…Leise rieselte der Schnee in der geheimen Geheimstadt am Nordpol. Sanft wehte der Wind durch die Nadeln der Weihnachtstannen, gemütlich schienen die ersten Strahlen der Sonne auf die Dächer herab. Ein neuer Tag, ein neues Leben. Überall konnte der stille Beobachter spüren, wie das Erwachen von Häuschen zu Häuschen, von Bettchen zu Bettchen tanzte und die schlafenden Weihnachtshelden wach küsste. Guten Morgen, ihr Langschläfer. Verzückt öffnete Darfo die Äuglein und grinste. Wahre Heldentaten mussten heute wieder erledigt werden – Weihnachten war nicht mehr fern. Ein wenig wackelte er noch mit den Flügelchen unter der Bettdecke, dann schwang er sich aus dem Bett und watschelte Richtung Frühstückstisch. Auch Johnny gääääähnte einmal laut auf und begrüßte die Zukunft mit einem strahlenden Lächeln. Vor ihm war Darfo aus dem Viererhochbett gelandet, und auch der kleine Racker schlurfte zum Frühstückstisch hin. Automatisch nahmen sie Platz und schauten sich an. Pause. Drei, zwei, eins bis sie merkten, dass irgendwas nicht stimmte. Aber was? Ein Blick unter den Tisch brachte auch keine Erkenntnis. Johnny steckte die Nase unter seine Flügelchen, aber das konnte es auch nicht sein. Hilflos schauten sie sich an. Normalerweise war die frische Zuckerwatte schon immer auf dem Tisch, der heiße Honig duftete aus der Küche zu ihnen heran, und Martha und Sonja deckten freudig ein Martha und Sonja? „Öhhhhm“, drehten sich die beiden Schmetterlingsjungs um. Außer ihnen war hier ja gar niemand mehr im Raum! Marthas und Sonjas Bettchen waren leer. „He?“ Darfo zuckte mit den Schultern. Sofort stand Johnny auf und packte seine Hand unter Sonjas Bettdecke. Kalt! Sie war schon länger nicht mehr da! „Nanu?“ Und wieder konnte Darfo nur mit den Schultern zucken. Ohne den Service am Morgen war er noch nicht richtig wach. „Und nun?“, wollte Johnny gerade fragen, als er dabei gleichzeitig durch das Fenster schaute und eine Gruppe von Elfen, Schmetterlingen und einer Menschenfrau durch den Schnee stampfen sah. Hurtig rannten Johnny und Darfo zur Türe und riskierten einen Blick nach draußen. Eine Invasion von Außerirdischen? In der Welt des Weihnachtsmannes? „Wann ist ein Mann ein Mann? Lalallalla “, sangen die Frauen einen Kanon und gaben sich selber die Antwort. „Ein Mann ist ein Mann – wenn er kann! Lalallalla “ Verstört konnten Darfo und Johnny nun auch erkennen, wie beim Weihnachtsmann die Türe aufging und Santa unausgeschlafen seinen Kopf nach draußen steckte. Was sollte denn das hier geben? Das das das das sah ja ganz nach einer Demonstration aus! Schnell flitzten Johnny und Darfo an dem Weibermopp vorbei. Martha winkte noch fröhlich Darfo, bekam sie dafür aber von Sonja sauer einen Rüffel. „Nicht jetzt“, fuchste die Frau. Als Darfo und Johnny bei Santa ankamen, verstanden die Männer die Welt nicht mehr. Elfenfrauen, Schmetterlingsmädchen, Frau Weihnacht und sogar ein paar Gänsemädchen trugen Plakate mit Aufschriften wie „50 Prozent!“ und „Mehr Rechte für Märchenfrauen!“ „Fest der Liebe – geteilte Freud, geteiltes Leid!!“ Doof glotzten Darfo und Johnny Santa an. „Was wollen die denn?“, hakte Johnny nach. Der Weißbart kratzte sich den Kopf und kam zu keinem Ergebnis. Alles lief wie immer, alles war normal. „Tja “, wollte er gerade etwas sagen, da bewegten sich Martha, Sonja und Frau Weihnacht auf die Männer zu. Die Elfenfrauen und Weihnachtsgänsinnen schnatterten und grölten weiter. So was konnte Santa sich eigentlich in seiner friedvollen Geheimstadt nicht bieten lassen. „Weib! Was hat das zu bedeuten“, sagte er barsch. Er hatte noch keinen Schokoladentee und keine Weihnachtsmuffins zum Frühstück bekommen. Frau Weihnacht stand immer mindestens eine Stunde früher auf, um alles fein herzumachen. Und mit leerem Magen war er immer schlecht drauf, das wusste sie nur zu gut. Nur zu gut wusste sie auch, dass er mit leerem Magen zu allem bereit war – nur um seine Leckereien zu bekommen.
Diese Geschichte wurde direkt in diesen Blog geschrieben, unkorregiert und pur. Damals gab es jeden Tag eine. Aufbereitet, korrigiert und lektoriert entstand später im Frühling/Sommer ein Büchlein daraus.
Weihnachtsgeschichten
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