie vor Energie, als wäre sie gerade aus dem Ei geschlüpft! Und das erkannten alle Anwesenden, … einige bekamen sofort Gänsehaut. In Methusala sammelten sich Kräfte, die noch nie jemand im Tumbawunda-Tal so schnell in ein Lebewesen hatte fahren sehen. Sumpfschildkröten-Oma Methusala wollte aber auf Nummer sicher gehen … und schaute Königin Majesta und Generalin Bertha mit ernstem Blick an. Mit der ruhigen Stimme der Ewigkeit fragte sie: »Könnt ihr eure Frage noch einmal wiederholen?« Die beiden ließen vor Ehrfurcht ihre Stöcke fallen, … dann öffnete Majesta, die 723ste, ihren Mund und hauchte: »Kennst du das Bee-Team?« Ruhe, Pause, Stille. Da wurde es unheimlich: Von jetzt auf gleich vibrierte der Boden, die Linde fing magisch an zu zittern. Sofort rückten einige Vögel ängstlich aneinander, einige Frösche sprangen vorsichtshalber in den Matsch des Baches, die Bären nahmen eine misstrauische Position ein. Und: Das Unheimliche schien von der anderen Seite des Feldes zu kommen. Das spürte hier jeder. Mittlerweile war die Abenddämmerung fast vorbei, die Nacht wollte nun ihren Dienst antreten. Da geschah es: Erst funkelte auf der anderen Seite des Feldes ein Fenster regenbogenfarben, … dann schoss von dort ein magisch-bunter Energieball schräg hoch in den Abendhimmel hinauf, … hinaus in die Weiten des Weltalls. »Boaaaaah«, juchzten die Wildtiere. Dann kehrte kurze Zeit Ruhe ein. Alle Augen waren hoch zum Universum gerichtet. Die Ewigkeit schien den Moment zu bestimmen. Zeit spielte keine Rolle mehr. Worte konnten dieses Gefühl nicht ausdrücken, … da zitterte mit einem Mal wieder der Boden, die Linde wackelte … und das Universum antwortete: Ein magisch-bunter Regenbogenstrahl bohrte sich tief aus dem Weltall, weit weg von einer fernen Galaxie kommend durch diesen wunderschönen Abendhimmel, vor den Augen aller Wildtiere … in den Wald des Tumbawunda-Tals! Niemand konnte den Augenblick beschreiben. Der magisch-bunte Regenbogenstrahl blendete sie, … aber es war das Schönste, was sie alle je gesehen hatten. Sofort waren alle ergriffen, spürten die Magie tief in ihnen drin: Ihre Herzchen glühten. Sie pumpten. Sie hüpften. Sie tanzten. Glück, traf es vielleicht noch am besten. Hoffnung pumpte sich durch jedes Gefieder, durch jedes Fell, durch jede Schuppenhaut, durch jeden Panzer. Wildbienen und Hummeln, Bussarde und Adler, Rotkehlchen und Spatzen, Rehe und Feldhasen, die Waschbären und Bachbewohner, alle waren sie wie gefesselt. Methusalas starke, fast freudige, erwartungsvolle, aber vor allem alles übertönende Stimme vernahm jetzt jeder: »Oooh jaaa, … das Bee-Team kenne ich …

 

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