Das Bee-Team – Die Zeugen

Der Kameramann hatte schon fast zwei Stunden Pause gemacht. Das Tumbawunda-Tal war eine Wucht, da war er sich sicher. Er hatte hier vom Feldesrand eine so wunderbare Aussicht. Das wollte er später, wenn er zuhause bei seinen Freunden war, allen erzählen. In der Stadt hatte er auch viel mitbekommen, allerdings hatte er aufgrund der Menschenmassen nicht ganz so viel erkennen können. Auch wenn sie noch keine Außerirdischen gefunden hatten, war er sich sicher: Hier schlummerte etwas Magisches. Das hatten seine Kollegen auch gespürt. Wäre das hier ein normaler Einsatz gewesen, hätten ihre Sendeanstalten sie bereits wieder abgezogen. So viel Personal am Ort eines Geschehens zu haben und dann keine wirklichen Bilder zu bekommen, … das war teuer und nicht lange zu leisten. Aber egal ob sie aus Japan, Australien, Kolumbien, Russland, den USA oder Indien kamen – alle Profi-Journalisten konnten es riechen: Hier war etwas im Gange! Nur was? Der Kameramann wusste, er musste erst in rund einer Stunde wieder los. Sein Team hatte endlich einen Termin mit der Bürgermeisterin bekommen. Er tauschte jetzt die Linse seiner Kamera aus und fing direkt an, die neue zu testen. Dabei hob er sie auf sein Stativ und richtete sie einfach in die Mitte des Feldes. Auf die beiden Traktoren, die seit einiger Zeit stillstanden. Er hatte die zwei Bauern gesehen, wie sie vom Feld gegangen waren. Anscheinend waren die beiden Maschinen kaputt, oder so. Genauso wie die der beiden anderen Landwirte am hinteren Ende des Feldes. Er drehte noch kurz hier an dem Rädchen, dann dort … und schon fokussierte er die beiden verlassenen Traktoren. Aber was war das?


Diese Geschichte ist eine Leseprobe aus dem fantastischen Buch „Das Bee-Team“. Sollte sie dir gefallen, würden sich die Schmetterlinge und die Bienen freuen, wenn du sie mit deinem Kauf unterstützt.


»Hey, Mike, schau mal!« Mike war der Mikrofon-Mann, der mit nacktem Oberkörper und Jeans auf dem verdorrten Gras ein Nickerchen machte. »He?«, murmelte der, halb schlafend, halb wach. »Ich denke, da vorne läuft gerade so eine Art Lausbubenstreich ab.« Das ließ den Geist von Mike etwas erwachen. Er hatte früher, als er klein war, auch viel Mist gebaut. Gääääähn, richtete er sich auf. Mike schnappte sich einen Liegestuhl und stellte ihn neben dem Stativ auf. »Lass mal runter, hab keinen Bock, die ganze Zeit zu stehen!« Stan, der Kameramann, verdrehte die Augen. Mike war so eine faule Sau. »Pffff«, stöhnte er, folgte dann aber der Bitte. Er ließ die Kamera etwas herunter, klappte sich selber einen Stuhl auf und hockte sich daneben. »Cola?«, fragte Mike, während er sich zischend eine Dose öffnete. »Jo«, nahm Stan seine entgegen. Doch was Mike dann sah, als er durch die Kamera schaute … verblüffte ihn: Das war auf gar keinen Fall ein Lausbubenstreich. Dort … schien eine Art taktisches Manöver abzulaufen. In geraden Linien zischten Kindergruppen zu den vier Traktoren. Die beiden in der Mitte konnten sie am besten sehen. »Sag mal, hast du die Kamera eingeschaltet?«, wollte Mike von Stan wissen. Der schaute ihn verdutzt an. »Ne, warum? Ist doch nur Kinderkram, der da vorne abläuft.« Mike schaute Stan jetzt fragend an. »Sicher?« Stan drückte Mike weg, weg von der Kamera, und schaute nun selber hindurch. »Öhm«, kratzte der sich am Kopf. Mike schaute sich um. Sie standen mit ihrem Kamerawagen hier am Feldesrand. Rechts von ihnen begann die Siedlung am Feld, die Gärten reichten bis an das Land der Bauern heran. Links von ihnen führte die Straße entlang. Von dort aus konnte man in den Innenbereich von Tumbawunda-Stadt abbiegen oder ganz das Tumbawunda-Tal verlassen. Sie waren das einzige Kamerateam hier, das sich dieses ruhige Örtchen zur Pause ausgesucht hatte. Was aber nicht bedeutete, dass sie alleine waren. Es dauerte keine Minute, da schlenderte auch hier irgendwer an ihnen vorbei. Erst gerade war eine Gruppe Franzosen mit Metallsuchgeräten an ihnen vorbeigekommen. Die Franzosen hatten zwar so getan, als würden sie hier nur »zufällig« vorbeikommen, aber das gesamte Team hatte gehört, wie die Metalldetektoren ihre Piep-Piep-Geräusche von sich gaben. »Bonjour«, hatten sie gegrüßt … und sich verschlagen umgeschaut. »Ich glaube auch, dass hier was nicht stimmt«, murmelte Stan jetzt leise zu Mike rüber. Mike schaute allerdings gerade auf die beiden Wildbienen, die sich zu einem kleinen Päuschen genau oben auf dem Gehäuse der Kamera niederließen. Sollte er sie wegwedeln? Ach, dachte sich Mike, die haben sich ihre Ruhe und ein paar Momente zum Sonnen auch mal verdient. Sie sahen so aus, als würden sie sich jetzt einfach mal hinsetzen und ihnen beiden zuschauen. Viel interessanter war es da wirklich, dem Treiben auf dem Feld zu folgen. Und Stan traute seinen Augen nicht: Eine Linie, die sich dem einen Traktor näherte, schien aus einem Ninja-Spezialkommando zu bestehen. Kannte er nicht das Gesicht ihres Anführers? Moment, das war doch der Junge aus der einen Straße heute Morgen?! Hatte er nicht mitbekommen, wie seine Mutter ihn angesprochen hatte? Wie war das nochmal … Ach ja, Oskar. Oskar hieß der Junge. Rannten in dieser perfekten Linie noch ein Reh und ein Bär mit? Und was schlängelte sich denn da hinter ihnen knapp über der Oberfläche entlang? Waren das, waren das … die restlichen Tiere des Waldes? »Lass mich jetzt auch mal«, drückte Mike Stan weg. »Äiii«, beschwerte der sich. »Öhm«, staunte Mike nun nicht schlecht. Die Kids … und das, was ihnen da folgte, fummelten an dem Traktor rum. Da flog auf einmal ein Schmetterling in die Luft … und erteilte der den anderen Instruktionen?

 

Leseprobe
11,90 

»Alter, was geht denn da ab?« Stan wollte jetzt auch wieder was sehen. Die Kinder des Tumbawunda-Tals waren nun voll in Aktion. Sie waren unter anderem auch hinten an dem Saatgut-Einsetzer zu Gange. Das Krasse konnte er jetzt sehen ­… und das war absolut unheimlich: Immer wieder zischten kleine regenbogenfarbene Blitze umher, pufften Rauchwolken mal hier, mal da auf. Es summte und surrte kurzzeitig, dann hörte man wiederum nur das Hämmern, Bohren und Flexen samt Funkenflug der Kids. »Sag mal, ist das jetzt noch ein Kinderstreich oder was Ernsteres?« Mike und Stan sahen nicht, wie es sich ein Schmetterling mit einer Irokesen-Perücke, einer Goldkette um den Hals und einem Sheriff-Stern auf der Brust, und eine Wildbiene mit einer Krone auf dem Kopf auf ihren Lehnen bequem machten. »Alter, ist das krass da vorne auf dem Feld«, flüsterte Mike Stan rüber. Da fiel Stan ein, … dass er jetzt doch einmal auf den Knopf »Aufnahme« drücken sollte. Klick. Dann schob er wiederum Mike weg und schaute selber in die Kamera. Jetzt war auch das zweite Team der Tumbawunda-Kids angekommen. Anders als das Ninja-Kommando waren sie kleiner … und alles Mädchen. Auffällig: ihr fast durchgehend pinkes Outfit. Das waren alles Eisprinzessinnen! Bei ihnen waren sofort erkennbar drei Füchse, einige Frettchen … und noch viele andere Tiere. Aber zu seinem Erstaunen wussten sie bei dem zweiten Traktor auch sofort, was sie machen sollten. Und …, und …, und die erhielten ihre Anweisungen von einem Pferd mit Regenbogenklecksen auf dem Fell, … das jetzt auf den Hinterhufen stand … und mit den Vorderhufen ebenfalls einen Plan hielt … und immer wieder hierhin, dann dorthin zeigte. Und …, und …, und war das ein Einhorn? Gelegentlich, wenn es sich drehte, ragte auf einmal auf seinem Kopf ein Horn in den Himmel. Genauso wie die Jungs sprangen die Mädels mit Schraubenziehern, Zangen und allerhand anderem Werkzeug an dem Traktor herum, fummelten mal hier dran, dann dort dran. Und auch hier schossen kleine regenbogenfarbene Blitze in die Luft, puffte immer wieder eine Rauchwolke auf. »Zwick mich«, nuschelte Stan. He? Mike fackelte nicht lange: Er griff sich mit Zeigefinger und Daumen ruckizucki eine Brustwarze … und drehte sie um. »Auuuuutsch! Hast du nen Rad ab?« Mike schaute ihn überrascht an: »Du hast doch gesagt, ich soll dich zwicken?« Stan schaute seinen Kollegen an. »Ja, aber nicht umbringen!!?« Ein »Ruuuumps« lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder sofort nach vorne: Da wackelte mit einem Mal der gesamte Traktor. »Öhm«, kratzte sich Stan am Kopf. Beide, Mike und Stan, waren so gebannt, dass sie den grinsenden Irokesen-Schmetterling und Königin Majesta mit ihrer Krone auf dem Kopf nicht wahrnahmen. Sie bekamen auch nicht mit, dass sich zwei Waschbären und eine Sumpfschildkröte direkt neben sie gesetzt und sich zwei Bussarde und ein Adler zur Luftunterstützung auf dem Kamerawagen niedergelassen hatten. Die beiden schauten wie hypnotisiert auf das Feld: »Alter, jetzt entleeren die die Saat … und da schleppen Tausende Ameisen neues Saatgut an!« Mike und Stan bekamen auch nicht mit, wie Königin Majesta auf die beiden Männer zeigte. Ihr Wink war zwei blau leuchtenden Glühwürmchen ein Befehl. Sie zischten sofort zu den beiden Waschbären. Die kramten ruckzuck aus ihrem Fell einen kleinen braunen Geheimagenten-Beutel. Als sie diesen öffneten, schoss sofort ein güldenener Schein in die Umgebung. Die Glühwürmchen griffen kurz rein: Sternenstaub! Mit einigen regenbogenfarbenen Spritzern! Eilig schoss eine dicke Hummel herbei … und tunkte ihr Hinterteil dort hinein.  »Alter, was zum Geier geschieht da auf dem Feld?«, flüsterte Mike, der Stan bereits wieder zur Seite geschoben hatte und jetzt durch die Kamera schaute. Stan formte mit seinen Händen einen Sonnenschutz über den Augen, um besser sehen zu können. Was sie beide immer noch nicht mitbekamen: Die beiden blau leuchtenden Glühwürmchen lotsten jetzt die Hummel mit ihrem gold-regenbogenfarbenen Hinterteil neben die Kamera. Königin Majesta nickte cool den beiden fliegenden Geheimagenten zu. Dann war der Schmetterling mit der Irokesen-Perücke dran. »Wenn die beiden Herren dann bitte einmal hierher schauen würden?!« Mike und Stan waren jetzt komplett überwältigt: Da saß eine Wildbiene mit Krone auf ihrer Kamera, dort flog ein Schmetterling mit Irokesen-Perücke, Dollar-Zeichen-Ghetto-Goldkette um den Hals. Auch Waschbären, eine Sumpfschildkröte sowie zwei Bussarde und ein Adler waren jetzt bei ihnen. »Vielen lieben Dank für ihre Aufmerksamkeit! Ich erkläre ihnen nun den Prozess«, flog der sprechende Schmetterling vor ihnen, hielt seine Arme hinter dem Rücken verschränkt und schaute sie konzentriert, aber irgendwie leicht grinsend an. »Sie schauen dann bitte einmal auf diese fliegende Hummel.« Mike und Stan waren so sprachlos, sie konnten gar nicht anders, als ihren Blick auf die Hummel, besser, auf ihr Hinterteil zu lenken. Gold-regenbogenfarben zog es sie in den Bann. Noch während sie darauf blickten, setzten sich die Wildbiene mit Krone, der Schmetterling mit Irokesen-Perücke, die Waschbären, die Sumpfschildkröte, die zwei Bussarde und der Adler Sonnenbrillen auf. Mike und Stan befanden sich bereits in Hypnose. »Wir werden sie jetzt bee-dingsen«, flog der Schmetterling nun ganz nah neben ihnen, zeigte sich sogar etwas mitfühlend. »Keine Sorge, das tut nicht weh …« Da holte die Hummel mit einem Mal tief Luft, presste, als würde sie auf Toilette sitzen … »Alles, was sie gerade gesehen haben, ist niemals geschehen. Sie haben hier am Feld gesessen, das Treiben dort vorne genossen und sich für zuhause vorgenommen, mehr für Wildbienen, Insekten, Vögel und Tiere zu machen! « … und zack … schoss ein gold-regenbogenfarbener Blitz nach vorne, … genau in die Augen von Stan und Mike. Nur gut eine Sekunde später griffen Stan und Mike unbewusst zu ihren Cola-Dosen, hoben sie an … und tranken einen Schluck. Ah, das tat gut. »Mission abgeschlossen«, sagte eine Stimme nun laut. Stan und Mike schauten mit einem Mal verwirrt auf. »Hast du was gesagt?« »Ich? Nee. Du?« He? »Ne!« Die beiden schauten sich um, … aber da war niemand. He? Wildbienen, Schmetterling und Glühwürmchen waren verschwunden. Sie konnten gerade noch die davon wackelnden Hintern zweier Waschbären und die Flügelschläge der in alle Himmelsrichtungen davonfliegenden Bussarde und des Adlers sehen. Was allerdings da war: Dieses komische Schwindelgefühl in den Köpfen von Stan und Mike …

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