Das Bee-Team – Des Bauers Zaubermittel

Die gold-orangene Mittagssonne hatte sich ihren Stammplatz glühend am Himmel erobert, die Staubwolken wirbelten nur so über die Felder. Die Bauern waren dabei, fleißig ihr Land zu bestellen. Ihre schweren Maschinen konnten stöhnend jeden Zentimeter Erde bearbeiten, dem Fortschritt sei Dank. Insgesamt vier Bauern gehörten die Felder in der Mitte des Tumbawunda-Tals. Den Bauern Lemke, Müller, Furz und Bommel. Und das würde dieses Mal wieder ein Jahr werden, in dem sie der Erde trotz Dürre noch mehr Erträge rauspressen konnten. Die Kasse würde wieder ordentlich klingeln. Sie waren fleißig, sehr fleißig. Und was der Himmel ihnen nicht lieferte, das würden sie aus der Erde pumpen. Reichlich! Das war wie das Amen in der Kirche … sicher. Aber würde sie irgendjemand fragen, dann kannten sie nur eine Antwort: »Wir und reich? Nein, auf gar keinen Fall! Wir sind arm wie die Kirchenmäuse!« Das war so bei den Tumbawunda-Bauern. Mit donnerndem Dröhnen fuhren sie geschäftig hin und her. Bei Bauer Lemke und Bauer Müller ergab es sich gerade, dass ihre Wege aneinander vorbeiführten, … sie fuhren auf sich zu. Grimmig schauten sie sich schon von der Ferne an, sie waren schließlich Konkurrenten! Was sie aber auch sahen: Am Feldesrand auf der einen Seite standen Kinder neben ihren Fahrrädern, einige beobachteten sie mit ihren Ferngläsern. Ziemlich viele sogar. Einige ältere, einige jüngere. Einige von ihnen schienen sich sogar mit Walkie-Talkies zu verständigen. Und lagen da auch einige Räder herrenlos am Wegesrand? Und noch viel merkwürdiger: In der Silhouette tauchten nicht nur die Köpfe und Körper der Kinder, sondern auch die von Tieren auf. Waren das Hasenohren, die da zu erkennen waren? Und auch Rehe, Schildkröten und … vielleicht auch der Körper eines stehenden Bären und eines Pferdes, die sich beide Pfoten und Hufe als Sonnenschutz vor die Augen hielten?


Diese Geschichte ist eine Leseprobe aus dem fantastischen Buch „Das Bee-Team“. Sollte sie dir gefallen, würden sich die Schmetterlinge und die Bienen freuen, wenn du sie mit deinem Kauf unterstützt.


Und auf der anderen Seite der Felder: Dort ruhten sich gerade einige Kamerateams aus, machten Pause, sonnten sich. Sie hatten Liegestühle ausgepackt. Auch sie brauchten einmal eine Mittagspause. Durchgehend auf UFO-Suche zu sein, konnte ganz schön anstrengend sein. Die Bauern im Tumbawunda-Tal linsten misstrauisch zu den TV-Leuten herüber, dann aber wieder grimmig zu jeweils dem anderen. Lemke zu Müller, Müller zu Lemke. Grrrr. Eines war klar: Sie gönnten dem anderen gar nichts! Das war schon immer so! Als Lemke und Müller dann mit ihren Traktoren brummend auf einer Höhe ankamen, als nur eine halbe Reifenbreite zwischen den beiden Platz war, hielten sie quietschend ihre schweren Maschinen an. Quiiiiietsch. Sie wackelten hinter ihren Lenkrädern auf ihren Sitzen noch ein wenig nach, schauten sich erst schweigend an, … dann ließen sie langsam ihre Fenster runterfahren. »Na, Lemke?!« »Na, Müller?!« Stille. Pause. »Wie isset?« »Hmm, ist wieder ganz schön trocken!« »Jo, feucht ist anders.« Sie schwiegen. Letztes Jahr war schon aufgrund der Dürre ein schwieriges Jahr gewesen. Aber sie hatten das Beste draus gemacht. Bauer Müller schaute den Traktor von Lemke entlang. Er konnte hinten die Sämaschine sehen. »Was setzte für Pflanzen?« Ruhe. Bauer Lemke überlegte. Sollte er es ihm sagen? Es dauerte noch ein paar Sekunden, da entschied er, dass der Müller das ja sowieso mitbekommen würde. Konnte er ihm also sagen: »Gibt Mais!« Müller nickte. »Jo, besser is das« »Und du?« Langsam schwand das Misstrauen, das Gespräch entwickelte sich. »Raps, in der ersten Runde.« Lemke nickte. Beide bauten in erster Linie Getreide, Raps und Mais als Viehfutter an. Da schaltete sich, warum auch immer, das Traktorradio von Bauer Müller wie von Geisterhand ein. Erst knisterte es komisch, dann konnten beide deutlich verstehen: »… Deutschlands Nutztiere fressen jährlich knapp 83 Millionen Tonnen Futter …« Beide Bauern verdrehten die Augen. Der blöde Tumbawunda-Piratensender. »… Rund 33 Prozent der weltweiten Anbauflächen werden für die Produktion von Viehfutter verwendet, nicht für die Menschen …« Bauer Müller beugte sich genervt nach vorne und haute scheppernd auf das Radio. Es kratzte und knackte. Aber keine Wirkung:  »… In der Europäischen Union liegt diese Zahl noch höher: 60 Prozent des angebauten Getreides landen in den Trögen …« Bauer Lemke schaute Müller mit ernstem Blick an. Mach den Stuss aus, signalisierte sein eiserner Blick. Aber es ging nicht: »… Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, das ist pure Verschwendung …« Da ging das Radio aber wie von Geisterhand geführt wieder aus. Boa, endlich. Bauer Lemke und Bauer Müller hatten eigentlich überhaupt nicht zugehört. Was die Fuzis im Radio immer so für Horrorgeschichten für Kinder erzählen konnten. Bauer Müller drehte einmal kurz an dem An-Aus-Knopf herum, fluchte leise, und beließ es dann dabei. Schrottradio. Wollte er schon längst mal checken lassen. Lemke grinste jetzt Müller an: » Hauptsache dein Raps zieht nicht wieder die Dreckshasen und das andere Ungeziefer an. Feldhamster, Erdmäuse, Maulwürfe und, und, und. Ich hasse es, wenn sie nach Nahrung betteln. Dann kommen die nachher noch zu mir rüber?!«

 

Leseprobe
11,90 

Wenn die beiden wüssten, dass Bauer Furz und Bauer Bommel gerade deswegen einige Abschnitte ihrer Felder absichtlich nicht abernteten, sogar an einigen Stellen nicht verkaufbares Gemüse ansammelten, damit die Tiere etwas hatten. Bauer Furz und Bauer Bommel wussten zwar, dass das viel zu wenig war, aber es war mehr als nichts. Sie mussten ja auch Geld verdienen. Ohne ging es nicht. Müller schaute wieder grimmig drein. »Ich fahre ab und zu extra eine Runde mehr, damit der Boden so dicht ist, dass da kein Feldhamster mehr buddeln kann. Und ich arbeite voll bis zur Feldkante. Möglichst keinen Platz lassen, das ist das Zaubermittel!« Ruhe. Pause. Stille. Beide Bauern schauten jetzt geradeaus. Ihre Gesichter entspannten sich. Dann drehte sich Bauer Müller zu Lemke wieder um. »Was machste gegen Beiwuchs?« Lemke grinste. »Auf jeden Fall das Dreifache an Unkrautvernichter draufknallen wie die beiden Pfeifen dahinten! Dann haste auch weniger Viechers rumfliegen und -krabbeln!« Lemke und Müller wussten, dass »die beiden Mädchen« Furz und Bommel weniger Pflanzengift verwendeten. Dazu noch ein anderes, nicht so aggressives wie das von Müller und Lemke. Auf Insektenvernichter verzichteten die sogar ganz. Bienen, Schmetterlinge, Insekten schützen, blablabla. Dadurch hatten sie aber mehr unerwünschten Beiwuchs zwischen der Saat … und das hieß: weniger Geld. Furz und Bommel waren eben nicht so die Blitzbirnen. Da erhellte sich auch das Gesicht von Bauer Lemke. Mehr Pestizide wie Unkrautvernichter draufballern wollte er sowieso. Und er und Müller hatten eh die deutlich größeren Felder. Am Ende der Saison hätten sie wieder die beiden gefülltesten Kassen. »Klaro, die sollen lieber nen Kaffeenachmittag machen und das mit der Landwirtschaft den echten Männern überlassen!« Vier Gesichter waren allerdings kreidebleich geworden. Die beiden Bauern hatten nicht gemerkt, wie sich zwei Späher-Wildbienen vom Stamme der Majesta auf ihren Führerhäuschen niedergelassen hatten. Auch nicht die zwei Amseln, die auf ihr Winken mit einem Walkie-Talkie das ganze Gespräch übertragen hatten. Was die beiden Bauern allerdings immer wieder während ihres Gespräches wahrnahmen: In irgendetwas schien sich das Sonnenlicht am Feldesrand zu spiegeln. Sie wurden immer wieder von kleinen Reflexionen geblendet. Lemke und Müller schauten in die Richtung der Tumbawunda-Kinder. Waren das Ferngläser? »Beobachten die uns?« Lemke kniff misstrauisch ein Auge zusammen, dann zuckte er mit den Schultern. Konnte er nicht erkennen. Zu weit weg. »Keine Ahnung.« Was sie allerdings noch sahen: In die Silhouette von Kindern und Tieren schien Bewegung zu kommen. Einige blieben zwar immer noch stehen, andere hingegen hockten sich hin. Besprachen die jetzt etwa irgendwas mit den Tieren? Das Pferd schien sogar mit den Hufen im Boden zu scharren. War das wütend? Die beiden Landwirte rieben sich die Augen, aber mehr erkennen konnten sie nicht. Bauer Müller waren die Kids bereits wieder egal, … und er grinste nun Bauer Lemke dämlich an. Wenn der wüsste. Denn: Noch viel mehr rausholen als Bauer Lemke würde Müller wahrscheinlich in nächster Zeit. Er hatte einen Plan ­ … und er hatte bereits mit der Bürgermeisterin gesprochen. An seine Felder grenzten noch zwei wunderschöne Bürgerwäldchen und Parks an. Kleine Oasen für Wildbienen und Vögel. Die Bürgermeisterin hatte ihm allerdings schon signalisiert, dass sie bereit wäre, ihm diese zu verkaufen, … damit er daraus Felder machen konnte. Die Blumen und Obstbäume würde er platt machen. Wegholzen. Ausradieren. Bürgermeisterin Pinke Zaster hatte nämlich eine oberste Prämisse: Die Stadt sollte ordentlich Geld verdienen. Ein guter Bürgermeister war ein Bürgermeister, der die Stadtkasse klingeln ließ. Da war Bauer Müller auf einer Wellenlänge mit ihr. Und er hatte schon abgesprochen, dass er einen viel höheren Preis zahlen würde, als die anderen konnten. Dazu war er locker in der Lage. Er hatte da einen Trick: In vielen Ländern der Welt war es mittlerweile verboten, unbegrenzt Gülle auf den Acker zu bringen. Bei ihnen eher nicht. Nicht wirklich, da waren die Gesetze recht locker. »Dank sei den Politikern«, murmelte er jetzt diebisch. Das Verbot in den anderen Ländern hatte aber einen Grund: Es verseuchte ab einer bestimmten Menge das Grundwasser. Und das war dann ja auch irgendwann das Trinkwasser, was die Menschen aus ihrem Wasserhahn holten. Da sprang erneut das Radio nach einem leichten Knacken mit dem Tumbawunda-Piratensender wie von Geisterhand an: »… Mehr als 25 Prozent der Messstellen in Deutschland weisen nach Angaben der Bundesregierung überhöhte Nitratwerte auf …« Jetzt war Bauer Müller aber so richtig genervt. Das Teil kam jetzt definitiv in die Werkstatt. Dieser Schwachsinn war ja nicht zu ertragen »… In den betroffenen Gebieten könnte Trinkwasser um bis zu 60 Prozent teurer werden …«  Zack, war es nach einem leichten Knacksen wieder aus. Zugehört hatte Müller sowieso nicht. Seine Gedanken wanderten bereits weiter. Denn: Zum Glück wollte die Bürgermeisterin das Ausbringen von zu viel Gülle als Dünger nicht wirklich verbieten, sie war auch gar nicht daran interessiert, das ordentlich zu kontrollieren. Denn dann würden die Bauern ja eine geringere Ernte haben. Gleichzeitig waren aber die, die die Gülle produzierten, auch bereit viel Geld zu zahlen, … um ihre Gülle loszuwerden, die sie zuhause nicht mehr ausbringen durften. Und das war der Deal von Bauer Müller: Die Gülle-Produzenten gaben ihm das Geld, damit er die anderen Bauern beim Feldkauf ausstechen konnte. Im Gegenzug verpflichtete er sich, so viel Gülle auf seinen Feldern im Frühjahr auszubringen, wie er konnte. Zumindest so viel, dass die Polizei gerade nicht kommen würde. Die Gülle hatte dann auch schon in den ersten Monaten des Jahres einen positiven Effekt: Sie tötete die Tiere und Insekten, die nicht schnell genug fliehen konnten. Eine Win-Win-Situation für alle. Er mochte seine Bürgermeisterin. In dem Moment flogen zwei blau leuchtende Glühwürmchen vor ihm auf sein Lenkrad. Das riss Bauer Müller aus seinen Gedanken. Lemke und Müller schauten sich erstaunt fragend an. Konnten sie da gerade zwei Gesichtchen erkennen? Noch bevor Bauer Lemke sein Glühwürmchen wegwedeln konnte, … schien es an seinem Lenkrad eine bläuliche Explosion zu geben. Puff! He? Auch bei Bauer Müller passierte etwas genau dort, wo ein Glühwürmchen saß. Puff! He? Mit einem Surren und Zischen gingen die schweren Traktoren aus. Lemke und Müller schauten sich fragend an. Fast gleichzeitig bückten sie sich nach vorne und versuchten, ihre schweren Maschinen wieder zu starten. Außer dem elektrischen Gemurre ihres Anlassers passierte aber … nichts. »Verdammte Hacke! Was ist das?« Lemke sprang bereits aus seinem Führerhäuschen und klappte die Motorhaube auf. Aber er konnte nichts erkennen. Auch Bauer Müller hantierte schon im Motorbereich herum. Aber: nichts! Beide wussten sofort, dass sie das selber nicht lösen konnten. Bauer Müller hielt sich das Handy ans Ohr. Er hatte die Nummer der örtlichen Traktoren-Werkstatt gerufen. »Was? Sie können erst in einer Stunde?« Bauer Müller war im Gesicht abzulesen, wie geknickt er war. Er beobachtete allerdings, wie hinten auf der anderen Seite des Feldes die Traktoren ruhten und die Bauern Furz und Bommel ebenfalls neben ihren Maschinen standen. Auch ihre großen Motorhauben waren nach oben geklappt. Und: Sie hielten sich ebenfalls die Handys an den Kopf! »Was? Sie haben noch drei andere Traktoren vor sich?« Bauer Müller blickte Bauer Lemke an. Der grinste und winkte … mit dem Handy am Ohr …

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