Das Bee-Team – Der Hilferuf

Der Frühling, endlich der Frühling. Wie lange hatte sie darauf schon gewartet?! Ihre Mutter hatte ihr erlaubt, barfuß in den Garten zu gehen. Endlich! Das war immer so ein tolles Gefühl unter den Füßen! Die kleine Blondine riss die Terrassentüre auf und hüpfte voller Freude in den Garten. Was für ein herrlicher Duft! Tief sog sie die Luft ein. Freiheit, Frühling, Freude! Sie wollte die Welt erobern, allen zeigen, zu was sie in diesem Jahr bereits fähig war. Denn: Sie war jetzt ein Jahr älter als letztes Jahr. Und das war verdammt viel! Und für diesen Frühling hatte sie sich gewappnet: Sie hatte ihr pinkes Prinzessinnenkleid angezogen! Und noch viel wichtiger: Sie hatte ihre neue funkelnde Kreide dabei! Ja, in diesem Jahr würde sie nicht nur einfach Bilder auf die Terrasse malen, nein, … sie würde den Bienen diesmal eine richtige Landebahn herbeizaubern! »Damit ihr alle den Weg noch besser findet!«, murmelte sie mit einem Lächeln. Bereits im letzten Jahr hatten sie gemeinsam Sonnenblumen gezüchtet. Und das waren vielleicht Dinger gewesen. Bis zum Himmel waren sie gegangen. »Fast drei Meter hoch«, hatte ihr Vater gemeint. Und das war verdammt riesig. Wahrscheinlich hundertmal so hoch wie sie groß war. Oder so. Das wollten sie in diesem Jahr wieder machen. Das hatten sich alle in der Familie versprochen. Und sie hatten schon angefangen: Den Samen hatten sie bereits in einem Anzuchtset gesetzt! Ja, da war sie ziemlich stolz drauf. Sie goss sie, jeden Tag. Also, … meist dann, wenn ihre Mutter sie daran erinnerte. Aber manchmal dachte sie auch von selbst daran. Jaha! Sie war ja jetzt schließlich schon vier. Nicht mehr drei wie einige ihrer Freundinnen es noch waren.


Diese Geschichte ist eine Leseprobe aus dem fantastischen Buch „Das Bee-Team“. Sollte sie dir gefallen, würden sich die Schmetterlinge und die Bienen freuen, wenn du sie mit deinem Kauf unterstützt.


»Mach mal Platz«, schubste sie mit einem Mal ihr Bruder beiseite. Er war so schnell unterwegs, sie hatte ihn nicht kommen hören. Aktuell war er ein Ninja. Er hatte einen echten Ninja-Anzug an! Mit seiner Wasserpistolen-Armbrust auf der Jagd nach einem Monster. Es hieß, es würde den Frühling aufhalten wollen. Aber das konnte es vergessen. »Äääi«, motzte Romy direkt. Wenn Blicke töten könnten. Das zahl ich dir nachher heim, war sich die Vierjährige sicher. Aber jetzt musste sie erst einmal ihre Sonnenbrille holen. Verdammt war das gerade hell. So als ob ein Sonnenstrahl sie wie ein Pfeil treffen würde. Nur sie. Und okay: auch ihren Bruder Oskar. Der stand mitten auf dem verdorrten Rasen und hielt sich die Hand vor die Augen. Romy drehte sich flugs um, rannte ins Haus und kam mit ihrer Sonnenbrille wieder. Pink, in Herzchenform. Die hatte sie noch aus ihrem letzten Urlaub. Aber das Komische: Egal, wo sie sich im Garten bewegte, der Sonnenstrahl folgte ihr! Das war ja witzig. Und er war so angenehm warm. »Hihi«, kicherte Romy, sprang einmal schnell nach vorne, dann wieder zurück. Der Sonnenstrahl klebte ihr förmlich am Körper. Auch Oskar hatte das jetzt erkannt. Er machte eine wirklich exzellente Ninja-Judo-Rolle nach vorne, hechtete einmal völlig unerwartet links zur Seite, … aber der Sonnenstrahl klebte so an ihm, als wäre er ein Magnet. »Romy, schau mal«, rief er direkt begeistert und setzte zu dem vielleicht schnellsten Sprint an, den er in diesem Garten je gelaufen war. Er rannte im Kreis, machte eine Schleife, dann einen Sprung nach hinten … und haute gleich mehrere Blumentöpfe um. Schepper, Krach, Boing. »Hihi«, kicherte Romy und zeigte auf Oskar. Das war für das Schubsen. Aber: Die Sonnenstrahlen folgten ihnen beiden immer noch. Egal wie sie sich bewegten. »Was ist denn hier los?«, wollte auf einmal eine Stimme wissen. Klick, … die beiden Sonnenstrahlen waren verschwunden. Ihre Mutter stand auf der Terrasse. Romy schaute Oskar überrascht an. »Nichts, Mama. Nichts!«, hob er unschuldig die Hände und stellte die Blumentöpfe schnell wieder hin. Zum Glück waren sie alle heil geblieben. »Für nichts war das aber ziemlich laut hier draußen«, raunte sie, sah, dass nichts kaputt und niemand verletzt war … und ging wieder zurück ins Haus. Klick, … waren die Sonnenstrahlen wieder da. »Hihi«, konnte Romy nur kichern. Allerdings schob sich nun eine weiße Schäfchenwolke über sie am Himmel. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, als würden Hunderte Augenpaare auf sie gerichtet sein. Nicht nah, sondern von der anderen Seite des Feldes, das direkt hier an ihr Haus grenzte. Ihren Garten trennte lediglich eine kleine Hecke. Aber sie konnte da mittlerweile drüber schauen. Sie war ja schließlich nicht mehr drei und damit kein kleines Mädchen mehr. »Wollen wir mal Frühjahrsbienen zählen?«, kam Oskar an sie ran. Ohja! Das hatten sie letztes Jahr auch gemacht. Und das war einfach: Man musste sich einfach vor den blühenden Rosmarin setzen und loszählen. Romy und Oskar wanderten durch den Garten, vorbei an der Schaukel und dem Sandkasten, und setzen sich vor den grünen Strauch. Er duftete so wundervoll mit seinen lila Blüten. Ihr Vater war Förster und hatte ihn aus dem Wald mitgebracht. Oder so. Sie hatten beide nicht genau zugehört. Egal, auf jeden Fall war der Rosmarin auf einmal da gewesen. Im vergangenen Jahr hatten sich die Wildbienen darauf gestürzt. Romy und Oskar hatten sich deswegen und wegen der Sonnenblumen je einen Bienenretter-Ausweis gebastelt. Das war aber top secret. Streng geheim. »Siehst du was?«, wollte Oskar von Romy wissen. Außer drei blau leuchtenden Glühwürmchen, war da nämlich tote Hose. »Hmm«, kratzte sich Oskar am Kopf. Er stand auf und ging zum Thermometer. Er konnte ja bereits lesen.

 

Leseprobe
11,90 

»Es ist aber warm genug«, rief er zu Romy. Es waren über zehn Grad, das hatte er gecheckt. Wo waren denn nur die Wildbienen? Letztes Jahr waren sie um diese Jahreszeit im Frühling bereits hier gewesen! Komisch, verdammt komisch. Oskar schaute Romy fragend an. Die konnte in ihrem pinken Prinzessinnenkleid nur traurig mit den Schultern zucken: »Ich weiß es nicht … « Sie stand auf und ging näher an den Rosmarin heran. »Hmm«, jetzt waren auch die drei blau leuchtenden Glühwürmchen verschwunden. Ach nein, da waren sie ja. Da hinten beim Insektenhotel. Romy folgte ihnen und stand jetzt vor dem Holzblock mit Löchern drin. Es hing recht weit oben am Gartenhäuschen. Oskar stellte sich neben sie. »Also, normal ist das nicht«, kratzte er sich erneut demonstrativ am Kopf. Die Löcher, die verschlossen waren, hätten jetzt eigentlich geöffnet sein müssen. Meist waren es Mauerbienen. Aber sie hätten nun bereits geschlüpft und unterwegs sein müssen, um bereits selber fleißig die Röhren mit Eiern, Pollen und Nektar zu befüllen. Das war ihr Job. Schon seit Anbeginn der Zeit. So war es Gesetz. »Soll ich dich mal hochheben und du schaust, ob welche drin sind?«, wollte Oskar wissen. »Ohja«, juchzte Romy. Oskar war ihr großer Bruder – und er war ziemlich stark. Drei, zwei, eins … hatte er schon seine Hände unter ihren Schultern … und sie schoss in die Höhe. Von oben auf dem Insektenhotel sitzend schauten ihr die drei blau leuchtenden Glühwürmchen zu. »Nichts zu sehen, Oskar«, rief sie von oben runter. Romy ging mit einem Auge sogar ganz nah an ein Loch im Holzklotz ran. Komisch. Da war rein gar nichts zu sehen. Romy spürte wie sie traurig wurde. Dabei hatten sie sich doch letztes Jahr so viel Mühe gegeben. »Uff«, kam es von unten. Romy blickte noch in ein anderes Loch hinein. Nichts, rein gar nichts! »Wie lange noch?« »Da ist keine Biene, Oskar!« Oskar setzte seine kleine Schwester stöhnend wieder ab. Und jetzt? Eine Antwort gab es auf die Frage: »Kommt ihr jetzt bitte wieder rein?«, rief ihre Mutter. Ninja-Oskar war auch geknickt. Sie wussten schon länger, dass es den Wildbienen nicht gut ging. Deswegen hatten sie sich ja die Bienenretter-Ausweise gebastelt und im letzten Jahr die Sonnenblumen gepflanzt. Ihr Vater hatte mit ihnen extra die Insektenhotels gebaut! Was mochte wohl mit ihnen passiert sein? Waren sie vielleicht umgezogen? Fanden sie ihren großen Garten mit ihren vier, fünf Sonnenblumen nicht gut genug? Ihr Garten war doch groß! Hier war viel gemähter Rasen zum Spielen! Da könnten sich die Bienen doch auch austoben? Oskar und Romy drehten sich noch einmal um. Da fiel ihnen auf: Die beiden Sonnenstrahlen waren verschwunden. Und: Die drei blau leuchtenden Glühwürmchen auch. Könnte es sein, dass sie in ihrem großen Garten viel zu wenig schmackhafte Blumen und Kräuter für Wildbienen hatten? Oder: »Vielleicht sind sie auch nur einfach von einem Monster entführt worden?«, schaute Oskar Romy erschrocken an. »Ohje«, flutschte es aus ihr raus. Oskar nahm wieder seine Ninja-Position ein. Romy stellte sich ängstlich hinter ihn. »Dann, … dann«, seine Fantasie ging mit ihm durch. Es waren bestimmt die drei doppelköpfigen Troll-Marsianer gewesen, die er vorhin gejagt hatte. Dabei hatte er Romy zu ihrer Sicherheit beiseiteschieben müssen, sonst hätten sie sie gefressen. Aber wenn sie in der Lage waren, alle Wildbienen vom benachbarten Feld zu entführen, vielleicht sogar noch andere Lebewesen, oder sie sogar zu fressen, … dann war er alleine nicht genug. Das musste schon so eine Art von Superhelden-Truppe machen. Romy merkte, dass die Fantasie mit ihrem Bruder gerade voll durchging. Ohja, das mochte sie. Einfach toll! Daraus entstanden die tollsten Geschichten! Hier müsste eine supergeheime Special-Forces-Elite-Einheit zum Einsatz kommen, … die er mit seinen Ninja-Kräften unterstützen könnte. So was wie … »das Bee-Team«, rief er aus. Romy riss die Augen auf. »Ja, das Bee-Team!« Romy und Oskar klatschten ab … und umarmten sich. Doch plötzlich: »Kinder, kommt ihr ins Haus?« Mist! Nicht jetzt! Was sie nicht sahen: Hektisch zischten drei Feldhasen los. Sie hatten in der Hecke gehockt … und den beiden zugehört. Als der Name »Bee-Team« fiel, hatten sie große Augen bekommen. Nun rannten sie, was das Zeug hielt. Das »Bee-Team«. Sie hatten jetzt einen Namen, das war ihre einzige Chance…

… Abends im Bett gab ihre Mutter ihnen nach dem Gute-Nacht-Gebet noch einen Kuss auf die Stirn, dann machte sie die Türe bis auf einen Spalt breit zu. Romy und Oskar warteten noch, bis sie sie die Treppe runtergehen hörten. »Ich haben den lieben Gott gebeten, dass er das Bee-Team schickt«, flüsterte Romy Oskar zu. Der schaute gerade zum leuchtenden Sternenhimmel über ihren Betten. Er wartete kurz. »Ich auch«, flüsterte er zurück. Wie sie wohl aussehen würden, überlegte er, während er sich umdrehte. Romy sah schon vor Augen, wie das »Bee-Team« alle rettete. »Gute Nacht«, flüsterte sie und spielte noch ein wenig mit den Füßchen in der Bettdecke. Sie drückte ihre Kuscheltier-Katze eng an ihren Hals. »Wir brauchen das Bee-Team«, hauchte sie. Ihre Gedanken wanderten jetzt zu ihren Freundinnen und Freunden, denen mussten sie das von den fehlenden Bienen unbedingt erzählen, … dann waren sie eingeschlafen. Aber schnell setzten bei beiden die Träume ein. Und sie waren nicht schön: Da waren Wildbienen, die von Hunderten Monstern gefressen wurden, und andere, … die auf kahlen Feldern verhungerten und verdursteten. Bauern standen in ihren Stiefeln direkt vor ihnen und lachten sie beim Sterben aus. Sie zeigten mit den Fingern auf sie. Da waren Nachbarn, die schrien, »den Wildbienen und Tieren zeigen wir es«. Dann rissen sie in ihren Gärten auch noch die letzten Blumen und Sträucher aus, fällten die letzten wunderschönen Bäume, brannten ganze Wälder ab. Dann kamen Betonmischer und asphaltierten alles zu. Alles wurde grau. Auch Gärten. Sie wollten Platz für Autos und stinkende Fabriken. Kein Flecken blieb mehr grün. Keiner. Romy und Oskar fingen beide in ihren Betten an, zu schwitzen und zu zittern. »Hilfe, Hilfe«, murmelten sie ängstlich. Sie zuckten. Mit einem Mal hauchten sie gleichzeitig in die Nacht hinaus: »Hilfe, wir brauchen das Bee-Team!« ­… und lösten damit einen magischen Code aus. Die drei blau leuchtenden Glühwürmchen von außen an ihrer Fensterscheibe rissen die Augen auf. Denn: Es knisterte und knackte mit einem Mal im Zimmer der beiden Kinder. Die Magie kehrte auf den blauen Planeten zurück. Direkt über ihren Betten bildeten sich Tausende kleine Sternchen, sie elektrisierten förmlich die Luft. Und dann geschah es: Plötzlich tanzten die goldenen Sternchen wundervoll über den Gesichtern von Oskar und Romy, strömten dann in der Mitte des Raums zusammen … und verwandelten sich zu einem regenbogenfarbenen Energieball. Das Kinderzimmer war jetzt ein funkelnder Teil der Regenbogenmagie. »Bee-Team, komm«, wälzten sich Oskar und Romy gleichzeitig im Schlaf … und schon schoss der magisch-bunte Ball hinaus in die Nacht, tief hinein ins Weltall. Sie hatten den universumweit gültigen Hilferuf ausgelöst und gesendet, … den Code. Den des echten »Bee-Teams« …

 

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